Ted Cruz, Senator aus Texas und Präsidentschaftskandidat der Republikaner, klang am Wochenende ein bisschen wie die Marie Antoinette des 21. Jahrhunderts: Das berühmte „Dann sollen sie eben Kuchen essen!” wurde bei ihm zu „Dann sollen sie eben Pommes essen!”. Natürlich nicht wörtlich, aber seinen Anhängern im US-Bundesstaat Iowa versicherte er, dass, sollte er die Wahl gewinnen, „Pommes frites wieder zurück auf den Schulspeiseplan kommen”.
Bei einer Wahlveranstaltung in Des Moines wollte er sein Präsidentschaftsprogramm auch Schulkindern schmackhaft machen. Wer will schon, dass „Amerika wieder groß wird”, wie es sonst alle Kandidaten verkünden, man kann doch auch die einfache Variante wählen und den Kindern das Mittagessen liefern, von dem sie immer geträumt haben …
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„Noch ein paar Worte an alle Schüler, die heute hier sind”, sagte Cruz bei einer der letzten Veranstaltungen kurz vor der entscheidenden Urwahl. „Wenn Heidi Cruz die nächste First Lady wird, dann gibt es in den Cafeterias auch wieder Pommes.”
Heidi Cruz ist natürlich Ted Cruz’ Ehefrau. Aber denkt bloß nicht, dass die First Lady das Schulessen in den USA bestimmt: Cruz’ Bemerkung war vielmehr eine Anspielung auf Michelle Obamas engagierten Kampf gegen Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern.
Die derzeitige First Lady unterstützt den „Healthy, Hunger-Free Kids Act”, also ein Gesetz, das garantieren soll, dass Kinder gesundes Schulessen bekommen (und trotzdem satt werden). Damit kann das US-Landwirtschaftsministerium seit 2010 bestimmte Standards für den Speiseplan der amerikanischen Schulen setzen. Durch das Gesetz erhalten auch 100.000 Kinder ein gesundes Mittagessen in der Schule, die vorher nicht die Möglichkeit dazu hatten. Aber Michelle Obamas Einsatz für gesundes Essen wurde in den sozialen Medien eher verspottet, auch schon vor Cruz’ neuestem Seitenhieb. Unter dem Hashtag #ThanksMichelleObama findet man Bilder von ekelhaftem Schulessen, das so gar nicht gesund aussieht, obwohl das Michelle Obamas ehrgeiziges Ziel war.
Ted Cruz aber kommt direkt auf den Punkt: Wenn es nach ihm geht, haben Schulkinder ein Recht darauf, ungesundes Zeug zu essen. Und das sollen sie auch wissen. Das Publikum in Des Moines feierte ihn für seine Ankündigung. Cruz weiter: „Vielleicht sehe nur ich das so, aber meiner Meinung nach gehört Pappe in den Altpapiercontainer und nicht auf den Teller.” Wenn das keine Kampfansage ist.
Für Ted Cruz sind Pommes eben ein Symbol für die amerikanische Freiheit, ganz wie der Begriff Freedom Fries es auch impliziert. Irgendwie gehört die frittierte Kartoffel wohl zur amerikanischen Politik.
Sieht so aus, als hätte das eine ziemlich durchschlagende Wirkung: Gestern Abend gewann Cruz die Vorwahlen bei den Republikanern. Und wenn Cruz seinen Pommes-Plan wirklich durchzieht, wer weiß, vielleicht haben die amerikanischen Schüler dann Glück, und die Ketchup-als-Gemüse-Debatte aus den 80er Jahren wird wiederbelebt. Die Hoffnung stirbt zuletzt …