Unauffällig, das ist dein Ding im Büro, gell? Pünktlich um 9 Uhr bist du da, pünktlich um 17.32 wieder weg, nicht wahr? Exakt um 17:00 Uhr zu gehen, das traust du dich nicht, also sitzt du noch ein, zwei Minuten untätig da, bevor du deinen Monitor ausschaltest oder deinen Laptop zuklappst. So macht man das: einchecken, auschecken, nur etwa ein Drittel deiner Kolleginnen und Kollegen kennt deinen Namen. Und das wirst du jetzt wie lange machen? 30 Jahre? 40? 50 Jahre? 50 Jahre könntest du das machen? Scheiße! Ja, das kann passieren, wer weiß? 50 fucking Jahre! Nur weiter so, halt schön den Kopf unten!
Nein, nein, nein! Was du brauchst, ist Power, le pouvoir, Macht. Macht kannst du dir auf verschiedene Arten verdienen: durch anerkannte Kompetenz in deinem Tätigkeitsbereich (lol); eifriges Netzwerken und sich mit den richtigen Menschen gutstellen (lol); länger und härter arbeiten als alle anderen, um aus der grauen Mitarbeitermasse herauszustechen (rofl).
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Alles unbrauchbar! Was du brauchst, sind Abkürzungen und Tricks wie Bernd Stromberg. Du brauchst erprobte Office-Power-Moves. Und genau deswegen haben wir dir hier jeden erdenklichen Macht-Move zusammengetragen, den du bringen kannst und solltest. Hintergehe deine Kollegen, setz fiese Gerüchte in die Welt, überflieg den Wikipedia-Eintrag zu Machiavellismus und fang an, dich besser als deine Chefin zu kleiden. Wenn du dich an unsere Tipps hältst, schmeißt du den Laden nächstes Jahr. Los geht’s!
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UNFASSBAR LAUT TELEFONIEREN – IDEALERWEISE IM STEHEN, DOPPELT-IDEALERWEISE SCHREITEND
Zielt dieser ganze, ellenlange Artikel in Wahrheit nur auf diesen Typen in unserem Büro ab, dessen Namen niemand kennt, der aber jeden Tag drei bis vier Telefonate führt? Allerdings keins davon an seinem Platz – wo es vollkommen OK wäre, rumzulaufen und laut zu reden, ist ja sein Bereich –, nein, jedes Mal steht er auf und schleicht plötzlich hinter unseren Tischen herum, den Redaktionstischen, und brüllt dabei in sein Headset, also, er brüllt richtig.
Nein, ich habe diesen Mann gerade frei erfunden und mit ihm das ganze Szenario. Ich bin einfach ein talentierter Autor mit lebendiger Vorstellungskraft.
EINE TISCHFESTUNG ERRICHTEN
Bürohierarchien sind diffizile Konstrukte, bestimmt von ungeschriebenen Regeln, die spinnennetzartig über den verschiedenen Abteilungen liegen – zerbrechlich und unzerstörbar zugleich. Eine dieser Regeln lautet anscheinend: Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen dem ominösen Haufen Mist auf deinem Tisch und der Bedeutung, die du dir selbst in der Firma zuschreibst. Eigentlich braucht niemand mehr als seinen Computer, eine Tastatur und vielleicht noch eine Dose Kaugummi gegen die gefürchtete 16-Uhr-Trägheit. Eigentlich. Aber dann geht es mit einer ergonomischen Handballenauflage los, und wenig später steht da eine Papierablage, obwohl ihr in einem papierfreien Büro arbeitet. Auf dem Tisch sammelt sich immer mehr Nippes – Überraschungseierfiguren, ein aufblasbarer Pokal von der letzten Europameisterschaft, ein witziges Foto mit deinem betrunkenen Antlitz von der vergangenen Weihnachtsfeier, etc. pp.
Dann steigst du langsam zum anspruchsvollen Heißgetränkeliebhaber auf: Du hast zwei Schachteln voller Kräuterteemischungen und eine spezielle Teebeutelsammlung, an die niemand ran darf. Du hast deine eigene Tasse, die du immer schön sauber und makellos hältst. Du bewahrst sie in deiner obersten Schreibtischschublade auf, damit sie nicht mit dem normalen Geschirr in Berührung kommt. Du hast eine Flasche Agavendicksaft.
