Alle Fotos von Matthias Schuch
Dass es für einen außergewöhnlichen Künstler wie MP The Kid eine außergewöhnliche Location braucht ist klar. Immerhin will man möglichst viel über die Person herausfinden. Und das kann man am besten in ungewöhnlichen Situationen. In gekonnter DIY-Manier mischt, schreibt und produziert MP The Kid alles selbst, jetzt erscheint sein Debütalbum Dreams from above. Ein normales Gespräch scheint hier beinahe wie ein Uno-Nachmittag im Seniorenheim. Kreativität ist gefragt! Was wäre also besser als ein Fragenhagel zwischen leuchtenden Neon-Tunneln und tierischen 3D-Bildern?
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Deswegen stehe ich an einem verregneten Donnerstag Nachmittag vor dem Museum der Illusionen im 1. Bezirk in Wien und warte mit zwei Eintrittskarten auf den Musiker aus Oberösterreich. Als wir uns endlich im Getümmel finden, geht es auch schon los mit optischen Täuschungen und verwirrenden Tricks, die es zu lösen gilt. Denksport it is!
Patricia von Noisey: Warst du schon mal in so einem Museum?
MP The Kid: Nein, in einem solchen zumindest noch nicht. Aber ich bin auch kein klassischer Museumsgänger.
Mist. Museen sind also nichts für dich?
Doch, aber ich mache das viel zu wenig. Letztens war ich im kunsthistorischen Museum, das war cool! Da kann man auch gute Fotos machen.
Hast du denn gerade viel Freizeit? So eine Woche vor dem Album Release.
Viel Freizeit habe ich sowieso nicht, da ich momentan noch einen Nebenjob habe. Kurz vor dem Release bleibt für mich noch weniger Freizeit. Aber die Musik ist ja auch genau das, was ich machen will, also stört mich das nicht.
Wir stellen fest, dass wir uns nach nichtmal fünf Minuten im (sehr kleinen) Museum verlaufen haben und schon wieder beim Ausgang gelandet sind. Ein netter Mitarbeiter führt uns wieder in die Ausstellung, zu einem 3D-Bild mit Fischen.
Schau, jetzt kommen wir sogar an einem kleinen Zoo vorbei!
Ich liebe Tiere!
Was ist dein Lieblingstier? Das sagt ja viel über einen Menschen aus.
Ganz klassische Haustiere, Katzen mag ich zum Beispiel gerne. Eulen finde ich auch super!
Eulen, echt? Wie kommt’s?
Die wirken so mystisch. Man sieht sie so selten und die können so geil den Kopf verdrehen!
Als wir telefoniert haben meintest du, dass du Farben nicht so gerne magst. Wie kann man Farben nicht mögen?
[lacht] Ich mag Farbe schon gerne. Heute bin ich allerdings komplett schwarz angezogen, ist jetzt natürlich blöd . Ich mag aber das Reduzierte, schwarz-weiß auf Fotos finde ich ziemlich nice. So ein bunter Farbenmix kann aber schnell zu viel sein.
In deinem Video zu “Never gonna stop/Save time” ist alles pink!
Ja stimmt, aber ich mag es auch mal gerne schlicht schwarz-weiß.
Plötzlich kommt ein Zauberer auf uns zu, lässt Flammen aus seiner Geldtasche züngeln und weist uns auf den “Tunnel des Todes” hin, der jedoch vollgepackt mit schreienden Kindern ist, weswegen wir den vorerst vermeiden.
Der “Tunnel des Todes” wirkt irgendwie so mystisch, aber das magst du ja gern, zumindest laut deinen Songtiteln.
Schon irgendwie, aber beim Albumtitel geht es um kindliche Träume … Bei Dreams from Above war es mir wichtig, dass alles DIY ist. Sollte ich mal Kinder haben, kann ich ihnen die Platte zeigen und sagen: Das ist meins.
Ach, gibt’s bei dir schon solche Zukunftspläne?
Bei mir geht das gerade gar nicht. Ab einem gewissen Punkt muss man sich entscheiden, mach ich das so oder lass ich’s bleiben. Ich sag’ jetzt nicht, dass ich mit 50 noch Mucke mache, aber ich werde sicher der Musik folgen und wenn du das machst, musst du denke ich auch gewisse Abstriche machen.
Welche Musik hörst du eigentlich privat?
