Yosuf Mindkar, der Gesundheitsminister Kuwaits, hat bekannt gegeben, dass Kuwait ein System zur Erkennung Homosexueller entwickeln wird. Jeder der in das Land immigrieren möchte, soll bei der Einreise einer entsprechenden Untersuchung unterzogen werden.
Mindkar möchte die geplante Überprüfung in die obligatorische klinische Untersuchung integrieren, der von potentiellen Einwanderer unterzogen werden, sobald sie einen der Golf-Kooperationsstaaten – Bahrain, Kuwait, Oman, Katar, Saudi Arabien und die Vereinten Arabischen Emirate – betreten.
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In all diesen Ländern wird Homosexualität für eine Straftat gehalten. In Kuwait können dich homosexuelle Handlungen für bis zu 10 Jahre ins Gefängnis bringen. In einigen der anderen Länder kann dies sogar zur Todesstrafe führen.
Die klinischen Untersuchungen sollen grundsätzlich sicherstellen, dass die Ausländer, die in die arabischen Länder einreisen wollen, gesund sind. Mindkar will die Gelegenheit nutzen um härter durchzugreifen und sich mit dem Anstieg der schwulen Bevölkerung auseinanderzusetzen. „Wir werden strengere Maßstäbe etablieren, die uns helfen die Schwulen besser ausfindig zu machen und ihnen dann die Einreise verweigern,“ erklärte Mindkar kuwaitischen Zeitung Al Rai (eine englische Übersetzung findest du bei Gulf News).
Neben all den Fragen, die wir uns angesichts von Gay-Grenzkontrollen stellen – Verletzung internationaler Menschenrechten, das Verschwenden von Geld und Mühe für etwas so Diskriminierendes und Nutzloses – wundern wir uns auch, nach welcher Methode das überhaupt funktionieren soll.
Im Interview mit Al Rai hat Yosuf Mindkar sich hierzu nicht weiter geäußert, was vielleicht mit dem kleinen Problem zusammenhängt, dass keine Technologie zur objektiven Messung von Homosexualität bei Grenzübertritt zur Verfügung steht. Aber wäre soetwas überhaupt theoretisch möglich?
Wenn wir eines noch gebrauchen können, dann sind es dürftige oder dumme Erklärungsmethoden von Technologie und Wissenschaft, um herauszufinden, wer welche sexuelle Neigung hat. Eine der Strategien ist das komplette Eintauchen in die Welt der Klischees, so wie es jene französische App macht, die Müttern helfen will herauszufinden, ob ihre Söhne schwul sind. Die Technik der französischen App besteht aus eine Reihe von, wie Jezebel es formuliert, „fürchterlichen, stereotypischen Fragen,“: „Kleidet er sich gerne gut und schenkt seinen Outfits besonders viel Aufmerksamkeit?“ oder „Mag er Musicals?“
DIE IDEE DER WISSENSCHAFTLICHEN VERMESSUNG VON SEXUELLER PRÄFERENZ.
Solche Konzepte möchte ich gar nicht eines weiteren Kommentars würdigen. Es gibt aber noch weitere Versuche die sexuelle Präferenz nach objektiven Kriterien beurteilen zu können. Letztes Jahr machte Joshua Tabak, Forscher der Universität Washington, mit seiner gewagten Aussage Schlagzeilen, dass man auf Grund von körperlichen Merkmalen erkennen könne, wer schwul sei und wer nicht, auch wenn man davon kulturelle Aspekte, wie die Frisur, ausnehmen müsse.
„Solltest du dich auf die wissenschaftliche Bestimmung von Homosexualität im Alltag verlassen? Wahrscheinlich nicht,“ schrieb Tabak in einer Kolumne der New York Times, kurz nachdem seine Geschichte im Journal PLoS ONE veröffentlicht wurde. „Die Genauigkeit unserer Untersuchung lag in den Experimenten bei 60 Prozent. Die Fähigkeiten der Technik sind also alles andere als professionell. Aber es beweist, dass es einen solchen Test wirklich geben kann.“
Theoretisch könnten die Gesundheitsbeamten in Kuwait also auf die Idee kommen solche Ansätze in ein wissenschaftlich inspiriertes ‚Schwulen-Erkennungs-Programm‘ umzuwandeln. Aber Joshua Tabak sagt, die Genauigkeitsrate wäre nicht im Ansatz ausreichend. Ich glaube, dass die Schwierigkeit hier etwas tiefer liegt als nur auf der Ebene von Ungenauigkeiten statistischer Wahrscheinlichkeit.
Wir haben schon genügend andere homophobe Einschränkungen durch Regierungen gesehen. Diesen Sommer hat Russland ein Gesetzt durchgesetzt, welches dem Staat das Verhaften von Personen erlaubt, die öffentlich Homosexualtitä unterstützen. Das schließt in beabsichtigter Willkür vieles mit ein: vom romantischen Händchen halten mit einer gleichgeschlechtlichen Person bis zum Tragen einer Regenbogenflagge.
Dabei müssen wir nicht einmal in den Osten schauen, um auf homophobe Einwanderungsgesetze zu stoßen . 22 Jahre lang haben die USA versucht HIV-Positive Ausländer nicht einreisen zu lassen. Dies war durchaus eine Diskriminierung von Homosexuellen: „Jahrelang haben wir uns geweigert AIDS als das anzuerkennen, was es ist. Es war angeblich nur die ‚Schwulenkrankenheit‘,“ sagte Obama, als er vor ein paar Jahren das Gesetzt auflöste.
Der Plan Kuwaits wird am 11. November, beim nächsten Meeting des Golfkooperationsrates diskutiert. Es wird interessant sein zu sehen, ob der Rat Kuwait grünes Licht geben wird.
Ob die Kriterien sich nun danach bestimmen, dass jemand Sport mag, ob die Phallografie zum Einsatz kommt, oder ob die Maße des Kopfes berechnet werden; es wäre sicher nicht das erste mal in der Geschichte der Menschheit, dass fragliche Wissenschaftspraktiken dazu dienen, um eine Verfolgung aus Angst und Hass zu legitimieren. Und sowas ist noch nie gut ausgegangen.