Wenn du auf deinem Tisch mehr als deinen Computer hast, nimmst du deinen Job definitiv zu ernst. Idealerweise sollte es dir möglich sein, zur Mittagspause zu gehen und nie wieder zurückzukehren, ohne dadurch Kollateralschäden zu erleiden. Und genau aus diesem Grund ist ein Tisch voller Gedöns auch ein absoluter Power Move. Ein vollgestopfter Tisch sagt allen anderen im Büro: “Ich habe mir diesen Platz so bequem wie möglich eingerichtet, weil ich unglaublich viel Zeit hier verbringe.” Deinen Vorgesetzten sagt er: “Wenn es sein muss, sterbe ich an diesem Tisch. Ich habe eine Schublade voll Kinderriegel. Denk beim nächsten Jahresgespräch daran.”
DIE MAIL AN ALLE
Wenn man in deinem Büro nicht gänzlich naiv und auf den Kopf gefallen ist, gibt es dort eine Art Sicherheitsprotokoll, damit nicht jeder Hansel einfach Mails an die komplette Belegschaft schicken kann. Spätestens seitdem dieser Typ aus der Sales-Abteilung gefeuert wurde, weil er über seine Targets gelogen hatte, und daraufhin eine Mail an alle – inklusive den Vorstand – mit dem Wort “WICHSER” in großen Comic-Sans-Lettern geschickt hatte und ihr alle um 16 Uhr nach Hause durftet.
Hast du wirklich gelebt, bevor du am eigenen Leib erfahren hast, wie eine versehentliche Mail an das ganze Büro in einen 80-Antworten-Strang eskaliert, die alle trocken darum bitten, aus dem Verteiler genommen zu werden? Hast du wirklich in einem Büro gearbeitet, wenn du noch nicht wegen einer geklauten Brotdose drei mit WICHTIG!!! markierte Mails an alle Unternehmen im Haus erhalten hast? Hattest du überhaupt schon einen Job, bevor du nicht erleben durftest, wie verzweifelte Mails über einen in der Toilette verlorenen Ehering für immer und alle Ewigkeit unbeantwortet bleiben?
EINEN GANZEN MEETINGRAUM FÜR SICH SELBST BEANSPRUCHEN
Es gibt eine bestimmte Sorte Mann, die in jedem Büro zu arbeiten scheint. Diese Typen tragen immer ein lässiges blaues Hemd, an den Füßen unauffällige Sneaker. Und immer sitzen diese Männer alleine in jedem Meetingraum, der je für ein Meeting reserviert wurde, und telefonieren. Und alle, die für das Meeting hier sind, müssen vor der Glasfront warten und ihm ein Weilchen zuschauen. Dann steht er irgendwann wortlos auf und rempelt sich, immer noch telefonierend, an euch vorbei. Und wenn du so darüber nachdenkst, hast du diesen Mann noch nie außerhalb dieses Szenarios gesehen. Du weißt nicht, an welchem Platz er sitzt oder was er macht. Und du fragst dich: “Ist dieser Mann vielleicht ein Geist? Existiert er überhaupt außerhalb des Meetingraums?”
GRUNDLOS FÜR FREIWILLGENDIENSTE MELDEN
Niemals fühlst du dich erbärmlicher, als wenn bei der Arbeit der Feueralarm losgeht, du brav zum Ausgang trottest und plötzlich eine Kollegin – fluoreszierend in einer giftgelben Weste – vor dir steht und dich anbrüllt – “KEINE JACKEN KEINE HANDYS ALLE RAUS” –, Menschen mit Krücken die Treppe hochhilft, Türen offen hält, draußen laut in Zweierschritten Leute abzählt, die alle rumstehen, rauchen und den einzigen Feueralarmwitz machen, den immer alle machen: “Wär geil, wenn’s wirklich brennen würde!” Und du stehst einfach da, die Arme um den Oberkörper verschlungen, rauchend, leicht fröstelnd und fragst dich: “Vielleicht wäre ich auch wichtig, wenn ich einen halbtägigen Erste-Hilfe-Kurs belege? Oder irgendwas Langweiliges in der Gewerkschaft mache?” Nur zu, hals dir Extra-Arbeit und Extra-Verantwortung ohne Gehaltserhöhung auf. Wenn du Glück hast, darfst du dir eine kleine Warnweste über die Stuhllehne hängen. Flex. Power.