Sehr viel HipHop und Rap. Aber auch gerne Oldies oder klassische Musik. Kanye West, Kendrick Lamar, Kid Cudi mag ich auf jeden Fall, Post Malone auch. Was hörst du so?
Auch viel Rap und HipHop, aber eher so Deutschrap.
Ja, das feier ich auch.
Was zum Beispiel?
Ich mag Rin sehr gerne, Cro und Casper finde ich auch stark.
Du kommst aus Eferding in Oberösterreich.
Aus EFERding komme ich.
Ich habe den Namen völlig falsch betont und er krümmt sich vor lachen, zückt sein Handy und postet erstmal eine Instagram Story darüber.
Wie lebt es sich für dich denn so am Dorf?
Ich lebe schon länger in Wien, aber ich mag es schon gerne. Meine Eltern sind dort und ich habe viele Freunde in Oberösterreich. Es ist ein cooler Ausgleich zu Wien, du hast dort deine Ruhe. Aber in Eferding leben wäre mir zu langweilig.
Du hast dieses Jahr sogar in meiner Heimat gespielt, beim Poolbar Festival in Vorarlberg. Wie gefällt’s dir in den Alpen?
Das war super! Nach dem Gig sind wir dann noch weiter in Richtung … Bodensee, stimmt das? [lacht]
Das war der Bodensee, ja. Viel mehr gibt’s da nicht.
Dachte ich mir! Die Leute waren total nett und freundlich, ich bin echt selten so willkommen geheißen worden! Ohne mich jetzt bei dir einschleimen zu wollen. Das war eine leiwande Zeit, s/o an Vorarlberg!
Das sagt jeder, der nach Vorarlberg kommt. Aber glaub mir, hinter dem Rücken wird viel gelästert und geredet!
Ja, das ist am Land generell so. In Wien sind halt viel Grantler unterwegs, die sind direkt unfreundlich. In der Hinsicht war Vorarlberg also super! [lacht]
Bist du stolz, dass du aus Österreich kommst?
Ich fühle mich auf jeden Fall wohl hier, bin aber mit der jetzigen Regierung natürlich nicht einverstanden. Viele Leute reden über Politik, ohne davon eine Ahnung zu haben. Das finde ich nicht so cool, deswegen halte ich mich da zurück.
Während wir über Österreich philosophieren, kommen wir wieder beim “Tunnel des Todes” von eben an und wagen nochmal einen Schritt hinein. Nach ein paar Sekunden beginnt der sich auch noch zu drehen und uns wird nicht nur schwindlig, wir fühlen uns fast schon betrunken…
Wenn du da betrunken durchgehst bist richtig am Arsch!
Gehst du denn gerne auf Partys?
Natürlich!
Dann auch Vollgas oder eher ruhig?
Beides. Also wenn ich so in Partystimmung und betrunken bin kann ich schon Gas geben. [lacht] Aber ich bin auch manchmal ruhig und zurückgezogen, ist halt auch nicht mehr so wie früher.
Das klingt so als wärst du 40!
[lacht] Wenn Leute dabei sind, die ich gerne mag und die Gruppe größer ist, dann ist es meistens cooler. Ich find’s voll schade, dass das Café Leopold zugemacht hat! Das war schon super dort. Wo gehst du so fort?
Das ist wirklich schade! Ich bin ein Homeparty-Mensch. Loft und Grelle Forelle gehen auch immer!
Das ist auch super. Vor allem wenn du dann irgendwann in der Früh um 4 noch weggehst und die Homeparty doch wieder im Club eskaliert! [lacht]
Bist du sonst eher ruhig oder magst du es schon, unter Leute zu gehen?
Ich hab schon soziale Kontakte [lacht]. Aber am Wochenende bin ich auch ganz gern mal allein zu Hause.
Da sind wir auf einer Wellenlänge! In deinen Videos wirkst du eher ein bisschen zurückhaltend.
Wirklich?!
Voll! Wenn man dich so kennenlernt hat man den Eindruck aber nicht.
Ja, kann sein. Einer hat letztens kommentiert: “Das Video ist ganz cool, aber du könntest mehr aus dir rauskommen.” Aber ich mach halt das, was ich will.
Ist es dir egal, was andere von dir denken?
Niemandem ist das zu 100% egal.
Das ist ja in der Freundschaft auch immer so ein Thema. Findest du es mit der Zeit eigentlich schwierig Freundschaften aufrechtzuerhalten?
