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Mit diesem neurologischen Trick kannst du dir alles merken

Wie oft bist du schon durch den Supermarkt geirrlichtert und wusstest partout nicht mehr, was eben noch zuhause im Schrank gefehlt hat? Du bist nicht allein.

Tatsächlich gibt es aber einen uralten, verblüffend effektiven Trick, mit dem du auch das löcherigste Gedächtnis überlisten kannst und dir beliebige Gegenstände unheimlich einfach merken kannst. Dafür musst du keine Hirntrainings-Apps runterladen und auch deine Ernährung nicht umstellen. Du brauchst noch nicht mal Zettel und Stift, sondern nutzt nur die Kraft deines eigenen Gehirns.

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Und so funktioniert’s: Sagen wir, du musst dir zehn Gegenstände merken. Stell dir nun einen Raum vor, den du schon tausend Mal gesehen hast—deine Wohnung würde sich anbieten, aber auch dein Weg zur Arbeit oder ein Computerspiel-Level funktioneren wunderbar. Jetzt legst du die Gegenstände gedanklich nacheinander an verschiedenen Orten in der Wohnung ab, auf die du beispielsweise deinen Blick beim Aufstehen richten würdest. Je absurder, desto besser: Spargel auf den Wecker. Katzenfutter unter’s Kissen. USB-Kabel schlängeln sich über den Teppich. Im Zahnputzbecher liegen Batterien. Und aus dem Wasserhahn kommt Ayran.

Hast du alles untergebracht, geh den Raum gedanklich nochmal ab. Verblüffenderweise ist es viel einfacher, sich an die Dinge zu erinnern, wenn sie nicht lose herumschwirren, sondern mit einer weiteren Variable verknüpft sind—sozusagen festgenagelt. Unser räumliches Erinnerungsvermögen überlistet dann unser manchmal recht unzuverlässiges Kurzzeitgedächtnis.

Dieser geniale neurologische Trick nennt sich Loci-Methode. Auf Englisch hat sie einen noch viel schöneren Namen: Memory Palace. Selbstverständlich kannst du in deinem Gedächtnispalast auch anbauen: Wenn du zehn Gegenstände im Schlafzimmer abgelegt hast, geh in Gedanken einfach weiter in die Küche und verstau weiteres Wissen. Nach oben sind kaum Grenzen gesetzt. Es soll Leute geben, die auf diese Weise für die bei Medizinern gefürchtete Physicum-Vorprüfung gelernt und sie mit links bestanden haben.

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Ha! Wenn ich das kann, kannst du das auch | Bild: Screenshot New York Times The Upshot

Mit einem kleinen Spiel der New York Times kannst du selbst testen, wie gut die Mnemotechnik des Gedächtnispalasts funktioniert. Versuche, dir eine Einkaufsliste zu merken, indem du zehn Artikel in deinem gedanklichen Schlafzimmer ablegst. Anschließend sollst du aus hunderten Produkten die richtigen auswählen. Die Informationsverankerung klappt auch so gut, weil du etwas Unbekanntes auf etwas Vertrautes fixierst. Bei dem kleinen Test der New York Times (der übrigens bei jedem Durchgang etwas anders aufgebaut ist) haben 37 Prozent aller Leser auf Anhieb 100 Prozent erreicht.

Die Loci-Methode ist so bewährt, dass sie nicht nur von Sherlock Holmes, sondern auch von den alten Griechen sehr gern benutzt wurde. Das hat auch einen Grund, denn ein zentraler Teil der antiken Bildung bestand aus dem drögem Auswendiglernen alter Schinken. Handschriften waren selten und deshalb teuer. Cicero, ein begnadeter Redner, lernte seine eigenen Ansprachen auswendig, indem er in Gedanken das Forum in Rom umrundete. Am Brunnen der erste Satz, neben dem kleinen Tor der zweite, das erste Knaller-Argument bei der Lücke im Gemäuer, und so weiter.

Es gibt auch eine schöne Legende zur Entdeckung der Methode. Simonides von Keos war ca. 500 v. Chr. auf einer Party bei Skopes eingeladen, verließ jedoch kurzzeitig sein Haus. In seiner Abwesenheit krachte die Decke des Hauses herunter und begrub die Feiergäste unter sich.

Simonedes fiel als einzigem Überlebenden die unglückliche Aufgabe zu, die bis zur Unkenntlichkeit zerquetschten Gäste zu identifizieren. Um nicht im Schutt wühlen zu müssen, visualisierte er den Festsaal und die Gäste, die sich darin vor dem Einsturz aufhielten—und fand heraus, dass es den Menschen sehr leicht fällt, sich an etwas zu erinnern, sobald eine räumliche Verknüpfung dem Gehirn dabei als Stütze dient.

Heute wie damals ist das ein sehr befriedigendes Gefühl.