WERDE DIE EINZIGE PERSON IM GANZEN BÜRO, DIE SICH MIT DER KAFFEEMASCHINE AUSKENNT
Bürokaffeemaschinen sind sehr spezielle, sehr komplizierte und sehr große Geräte, die an etwa sechs von zehn Tagen kaputt sind. Wenn sie funktionieren, spucken sie eine nicht ganz volle Tasse trüben Kaffees aus. Sie sind das einzige, was dich davor bewahrt, hier vollkommen verrückt zu werden. Du bist auf sie angewiesen – fast alle im Büro sind auf sie angewiesen. Aber immer gibt es ein Fach, das geleert werden, einen Behälter, der gefüllt werden muss. Wenn du was auffüllst, musst du drei Knöpfe auf der Konsole drücken, um zu bestätigen, dass in der Maschine tatsächlich Kaffeebohnen sind. Absolut niemand im Büro scheint diese Ungetüme bedienen zu können – es ist wie mit Oma und dem DVD-Player. Dementsprechend einfach kannst du in der Bürohierarchie nach oben klettern und dich zu einer unverzichtbaren Mitarbeiterin machen, indem du die Anleitung für die Kaffeemaschine googlest und lernst, wie man sie an- und ausschaltet. Auf diese Weise solltest du einige Entlassungsrunden überstehen.
LEG DIE FÜSSE AUF DEN TISCH, LEHN DICH ZURÜCK UND SPIEL MIT EINEM MINIATUR-FOOTBALL
Keine Geste dieser Welt sagt besser “Ich denke nach – machtvoll! –, aber gleichzeitig ist mir auch alles egal – mindestens genau so machtvoll!”, als deine Füße auf den Tisch zu legen und mit einem Miniatur-Football zu spielen, den du von einem New-York-Ausflug mitgebracht hast. Nichts. Das ist ein 1A-Power-Move, wie du ihn aus zahlreichen Hollywood-Filmen kennst.
FISCH IN DER MIKROWELLE AUFWÄRMEN
Wenn du noch nie in einem Büro gearbeitet hast, in dem jemand die tolle Idee hatte, Fisch in der Mikrowelle aufzuwärmen, dann, mein liebes unschuldiges Kind, hast du noch viel zu lernen im Leben. Der Weg ist jedoch lang und manchmal beschwerlich und führt dich durch finstere Abgründe, in die kein Lichtstrahl mehr zu dringen vermag.
Wenn du schon einmal miterlebt hast, wie jemand im Büro Fisch in der Mikrowelle aufgewärmt hat, dann erinnerst du dich daran, als wäre es heute erst geschehen. Es geschieht nämlich etwas Sonderbares mit Fisch, wenn du ihn in die Mikrowelle packst. Eigentlich herrlich duftender Fisch verströmt durch die Zubereitung im Strahlengefängnis der Gemeinschaftsmikrowelle plötzlich den abscheulichsten Gestank der Welt: Vergammeltes Obst meets vergammeltes Blut meets vergammelten Fisch. Und als wäre das nicht schlimm genug, hält sich dieses olfaktorische Verbrechen einen ganzen Nachmittag im Küchenbereich, Minimum. Noch einprägsamer als der faulige Fischdunst ist jedoch das Schauspiel, das sich um den Vorfall herum ereignet:
>Ein Mitarbeiter reckt seine Nase leicht in der Luft, schnuppert und sagt: “Moment, hat gerade etwa jemand Fisch in der Mikro aufgewärmt?”
>Eine Kollegin: “Irgendwas riecht hier komisch.”
>Die Person, die den Fischgeruch zuerst wahrgenommen hat: “Das ist Fisch!”
>[Halbherziger Versuch von allen, die in der Nähe der Küche sitzen, herauszufinden, wer gerade aufgewärmten Fisch konsumiert.]
>Zwei Menschen, die noch nicht in der Pause waren, verlassen abrupt das Büro zum Mittagessen, um dem Fischgeruch zu entkommen.
>Eine Person, die gerade von ihrer Pause reinschlendert, hält plötzlich inne und fragt: “Was riecht her so?”
>20 Stimmen unisono: “FISCH!”
>Ein paar Minuten später sitzt du an deinem Platz und hörst trotz Kopfhörern zwei Kollegen hinter dir reden. Es geht um den Fisch in der Mikrowelle. Du verstehst sie so gut, weil sie wutflüstern – das heißt, sie reden quasi normal, nur lauter und mit mehr hasserfüllten Zischlauten. “Wer isst hier Fisch?”, “Hast du jemals Fisch in der Mikrowelle gemacht?” und “Wer hatte bitte Fisch als Resteessen?” hörst du sie sagen.
>Jemand versprüht ein blumiges Raumspray, was alles nur verschlimmert.
>Jemand merkt an, dass der Geruch auch aufgewärmter Brokkoli sein könnte. Als würde es das irgendwie besser machen.
>An jeder Mikrowelle wird ein Ausdruck angebracht: “KEIN FISCH!!!” Der Nachmittag ist für alle vom faulen Fischdunst ruiniert.
