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Gesundheit

Kellnern ist stressiger als Neurochirurg zu sein

Eine neue Studie belegt, dass fordernde Jobs ohne jegliche Kontrolle – wie Wochenend-Brunch-Kellner auf 12-Stunden-Schichten – für die geistige und körperliche Gesundheit am schädlichsten sind.
Phoebe Hurst
London, GB

Es ist kein Geheimnis, dass Kellnern ein harter Job ist. Die langen Arbeitszeiten, die mickrige Bezahlung, die Busfahrt nach Hause, auf der man seine wunden Füße massiert, und in schlimmen Fällen die ungewollten Annäherungsversuche von betrunkenen Gästen.

Und obwohl wir das wissen, war wahrscheinlich jeder bezahlende Restaurantgast schon mal ein bisschen pampig, als die Kellnerin zum dritten Mal das falsche Getränk brachte oder nicht in der Lage zu sein schien, sich daran zu erinnern, dass du auf gar keinen Fall Koriander auf deinem Essen haben wolltest.

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Wie es aussieht, verdienen die fleißigen Kellner und Kellnerinnen jedoch viel mehr Respekt, als ihnen viele von uns zukommen lassen.

Laut einer neuen Studie zählen fordernde Jobs, in denen die Angestellten wenig Kontrolle haben—hallo, Brunch-Kellner mit 12-Stunden-Schichten—zu den schädlichsten für die körperliche und geistige Gesundheit.

Forscher der Southern Medical University in Guangzhou analysierten Daten von 138.700 Teilnehmern aus sechs vorhergehenden Studien über arbeitsbezogene Gesundheit.

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Mit Hilfe dieser Informationen teilten sie verschiedene Jobs in vier Kategorien ein, basierend auf der Kontrolle und der psychologischen Belastung der jeweiligen Position. Jobs, die wenig fordernd sind und bei denen man wenig Kontrolle hat wurden als „passiv" bezeichnet, Berufe mit viel Kontrolle wie Architekt oder Wissenschaftler fielen in die Kategorie „wenig Stress" und fordernde Jobs mit viel Kontrolle (Ärzte, Lehrer) waren „aktiv".

Die Kategorie „viel Stress" enthielt Jobs, die zwar fordernd sind, aber bei denen man über wenig Kontrolle verfügt. Ja, genau—unser guten alten Freunde, die Kellner.

Die Forscher fanden heraus, dass Kellner durchschnittlich ein 22 Prozent höheres Risiko für einen Schlaganfall haben als jene, deren Job in die Kategorie „wenig Stress" fällt. Für Frauen liegt das Risiko sogar bei 33 Prozent an.

Architekten und Wissenschaftler neigen zwar zu Bluthochdruck, arbeitsbedingter Stress hängt jedoch hauptsächlich damit zusammen, ob man in seinem Job über Kontrolle verfügt und respektiert wird. Ein Neurochirurg ist vielleicht am Ende des Arbeitstages ausgelaugt, aber er fühlt sich bestimmt mehr wertgeschätzt als die Kellnerin, die gerade von dem entzückenden Kind eines Gastes mit Sauce begossen wurde und trotzdem kein Trinkgeld bekommen hat. Aus diesem Grund haben Personen in Positionen mit viel Kontrolle, aber wenig Anstrengung kein höheres Risiko für Schlaganfälle oder Herzprobleme.

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Lange, unregelmäßige Arbeitszeiten werden oft mit schlechter Gesundheit in Verbindung gebracht. Die Forscher der Studie merkten an, dass Kellner dazu angestiftet werden, zu trinken und zu rauchen—beides nicht gerade förderlich, wenn man Herzprobleme oder geistige Erkrankungen vermeiden möchte.

Dingli Xu von der Southern Medical University sagte: „Arbeitsbedingter Stress steht in Zusammenhang mit Herzkrankheiten, aber Studien über arbeitsbedingten Stress und Schlaganfälle haben keine konstanten Ergebnisse hervorgebracht. Es ist möglich, dass stressige Jobs zu ungesünderem Verhalten wie schlechter Ernährung, rauchen und zu wenig körperliche Aktivität führen."