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Barkultur

L.A.s dienstältester Bartender hat schon mehr Celebs rausgekickt als du

Wir haben uns mit Ruben, dem dienstältesten Bartender Hollywoods, über Dry Martinis, Filmstars und seine Freundschaft zu Charles Bukowski unterhalten.
Foto von Richard Parks

Willkommen zu Last Call, wo wir Bars auf der ganzen Welt besuchen, um wertvolle Ratschläge von vertrauenswürdigen Bartendern einzuholen: wie man gebrochene Herzen heilt, welche Drinks man bestellen sollte, um nicht zum Gespött der Barkeeper zu werden, und alles, was sonst noch im Leben wichtig ist.

Das Musso & Frank Grill ist als das älteste Restaurant Hollywoods bekannt, eigentlich geht man dort aber zum Trinken hin. Es ist einer der schönsten Orte, um ein bisschen zu tief ins Glas zu schauen: ein Palast mit roten Ledersofas und dunklen Holzwänden, in dem Kellner in Fliegen mit Tabletten voller Wedge Salad, Welsh Rarebit und Porterhouse Steaks herumlaufen. Zu solch einem kulinarischen Erlebnis gehören starke Cocktails. Und der Mann, der diese Cocktails das letzte halbe Jahrhundert gemixt hat, ist Ruben Rueda.

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Musso's & Frank Grill ist Rubens Wohnzimmer. Er steht seit 1967 hinter der Bar des Restaurants, das sowohl bei Einheimischen als auch Touristen und Celebritys sehr beliebt ist. Keiner hat länger hinter einer Restaurantbar gestanden als er. Ruben hat für Keith Richards (der mittlerweile nur Wasser trinkt), Charles Bukowski (wenn er zu betrunken war, brachte Ruben ihn nach Hause) und Steve McQueen (den er der Bar verweisen musste) Martinis gemixt.

Wir haben uns mit Ruben getroffen, um herauszufinden, was einen angenehmen Betrunkenen ausmacht, was man anstellen muss, um aus dem Musso's geschmissen zu werden und natürlich was das Geheimnis hinter einem perfekten Dry Martini ist.

MUNCHIES: Beschreiben Sie den perfekten Gast—die Person, der Sie mit Freude Drinks servieren. Ruben Rueda: Fröhliche Angetrunkene mag ich immer gerne. Ich mag keine Leute mit Problemen. Von denen hatten wir früher sehr viele. Mittlerweile haben wir sehr viele männliche Gäste zwischen 35 und 40. Die jungen Typen sind leichter zufriedenzustellen und weniger anspruchsvoll. Besonders New Yorker. Über die Jahre habe ich sehr viele verschiedene Leute bedient. Fast alle sind nett.

Manche Typen kommen herein und du siehst ihnen an, wie verbittert sie sind. Ich habe Steve McQueen bedient, als er mit Ali MacGraw verheiratet war. Er war sehr betrunken und fing an, sie anzuschreihen. „Friss, friss, du Hure!" Also musste ich ihn rausschmeißen.

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Haben Sie also Steve McQueen gepackt und aus dem Lokal gezerrt? Nein, nein. Ich habe ihn gebeten, das Lokal zu verlassen. Er bezahlte seine Rechnung und ging.

Bisher hatte ich in dieser Bar noch nie Angst. Das letzte Mal, dass ich jemand rausschmeißen musste, war vor drei oder vier Jahren. So ein irischer Schauspieler. Ich kann mich nicht mehr an seinen Namen erinnern. Er fing an, herumzuschreien, also sagte ich zu ihm: „Beruhigen Sie sich bitte oder sie müssen gehen." Er sagte: „Hast du überhaupt eine Ahnung, wer ich bin? Ich bin ein Filmstar.Wenn ich will, sorge ich dafür, dass dir die Fresse poliert wird." Ich antwortete: „Ich weiß, wer du bist. Und jetzt halt den Mund." Er hörte nicht auf, also sagte ich zu seinem Freund: „Sie sollten Ihren Freund nach Hause begleiten." Er sagte: „Dieser Scheißkerl hört nicht auf mich, mit dem müssen Sie fertig werden", und er stand auf und ging. Der Schauspieler sah mich an, als würde er mir gleich den Hals umdrehen. Dann zog er ab.

