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Ski-Star Marcel Hirscher fast von einer Kameradrohne erschlagen

Es ist soweit: Die Maschinen rebellieren.

Slalom skier Marcel Hirscher almost hit by big camera drone. pic.twitter.com/3oG7rieSzS
— Car Crash TV (@Crashingtv) December 22, 2015

Jetzt ist es also passiert. Die Technik hat sich vor laufender Kamera gegen den Menschen gewandt. Und das ausgerechnet dort, wo der Mensch sonst die Technik überwindet: bei einem Sport-Event. Gut, eigentlich war es nur ein ganz bestimmtes Stück Technik—und auch nur ein sehr bestimmter Mensch.

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Genau genommen knallte eine TV-Drohne am Dienstag beim Slalom von Madonna di Campiglio wenige Zentimeter hinter Marcel Hirscher auf die Piste. Der 4-fache Weltmeister blieb unverletzt, gab aber kurz nach der Abfahrt ein Interview, in dem er den Vorfall als „absolute Frechheit" bezeichnete.

Ich wusste nicht, was das ist. Aber irgendetwas habe ich gespürt. (…) So etwas kann, darf aber nicht passieren. Da darf man gar nicht nachdenken, was da hätte passieren können.

Wer mit Sportlersprache ein bisschen vertraut ist—„Habe das Beste gegeben", „Verdiente Führung für den Kollegen", „Schade, aber kann man nichts machen" und so weiter—, der weiß, dass das Statement des 26-Jährigen für Skifahrer-Verhältnisse das Nächstbeste zu einem cholerischen Anfall war. Auf seine Fahrt hatte das Ganze zum Glück keine nennenswerten Auswirkungen: Hirscher holte sich den zweiten Platz und damit die Weltcup-Gesamtführung. Ärgern kann man sich aber trotzdem.

FIS-Renndirektor Markus Waldner wird sogar noch ein Eck konkreter und nannte den Drohnenabsturz eine „Schweinerei", mit der wir—also: die FIS, der Hirscher, die Menschheit—nur knapp an einer Katastrophe vorbei geschrammt wären und versprach außerdem: „Ob es erlaubt ist oder nicht—in Zukunft wird [die Drohne] sicher nicht mehr eingesetzt werden."

Wenn Waldner seinen Willen bekommt, könnte die Fernsehkarriere der Drohne also schon bald vorbei sein. Damit würde die kleine Vier-Rotoren-Kamera dasselbe Schicksal ereilen wie zuvor bereits der Vogelperspektiven-Kamerakran beim Skispringen oder die 360-Grad-Rundum-Kamera bei der Super Bowl, die Matrix-mäßige Standbilder von Touchdowns ermöglichte.

Vielleicht ist die fliegende Späh-Kamera einfach viel besser für die militärische Aufklärungsarbeit geeignet als für das (Sport-)Fernsehen. Bei der US-Army erlebt die Drohne jedenfalls weiterhin Höhenflüge: Hier werden aktuell sogenannte Gremlin-Drohnen entwickelt, die in Schwärmen zur Erkundung ausrücken und von Flugzeugen wieder eingesammelt werden sollen. Im Sport verhalten sich die Drohnen währenddessen selbst wie Gremlins.

Aber wenn man bedenkt, wie viele neue Kameraentwicklungen im Sport-TV schon ihr Ende gefunden haben, ist das gar nicht so verwunderlich. Sportfernsehen ist das Testfeld der Technik und der Friedhof der Prototypen. Kein Wunder, wenn die Maschinen da rebellieren.

Markus auf Twitter: @wurstzombie