>Du derweil kicherst heimlich vor dich hin, gesättigt mit Macht und Kabeljau.
EINFACH NUR ‘HEY’ DURCH EINEN RAUM SCHREIEN, DAMIT JEMAND ZU DIR RÜBERKOMMT? UND ES FUNKTIONIERT AUCH NOCH?
Es gibt zahllose Möglichkeiten, in einem Büro miteinander zu kommunizieren – E-Mail, Gchat, Slack, AIM, Memos, interne Telefonate, externe Telefonate, Post-Its an Computerbildschirmen, etc. Die absolut Schlimmste ist die, bei der jemand etwas zu weit von dir weg steht und mit dir reden will. Anstatt wie ein normaler Mensch rüberzukommen und mit dir zu sprechen, wartet die entsprechende Person einfach, bis du aufschaust und eure Blicke sich kreuzen. Dann ruft sie “HEY!” durch das ganze Büro, und du weißt plötzlich nicht, ob du Scheiße gebaut hast oder nicht – tatsächlich bedeutet dieser Move nur in den seltensten Fällen, dass du Scheiße gebaut hast. Aber es gibt dir trotzdem zu denken, auch drei Stunden später noch, wenn du in der Bahn nach Hause sitzt, leicht zitterst und versuchst, dich an alles zu erinnern, was du vergeigt hast, seit du hier arbeitest.
NEBEN JEMANDEM WARTEN, WÄHREND ER ODER SIE TELEFONIERT
Ich bin mir ziemlich sicher, dass so ziemlich alle im Alter von 0 bis 35 ein latent gestörtes Verhältnis zu Telefonaten haben. Das gilt vor allem für Großraumbüros, in denen sich jedes Telefonklingeln wie eine kleine Explosion anfühlt. Am allerschlimmsten ist es allerdings, wenn du gerade telefonierst – so gelassen wie du nur kannst, die Schweißausbrüche unterdrückend, dich zusammenreißend und hoffend, statt “Tschau” beim Auflegen nicht “Ich liebe dich” zu sagen. Und dann ist da jemand, der oder die offensichtlich deine ungeteilte Aufmerksamkeit beanspruchen möchte und sich dazu entscheidet, einfach wartend neben dir zu stehen. Wie ein drohender dunkler Schatten über dir. Die Arme steif an der Seite. Vielleicht holt die Person ihr Handy aus der Hosentasche oder vielleicht beobachtet sie dich auch einfach stumm weiter. Vielleicht beginnt sie Smalltalk mit deinem Tischnachbar, um dann irgendwann mit dem Finger auf dich zeigen und laut “ICH WARTE” zu flüstern. Egal, was der wartende Schatten neben dir auch treibt, du kannst dich nicht mehr auf dein Telefonat konzentrieren, auf das Gespräch danach aber auch nicht. Nachdem du beide Traumata überstanden hast, musst du erst einmal eine Runde auf der Behindertentoilette sitzen und vor dich hinschwitzen. Wer hat die Macht? Blöde Frage. Du wurdest gerade total fertig gemacht.
DIE HANDPAUSE
Es gibt allerdings eine Möglichkeit, dieser Person, dem drohenden Schatten, die Macht zu entreißen. Wenn sich dir jemand während eines Telefonats nähert, dann halte einfach einen Finger hoch – wenn du willst, tut es eine ausgestreckte Handfläche auch –, als würdest du “Schhhh” sagen wollen, ohne wirklich “Schhh” zu sagen. Dann beendest du dein Telefonat so langsam wie möglich, nimmst die Hand runter und wendest dich mit einem zuckersüßen Lächeln der wartenden Person zu. Das funktioniert auch wunderbar, wenn jemand an deinen Tisch tritt, während du gerade noch mitten in einem Satz in einer E-Mail oder so bist – ein Finger hoch, weiter tippen, kein Augenkontakt – oder jemand dich in einem Meeting unterbricht. Der erhobene Zeigefinger ist der wahrscheinlich mächtigste Move, den du in einem Büro bringen kannst. Benutze ihn sparsam und weise.
