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Hört euch das großartig verträumte Debüt-Album ‚Ex-Nihilo’ des australischen Produzenten Guerre an

Wir haben den exklusiven Stream.

Unbegrenzte Optionen und endlose Möglichkeiten: dem begegnen wir, wenn wir etwas kreativ erschaffen. Das kann gleichzeitig lähmend und befreiend sein, aber für den Produzenten Lavurn Lee aus Sydney, der unter dem Namen Guerre aufnimmt, war die Idee „etwas aus dem Nichts" eine Inspiration für sein neues Album Ex-Nihilo.

Lee hat ein ganzes Jahr lang in seiner Garage mit der Hilfe seines Freundes Marcus Whale von Collarbones daran geschrieben und so hat das Album Form angenommen. Vorherige Veröffentlichungen haben Lees Geschick für experimentellen R'n'B bereits deutlich gemacht und Ex-Nihilo ist nochmal eine bemerkenswerte Entwicklung; auf der Platte findet sich eine breite Palette an Tönen und Strukturen und eine fesselnde Sammlung an R'n'B-Songs, die zutiefst persönlich und gleichzeitig gespenstisch losgelöst von allem anderen sind.

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THUMP freut sich, euch die Premiere von Ex-Nihilo präsentieren zu können, das auf Guerres Label Yes Please erscheint—außerdem findet ihr hier ein Interview mit ihm.

THUMP: Ex-Nihilo ist dein erstes Album. War die Herangehensweise eine andere als bei deinen vorherigen Arbeiten?
Guerre: Ja, ich denke schon. Da das mein erstes Album war, glaube ich, dass ich nicht so richtig wusste, wie ich das Ganze angehen sollte. In gewisser Weise ist es eine Zusammenstellung an Songs, die ich in dieser Zeit geschrieben habe und die einen ähnlichen ästhetischen Flow haben. Das ist der Grund, warum ich es Ex-Nihilo genannt habe. Im Lateinischen bedeutet das „aus dem Nichts kommen". Und daher kommt das Album auch: Ich habe nächtelang auf den Computerbildschirm gestarrt, ohne große Planung oder Fokus.

Das kann ziemlich beängstigend sein, in die Leere zu starren und das Nichts zu sehen. Widmet dein Album sich im weiteren Sinne diesen Konzepten von Erschaffung und Zerstörung?
Guerre: Definitiv. Das passiert bei Künstlern, sie neigen dazu, nicht zu wissen, was sie tun. Und damit kann ich mich sehr identifizieren. Ich taste mich einfach an die Dinge heran, finde dabei Sachen heraus. Anfangs fühlt sich der Akt des Erschaffens—also einen Song zu machen—an, als wenn etwas aus dem Nichts entsteht. Ich will aber nicht, dass das wie ein Vorwand klingt. Es gibt definitiv für alles einen Ursprung, aber die Vorstellung eines unbeschriebenen Blatts… Das kann ein extrem befreiender Weg sein, Musik zu machen, denn dann gibt es keine Grenzen.

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Gab es noch andere Themen, die im weiteren Schaffensprozess von Ex-Nihilo aufgekommen sind?
Guerre: Ich denke, ein paar Themen sind aufgekommen, aber das war eher ungewollt. Viele von den Texten habe ich eher spontan geschrieben. Da steckte nicht viel Überlegung hinter, es war eher instinktiv. Ich habe mich da so reingefühlt, ähnlich wie wenn man Ideen auf der Gitarre vor sich hin klimpert, nur mit einem Laptop. Viele der Texte fühlen sich für mich selbst wie Mantras an oder Ratschläge, die mich selbst bestärken. Ich denke, das ist ein Thema.

Und dann liegt es an den Leuten, inwieweit sie sich darauf einlassen und was sie aus den Songs ziehen?
Guerre: Ja, und das ist für mich das Aufregendste. Diesen Austausch mit den Zuhörern zu haben. Es ist wirklich wesentlich dafür, wer du als Künstler bist, diese Antwort vom Publikum zu bekommen. Ich habe seit Jahren nicht wirklich etwas unter dem Namen Guerre aufgenommen und ich bin wirklich sehr neugierig, was die Leute damit anfangen können.

Du hast einen Großteil des Materials im Laufe des letzten Jahres geschrieben und wahrscheinlich auch mehr produziert, als du für das Album brauchst. Welche Kriterien hast du angewandt, um zu entscheiden, welche Songs es aufs Album schaffen?
Guerre: Ich denke, ich habe versucht zu sehen, welche Songs zusammenpassen, sich aber auch ergänzen. Beim Gesang musste ich viel nachdenken, denn im Gegensatz zu Cassius Select nutze ich beim Projekt Guerre meinen eigenen Gesang für die Songs. Die emotionale Kraft spielte für das Album eine große Rolle. Mich haben die eher emotional kraftvollen Songs angezogen.

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Bei elektronischer Musik kann technische Errungenschaft manchmal wichtiger als die emotionale Verbindung sein. Wie denkst du über das Ausbalancieren von Technik und Songwriting?
Guerre: Ich stimme zu, dass bei elektronischer Musik manchmal ziemlich viel Wettbewerb involviert ist und es fast schon wie Sport ist, bei dem es darum geht Erfolg zu haben oder so. Ich denke, es ist als Hörer—und als Produzent—ziemlich wichtig, das, was dir gefällt, herauszufiltern und sich danach auszurichten. Je mehr Sounds du hörst, desto mehr verstehst du auch, was dir gefällt. Wenn du dann Musik machst, ziehen dich diese Elemente an.

Da es in Australien keine so große Club-Infrastruktur wie in Europa gibt, habe ich das Gefühl, dass du dich elektronischer (und sogar Dance-) Musik auf eine sehr vermittelnde, fast schon zweckgebundene Art näherst. Du kannst sogar außerhalb des Ganzen sein, wenn du sie machst, ohne die ganzen Zwänge. Es fühlt sich an, als könntest du dir herausziehen, was du willst, es zu deinem Eigenen machen und das mit deiner eigenen Geschwindigkeit—was aufregend ist.

Was sind deine Pläne für den Rest des Jahres?
Mit Guerre plane ich zusätzlich zu diesem Album noch eine Australien-Tour. Vielleicht noch ein oder zwei Videos zu Songs von der Platte und ein paar Remixe. Mit Cassius Select gibt es dieses Jahr eine EP und vielleicht ein paar Singles. Und mit Black Vanilla gibt es auch eine Single und ein paar Videos. Ich habe wirklich ein paar Releases geplant…

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Ex-Nihilo erscheint am Freitag, den 4. Juli auf Yes Please / Remote Control.

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