Milchgeile Hindu Götter Korn und Ahmadinedschad

Der Saal in dem die Infoveranstaltung der Share International Foundation (in Folge SIF genannt), stattfindet, wirkt fast ein wenig nüchtern, gemessen an den großen Versprechungen, die sie verlautbaren. Noch ist wenig von Maitreyas göttlicher Präsenz zu spüren. Aber das wird sich bald ändern, denn das „bedeutendste Ereignis unseres Zeitalters“ steht kurz bevor! Maitreya und die Meister der Weisheit werden in Kürze als Ratgeber der Menschheit ins Rampenlicht treten. In den USA, sowie Mexiko und Brasilien hat Maitreya schon zahlreiche TV-Interviews gegeben. Aber natürlich inkognito. Und es existieren auch keine Videoaufzeichnungen von diesem Ereignis im Netz, oder sonst wo, denn auch das Internet unterliegt Maitreyas göttlicher Lenkung.

Das behauptet zumindest Benjamin Creme, Künstler, Buchautor und Vortragsreisender, der seit 30 Jahren in telepathischem Kontakt zu Maitreya steht und als Sprachrohr dessen Botschaft verbreitet. In Fragen der Authentizität von Wundern und Erscheinungen ist er die einzige und absolute Instanz. Creme ist bei dem Treffen im 9. Bezirk jedoch nicht vor Ort.

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Durch den Abend führt ein etwas in die Jahre gekommener, nicht unsympathischer aber etwas verloren wirkender ehemaliger Netzwerktechniker, der durch kleine Wunder, die ihm im Alltag widerfuhren auf die baldige Ankunft des Erretters aufmerksam geworden ist. Im Publikum sitzen um die 15 Personen, der Altersschnitt liegt irgendwo zwischen 35 und 4. Männer- und Frauenanteil ausgeglichen. Eröffnet wird der Abend mit einer esoterischen Einführung in das Wassermannzeitalter. 

Schnell wird klar, dass sich diese Vereinigung aus allen existierenden Religionen und esoterischen Zirkeln, Elemente herauspickt um sie dann zu einer wenig durchdachten, aber umso bunteren Collage neu zusammenzusetzen. Als Beweis, dass die Ankunft des Erlösers bald stattfinden wird, werden Bilder von Marienerscheinungen auf amerikanischen Glasfassaden und doppelbelichtete Fotos, gefolgt von milchtrinkenden Hindustatuen gezeigt. Durstige Biester.

Außerdem weint ein libanesisches Mädchen Kristalltränen und Ufologie spielt auch eine Rolle. Die Vorstellung, die „Raumbrüder“, wie sie sie nennen, stammen vom Mars könnte man schon fast als charmant bezeichnen. Sie beschenken uns mit kreativen Ergüssen wie zum Beispiel dem „Marree Man“ einer 4,2 Kilometer großen Erdzeichnung, die 1998 in Australien entdeckt wurde. Blöd nur für Maitreya, dass es in Zeiten von GPS (das damals schon für militärische Zwecke genutzt wurde) eine solche Erdzeichnung keines extraterrestrischen Wunders mehr bedarf, sondern nur mehr eines gewitzten Land Artists mit GPS Empfänger.

Auch die allseits bekannten Kornkreise werden als Hinweis der baldigen Ankunft des Erlösers gedeutet. Da sieht man, dass Maitreya bzw. Creme nur selten online ist, denn sonst wäre er sehr schnell auf diese Seite gestoßen. Muss ein tolles Gefühl sein, die ganze Welt verarscht zu haben.

Demnach ist das spektakulärste, das man in einem Kornfeld finden kann, ein Kornkreis, in dem gerade Korn spielen. Aliens wird man dort sehr wahrscheinlich nicht finden.

Hier die Circlemakers in Kooperation mit Korn:

Sollte Benjamin Creme, Jonathan Davis als offizielles Sprachrohr Maitreyas bestätigen, lässt sich über eine Mitgliedschaft bei SIF durchaus diskutieren. Aber vielleicht stimmt auch folgender Artikel:

Maitreya, der Supererlöser. Christus bei den Christen, Messias bei den Juden, bei den Hindus eine Reinkarnation Krishnas, bei den Buddhisten der Maitreya-Buddha und Imam Mahdi bei den Moslems. Die wurden erst vor ein Paar Jahren Zeuge einer Offenbarung Maitreyas (bestätigt von Benjamin Creme), der dem Ahmadinedschad bei seinem Auftritt bei der UN Vollversammlung im Jahr 2005 eingefahren ist und die Mahdi-Erwartung zum politischen Konzept erhoben hat.

Anhand dieses komplett aus dem Zusammenhang gerissenen Ereignisses sieht man wie zufällig die Auswahl der Ereignisse stattfindet, die die Maitreyaner für ihre Zwecke umdeuten. Bullshit wird zu Bullshit transformiert. Einzig positiver Aspekt: Die SIF hat keine Langstreckenraketen.

Aber es dauert nicht mehr lange und Maitreya wird sich über Fernsehnetzwerke der Weltöffentlichkeit präsentieren. Und die, die keinen Fernseher haben? Keine Angst auch für jene armen Sünder ist gesorgt, die empfangen die Nachricht des Heilands nämlich auf telepathischem Wege…

Man merkt die SIF ist etwas in die Jahre gekommen und bräuchte dringend ein Update. Viel zu phantasielos, allgemein und widersprüchlich kommen ihre Ansichten daher, die Wunder beeindrucken heute nur noch Leute, die die letzten 20 Jahre bei den Raumbrüdern hinterm Mond verbracht haben. Und gegendert wird auch nicht. Die Vorstellung von Maitreya als Frau oder Transgender Person trifft auf ein Nicht-Mal-Schulterzucken. Ganz zu schweigen von den Raumschwestern.

Ob die Darbietung jemanden von den Zuhörern wirklich beeindruckt hat bleibt ungewiss. Auch das junge Mädchen, eine Reihe weiter vorn, mit dem Undercut und den Tattoos, das alles fleißig mitgeschrieben hat, lässt nicht durchblicken, was ihre wahre Motivation heute Abend war.

Das „Share International Magazine“ gibt es angeblich in 70 verschiedenen Sprachen und macht sich stark für den Weltfrieden und spirituellen Wandel und wettert gegen Atomkraft. Alles nichts Neues und nicht mal gut geklaut. Aber großer Pluspunkt: Ufo-Berichte! 

Eine besonders starke Faszination geht von der Share International Foundation nicht aus, sie sind lediglich esoterische Allrounder, die im ohnehin seichten Fahrwasser der übrigen Religionen dahin dümpeln.