Gutes Thema. Man merkt das ab einem gewissen Zeitpunkt schon, wer tatsächlich hinter dir steht. Ich habe ein paar richtige Freunde in Wien und Oberösterreich und dann gibt’s wiederum viele Bekanntschaften durch die Musik. Ich finde es wichtig, dass einem das irgendwann bewusst wird. Jeder, der sagt, er hat mehr als 10 richtige Freunde, lügt sich an.
Glaubst du nicht, dass es das gibt?
Nein, mit 16 oder 17 hat man vielleicht eine größere Clique in der Schule. Aber wenn jeder seinen eigenen Weg geht, dann zeigt sich wirklich wer fake und wer real ist.
Gehst du gerne auf klassische Dates?
Selten. Da habe ich keine Zeit dafür [lacht]. Ich bin auch nicht auf Tinder.
Das wäre jetzt meine nächste Frage gewesen.
Ich pack das mit dem Swipen nicht, das ist so oberflächlich. Aber es gibt viele Leute in meinem Freundeskreis, die dort ihren Partner gefunden haben. Ich fänd’s nicht so cool, wenn mich da jemand als MP The Kid erkennt und das dann ins Internet stellt.
Und wie sieht’s mit Groupies aus?
[lacht] Ich kriege manchmal Instagram-Nachrichten, aber das stört mich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass mich das mit höherem Bekanntheitsgrad irgendwann stört.
Im letzten Raum finden wir mit einem Vogel und einem Seestern noch ein paar 3D-Bilder und bleiben natürlich sofort wieder stehen, weil süße Tiere.
Schau, da gibt’s immerhin einen Vogel!
Ein Seestern ist bitte auch ein Tier!
Ja stimmt, der ist ja auch noch da!
Ich mag Seesterne, die chillen einfach und lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Gibt’s bei dir Dinge, die du im Alltag gar nicht magst?
Hmm … nenn mal ein Beispiel, was gibt’s da bei dir so?
Wenn Leute bei der Rolltreppe auf der falschen Seite stehen, kriege ich die Krise.
[lacht] Das ist bei mir genau gleich. Ich habe sogar einen Begriff dafür erfunden, weil wir in der Studiozeit immer so schnell zum Zug mussten und Leute im Weg rumgestanden sind. Die haben wir dann Slow-Mo’s genannt.
Oder die, die während den Stoßzeiten stehen bleiben und rumschauen.
Und wenn du dann sagst: “Entschuldige, darf ich bitte vorbei?” sind sie voll überrascht, warum du denn so gestresst bist.
Wie ausgeglichen bist du?
Leute sagen oft, dass ich sehr eigensinnig sein kann. Ich frage zum Beispiel irgendwen zu Input bei Fotos und dann nehme ich erst recht das andere. Da bin ich ein bissl weird.
Das finde ich nicht schlimm, wenn man bei seinem Ding bleibt, ist das doch gut.
In Bezug auf Musik arbeitest du viel mit Leuten zusammen. Bei diesem Album habe ich oft die Deadline überschritten, weil ich ein Perfektionist bin. Da gab’s dann schon ein paar Momente, bei denen das Label angefressen war.
Du bist also so ein perfektionistischer Mensch?
Extrem! Wenn ich einen Song zum Label schicke und mir den am nächsten Tag anhöre, rufe ich das Label an und sag: Ich muss nochmal eine Änderung machen. Dann sagen die, nein das geht nicht. Mich macht das dann richtig fertig. Daran nage ich als Musiker. Perfektionismus ist schon was schlimmes.
Du scheinst ein Kopfmensch zu sein.
Auf der einen Seite könnte ich endlos arbeiten an Songs, auf der anderen Seite will ich Leute nicht nerven. Ich kann aber nicht einen Song raushauen, wenn mich daran was stört.
Hast du eigentlich Angst davor, Mainstream zu sein?
Absolut nicht, I don’t care. Umso mehr Leute die Musik hören, desto besser. Ich würde aber dafür jetzt nicht die Musik ändern, nur um das zu erreichen. Solange du mit dir im Einklang bist, ist alles OK. Da ist es mir dann echt egal, was andere denken.
Was MP The Kid sonst noch so zu erzählen hat, könnt ihr ab 30.11. herausfinden, denn da erscheint sein Debütalbum Dreams from Above.
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