IN EINEN FREMDEN STUHL SETZEN, IHN VERSTELLEN
Das ist eine richtig krasse Machtdemonstration. Es ist das wahrscheinlich Schlimmste auf der Welt, von einem Meeting, aus der Mittagspause oder vom Klo zurückzukommen, und jemanden im eigenen Stuhl vorzufinden, arglos mit deiner Tischnachbarin plaudernd. Und dir bleibt nichts anderes, als dich daneben zu stellen und immer wieder zaghaft “äh” zu sagen, während die Sitzenden fröhlich vor sich hinplaudern. “HA HA.” Sie lassen dich nicht teilhaben. Für sie bist du ein Nichts. Wenn du dann nach einem “Oh, brauchst du …? Brauchst du den hier etwa zurück … Sorry?” endlich wieder sitzt, ist dein Stuhl vom Fremdkörper noch ganz warm. Und: Die Person hat es in der kurzen Zeit tatsächlich geschafft, die Höhe und die verdammte Lehne zu verstellen. Jetzt verbringst du den halben Nachmittag damit, an den verschiedenen Rädchen zu drehen und Hebelchen zu ziehen, um deine alte Einstellung zurückzubekommen. Angestrengt wurschtelst du unter deinem Hintern rum, aber der Stuhl wird nie wieder wie vorher, nicht wahr? Immer wieder verwechselst du den Hebel, der die Lehne nach vorne bringt, mit dem, der den Stuhl mit einem “Pshhh” absinken lässt. Du hockst gedrungen wie ein Zwerg an deinem Platz, kommst nur unter größten Mühen an deine Tastatur, die Handgelenke grotesk verkrümmt. Die Person, die dir das angetan hat, bekommt von alldem nichts mit, hat keine Ahnung. Massiver Move. Unfassbare Macht.
LAUT SPRECHEN, INSBESONDERE NEBEN SICHTBAR BESCHÄFTIGTEN MENSCHEN
Ich habe diese Theorie, dass es eine genetische Mutation gibt – vielleicht keine Mutation per se, aber definitiv ein Spleen –, die etwa eine von acht Personen betrifft und ihnen die Fähigkeit zu flüstern nimmt. Ich hatte in der Uni einen Kumpel, der regelmäßig so was gebracht hat: In der Vorlesung dreht er sich zu mir um und sagt in der ungefähren Lautstärke eines Autoalarms “ALTER IST DIE HEISS!” oder Ähnliches. Alle drehen sich um, schauen mich – einen Mann, der des Flüsterns durchaus mächtig ist – böse an, weil ich ihn kenne.
Wie auch immer, der Punkt ist folgender: Diese Menschen, die Nichtflüsterer, scheinen diesen Defekt auch im Büroumfeld zu haben, wo Menschen arbeiten. Sie haben ihn entweder an ihrem Platz oder ein paar Schritte entfernt davon, wo sich andere angestrengt und leise konzentrieren. Und diese Nichtflüsterer gehen immer dorthin, rufen “HEY”, reden über Festivals, die sie vor Kurzem besucht haben, über Lilli aus der Buchhaltung, ja, ein ganzes Baby, wieso, wann ist Zahltag, ich dachte, Zahltag war Donnerstag. Und in einem 50-Meter-Radius ist jegliche Konzentration zerstört. Dreimal darfst du raten: Das ist Power, Amigo. Das ist Macht.
FÜR ETWAS UNFASSBAR FEUERBARES NICHT GEFEUERT WERDEN
Einer Kündigung zu entgehen, ist unfassbar schwierig für Leute wie uns. Wenn deine Arbeitsleistung irgendwo unter atemberaubend liegt und du auf irgendeine disziplinarische Art versagst, wirst du vor ein dreiköpfiges Panel der Personalabteilung gezerrt und höflich darum gebeten, deinen Platz zu räumen. Glaub mir. Wenn du aber in ein “Wir müssen mal reden”-Meeting mit einem ernst dreinschauenden Boss gehst und mit einer intakten Stelle rauskommst, idealerweise noch mit einer Gehaltserhöhung obendrauf, dann ist das Power, wie sie im Buche steht. Genug Power, um die Gesichter des Abschaums, der um dich herumsitzt und arbeitet, schmelzen zu lassen. Bundesladen-Power.
MIT EINEM SKYPE-CALL DURCHS BÜRO LAUFEN
Es geht wiedermal um niemanden Bestimmtes. Aber stell dir bitte folgendes Szenario vor: Dieser Typ läuft durchs Büro mit einem Laptop in einer Hand und brüllt dabei in seine iPhone-Kopfhörer, während er mit jemandem in den USA skypt. Stell dir das mal vor! Ich habe mir das natürlich nur ausgedacht, aber echt: Stell dir das mal bitte vor. Wir sollten ihn im Klo ertränken.
Aber wo war ich: Ja, genau: Viel Glück mit diesen Power Moves! Mach alles richtig, und in einem Jahr leitest du die gottverdammte Regionalzweigstelle! Boooooooyakasha!
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