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Safer Use

Das hier sind die Ergebnisse aus über 2.000 aktuellen Drogentests

Speed, Kokain, Ecstasy: Bei allen "Partydrogen" halten gefährliche Trends in der Zusammensetzung an.

Symbolfoto von tanjila ahmed/Flickr, CC BY 2.0

"Man sollte die Konsumenten nicht dadurch doppelt bestrafen, dass man ihn nicht herausfinden lässt, was genau er konsumiert."* So formulierte die Berliner Clubcommission neulich gegenüber THUMP, warum sie sich für eine Legalisierung des Drug Checkings in Deutschland einsetzt. Da das bis heute allerdings nicht geschehen ist, sind deutsche Drogenkonsument*innen weiterhin auf anderweitige Informationen angewiesen, um sich über aktuelle Risiken aufzuklären.

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Praktisch alle unsere Erkenntnisse über die Zusammensetzung gegenwärtiger Pulver, Pillen & Co (und damit auch lebensrettende "Pillenwarnungen") stammen somit aus Nachbarländern wie den Niederlanden, Österreich und der Schweiz, etwa von der Schweizer Organisation saferparty.ch. Diese testet und berät im Drogeninformationszentrum DIZ und mittels mobiler Drug-Checkings auf Partys in Zürich.

Wie ihr jetzt veröffentlichter Abschlussbericht zum Testjahr 2016 zeigt, haben die Schweizer*innen noch nie so viele Proben getestet wie im letzten Jahr, nämlich 2.078. Wenngleich die 887 Kokainspitzen und 411 Speedpulvern und -Pasten sowie 210 Ecstasy-Tabletten darunter noch "nicht [mal] repräsentativ für den gesamten Substanzmarkt der Stadt Zürich" sind, geschweige denn für Drogen in der Schweiz oder Deutschland.

Und da trotz solcher Einschränkungen diese Daten weiterhin hilfreicher sind als gar keine Daten, haben wir für dich nachfolgend die jeweils wichtigsten Erkenntnisse zu Kokain, Amphetamin/Speed und Ecstasy/MDMA und etwaigen Risiken für Immun- und Herz-Kreislauf-System heraus destilliert.

Kokain

Das in Zürich getestete Kokain ist so rein wie noch nie: Erstmals hatte mehr als die Hälfte aller Proben einen Reinheitsgehalt von 80 oder noch mehr Prozent. Der Mittelwert betrug 2016 76,7% – zum Vergleich: Auf dem Tiefstand 2009 waren es noch 41,7%. Jetzt waren hingegen sogar fast 45% Prozent komplett rein.

Beim Rest bleibt dennoch ein gefährlicher Trend bestehen: Nahezu alle gestreckten Proben enthielten das in der Tierhaltung angewandte Entwurmungsmedikament Levamisol. Dieses stellt vor allem durch "Langzeitfolgen wie eine Schwächung des Immunsystems" eine Gefahr für deinen Körper dar, so saferparty.ch. Den Einsatz von Strychnin oder Rattengift als Streckmittel konnten die Analysen wiederum nicht belegen – "es handelt sich dabei wohl eher um einen Mythos", urteilen die Tester*innen.

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Aber auch die hohe Zahl reiner Proben ist alles andere als ungefährlich: Wer als Konsument*in seinen/ihren Konsum nicht anpasst, sprich: entsprechend reduziert, setzt sich möglicherweise einer Überdosierung aus, was Folgen bis hin zu einem Herzinfarkt haben kann.

Visualisierung von saferparty.ch

Amphetamine/Speed

Der ertestete Amphetamingehalt in Speedpulvern hat sich zwischen 2015 und 2016 kaum verändert: Der Mittelwert lag dieses Mal bei 44,6%, statt 44,3. Das wird auch dadurch bedingt, dass die Schwankungen in der Reinheit weiterhin sehr stark sind. Für dich, solltest du Speed konsumieren, bleibt es damit schwer abschätzbar, welche Risiken das vorliegende Gemisch birgt. saferparty.ch verweisen auch deshalb einmal mehr auf ihre eindringlich ihre Safer Use-Regeln für die Droge und raten vor allem dazu, zunächst stets niedrig zu dosieren.

Mit Abstand am häufigsten wird hier weiterhin übrigens mit Koffein gestreckt.

Ecstasy/MDMA

Die Schweizer Pillentests sind sicherlich am relevantesten für deutsche Konsument*innen, ist es doch bei Ecstasy vermeintlich leichter zu erkennen, ob du die getestete Runde gerade selbst vor dir hast. Doch Achtung!

Erstens, können auch in Farbe und Prägung praktisch identische Pillen unterschiedlich produziert und damit auch unterschiedlich zusammengesetzt sein – es gibt also so oder so keine hundertprozentige "Sicherheit". Zweitens, wird immer weniger gestreckt, aber der mittlere MDMA-Gehalt ist bei den saferparty.ch-Ergebnissen nochmals drastisch angestiegen. Befand er sich seit 2011 (europaweit) ohnehin auf einem neuen Hoch und wuchs immer weiter an, enthielten 2016 mittlerweile drei von vier Pillen mehr als 120 mg MDMA und fast jede fünfte sogar mehr als 200 mg.

Ab 120 mg können dabei ernsthafte körperliche Nebenwirkungen von "Kiefermahlen" und Muskelzucken bis hin zu einer den Kreislauf lebensgefährlich belastenden Überhitzungsgefahr auftreten.

Umso wichtiger ist es deshalb, auch hier die entsprechenden Safer Use-Regeln zu befolgen.

Visualisierung von saferparty.ch

*Unbedarfter Drogenkonsum kann schwere körperliche und psychische Schäden verursachen. THUMP will dich nicht zum Konsum animieren, wohl aber dazu, dass du dich, solltest du Drogen nehmen, möglichst gut darüber informierst. Alle unsere Artikel zum Thema "Safer Use" findest du hier.