Anfang der Woche hast du dir vorgenommen, auch ja deine 5 am Tag zu essen, und hast deine Obstschale mit Äpfeln, Bananen und Orangen gefüllt. Doch mittlerweile ist Mittwoch und deine Motivation, gesund zu essen, hat schon einen Dämpfer bekommen: Die Äpfel sind matschig, die Bananen bereits braun und auch die Orangen werden wohl nicht bis morgen überleben.
Doch was wäre, wenn ein Filterpapier den Inhalt deiner Obstschale und deines Gemüsefachs noch ein paar Tage länger frisch halten könnte (oder zumindest so lange, bis du deinen 3-Uhr-morgens-Hunger mit einer Banane stillst, statt zur Schokolade zu greifen)?
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Seit einigen Jahren arbeitet das Unternehmen It’s Fresh, das Technologien für die Frischhaltung von Essen entwickelt und Niederlassungen in den USA und Großbritannien hat, an einem speziellen Filterpapier. Das soll, wenn es mit den Produkten verpackt wird, den Reifeprozess von Obst und Gemüse verlangsamen.
Das Papier wird derzeit von Obst- und Gemüsebauern und -lieferanten verwendet, damit die Produkte während des Transports und im Supermarktregal frisch bleiben, doch vor Kurzem testete das Londoner Restaurant Canteen das Papier auch in seiner Küche aus. Das Experiment war ein voller Erfolg, denn die Köche meinten, dass sie weniger vergammeltes Obst und Gemüsewegschmeißen mussten.
Wir haben uns mit Simon Lee, Mitbegründer von It’s Fresh!, unterhalten, um herauszufinden, wie das Filterpapier funktioniert und ob man damit Lebensmittelverschwendung in der Gastronomie bekämpfen könnte.
MUNCHIES: Hi Simon. Wie funktioniert das Filterpapier von It’s Fresh?
Simon Lee: Das Papier absorbiert Ethen (ein Reifegas, das von Obst und Gemüse freigesetzt wird), es entsteht eine Schutzatmopshäre um die Produkte und der gesamte Reifeprozess wird verlangsamt.
Unsere Filter werden kurz nach der Ernte, beim Transport und beim Umverpacken in kleinere Verpackungen für den Einzelhandel genutzt.
Nehmen wir mal an, ich habe eine Birne gekauft und die liegt nun zu Hause. Wie viel länger hält sie sich, wenn sie mit dem Filterpapier verpackt ist?
Das hängt von dem Produkt und der Umgebung, in der es aufbewahrt wird, ab. Normalerweise bis zu circa vier Tage statt rund zwei.
Früher kaufte man eine Birne oder eine Avocado, packte sie zum Reifen ein paar Tage in eine Schale. Wenn man sie dann nicht zum richtigen Zeitpunkt gegessen hat, wurde sie überreif.
Jetzt kann man Produkte im Supermarkt kaufen, die bis zu einem bestimmten Grad gereift wurden und die man sofort essen kann. Doch wenn man sie doch nicht am selben Tag essen will, wären sie am nächsten weich oder überreif. Durch unsere Technologie bleiben Produkte, die essreif gekauft werden, auch noch zwei oder vier weitere Tage frisch.
Halten sich Obst und Gemüse nicht länger, wenn man sie im Kühlschrank aufbewahrt?
Durch die Kühlung werden die Produkte kalt gelagert, ihre Atmung wird verlangsamt und so kann man sie überallhin transportieren.
Doch selbst mit Kühlung ist es immer noch schwer, das Produkt von A nach B zu bringen und gleichzeitig die Qualität zu erhalten. Man braucht etwas, das die Erzeuger schon bei der Ernte verwenden können und das über die gesamte Lieferkette beim Produkt bleibt – auch zu Hause beim Kunden.
Die Küche des Canteen in London hat vor Kurzem das Filterpapier ausprobiert. Glaubst du, das wäre etwas für Restaurants generell?
Die Gastronomie ist einer der Bereiche, in die wir gehen wollen. Der Leiter des Canteen hat unsere Filter im Supermarkt gesehen und festgestellt, welchen Unterschied sie beim Obst machen. Das Restaurant kauft Obst und Gemüse in großen Mengen, durch die Filter haben sie mehr Zeit, die Produkte zu verarbeiten und dabei die bestmögliche Qualität zu behalten.
Wird es das Filterpapier auch irgendwann für zu Hause geben, damit die Leute nicht mehr so viel verschwenden, nur weil es zu schnell schlecht wird? Vielleicht als Obstschale ausgelegt mit dem speziellen Papier?
Für den Hausgebrauch sehen wir definitiv Möglichkeiten für das Filterpapier. Doch das Format wäre wahrscheinlich nicht das gleiche, weil wir sie jetzt für die Lieferkette entwickelt haben und es wäre nur zur Einmalbenutzung. Ich denke, es wird eine Verbraucherversion geben, die etwas anders aussehen könnte und einfacher zu handhaben sein wird.
Alles, was hilft, Frische und Qualität länger zu erhalten, und was den Menschen die nötigen Informationen vermittelt – wie man Produkte aufbewahrt, wie man das Beste aus ihnen herausholt und wann man sie am besten isst –, kann helfen, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.
Vielen Dank für das Gespräch, Simon.