Sie lassen sich von Stars nicht beeindrucken. Nein. Ich behandle jeden gleich. Ich habe schon die Rolling Stones und Johnny Depp bedient. Keith Richards trinkt mittlerweile nicht mehr, er bestellt nur noch Wasser. Er ist alt, sehr alt. Mir ist völlig egal, wer vor mir steht. Wenn du Geld hast, hast du Geld. Bezahl einfach die Rechnung und das war's.

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Erzählen Sie mir von einem angenehmen Kunden. Bukowski war wie ein Bruder für mich. Ich servierte ihm viele Jahre Drinks. Wenn er zu betrunken war, fuhr ich ihn nach Hause. Ich kannte ihn, als er noch sehr arm war. Er fuhr einen Ford 200. Dann einen VW. Irgendwann kam er herein und sagte: „Weißt du was, ich hab mir gerade ein Auto gekauft. Einen BMW." Ich sagte: „Wow, das freut mich für dich." Ich kannte ihn, als er gar kein Geld hatte, als er ein bisschen Geld hatte und als er massenhaft Geld hatte. Er hat hier seine Frau kennengelernt.

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Ich unterhalte mich gerne mit den Kunden. Ich mache die Leute glücklich, das ist mein Job. Ich arbeite hier nicht, weil ich in einer Bar arbeiten möchte. Ich arbeite hier, weil ich die Leute mag, weil ich sie kenne. Deshalb bin ich früher, wenn ich getrunken habe, nur in Bars gegangen, in denen ich den Barkeeper kannte. Ich einem seiner Bücher schrieb Bukowski so etwas wie: „Das ist für alle Barkeeper, die mich gekannt haben." Das Gleiche gilt für die, die mich gekannt haben.

Trinken Sie selbst gerne? Früher schon! Ich kann mich erinnern, als Absolut Vodka herauskam und ich 15 Kartons geschenkt bekommen habe: „Für dich." Ich trank ihn und fing an, ihn nur noch in Kartons zu kaufen. Ich wurde richtig dick und aß viel, immer in unserem Restaurant. Das Prime Rib-Steak mochte ich besonders, am liebsten blutig. Ich war ein großer Fleischesser. Mittlerweile schon seit Jahren nicht mehr. Heute bin ich ein Hase, ich esse nur noch Gemüse. Ich rauche und ich trinke nicht mehr.

Worin liegt das Geheimnis eurer Martinis? Keine Ahnung. Ich versuche immer wieder, sie zu Hause zu machen. Ich verwende die exakt gleichen Zutaten, aber es ist einfach nicht das Gleiche. Es ist wahrscheinlich die Umgebung. Martinis sind meine Spezialität. Mit zwei Drinks kann ich Leute glücklich machen.

Man braucht zwei? Ja, ich glaube schon. Zuerst einen und dann noch einen. Aber das war's. Von drei oder vier wird einem vielleicht schlecht.

Ich würde sehr gerne einen Ihrer Martinis probieren. Klar. Zuerst nehme ich das Eis. Dann einen Spritzer Wermut. Manchmal schmeiße ich das Eis weg, damit nur das Glas mit Wermut beschichtet ist. Mehr Eis. Dann Wodka. Rühren. Wenn man ihn schüttelt, wird der Drink viel wässriger. Die Jungs schütteln ihn, die sind noch neu. Alle älteren Bartender rühren ihn.

James Bond lag also falsch. Ich verrate Ihnen etwas: James Bond trinkt gar keine Martinis. Ich habe ihn ein paar Mal bedient. Er trinkt Crown Royal on the Rocks.

Pierce Brosnan? Nein. Sean Connery.

Haben Sie vor, bald in Rente zu gehen? Nein. Ich habe den tollsten Arbeitsplatz der Welt. Das hier ist mein Zuhause. Ich verbringe mehr Zeit mit den Typen hier, als mit meiner Frau. Ich bin fast 64 und arbeite hier schon seit vielen Jahren, seit 47. Mein ganzes Leben. Vor fünf Monaten hatte ich eine Operation am Herz. Mittlerweile arbeite ich nur noch Teilzeit, zwei Tage die Woche. Ich möchte das hier einfach nicht aufgeben. Ich bin glücklich hier.