Das erste Interview zu Haftbefehls neuem Album „Blockplatin“

Graue Tage sind das und man blickt einem großen schwarzen Loch in Gestalt des deutschen Winters entgegen. Natürlich kommt konsequenterweise die alljährliche Herbsterkältung und als ob man nicht eh schon genug zu jammern hätte, ist auch noch der Markt an ansprechender Rapmusik Deutschlands unterer 10.000 wenig vielversprechend. Umso ermunternder, wenn dann das Telefon klingelt und man aus erster Hand erfährt, dass ein neues Haftbefehl-Album ansteht. Noch ermunternder ist es, kurz später auch noch den Ghetto Baba selbst am Telefon zu haben. Und da wir wissen, dass eure Laune saisonbedingt nicht unbedingt besser sein dürfte, wollten wir euch die ersten exklusiven Infos zu Haftbefehls kommendem Album natürlich nicht vorenthalten.

VICE: Wie heißt denn nun dein neues Album?
Haftbefehl
: Es heißt Blockplatin.

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Nice. Und woher der Titel?
Der Titel hat einen Grund: Es wird ein Doppelalbum werden. Es wird eine Platin-CD geben, die Songs darauf sind eben ein bisschen hitmäßiger, Themensongs für die breite Masse. Die Block-CD wird eher meinem ersten Album ähneln, weil doch alle immer am Jammern sind, dass Azzlack Stereotyp so geil war und meine zweite Platte ihnen nicht so sehr gefallen hat. Der Style ist schon nah an Azzlack Stereotyp, aber raptechnisch auf einem ganz anderen Level. Auf Azzlack Stereotyp hatte ich ja nicht viel Technik, was das Album aber auch ausmacht. Die Block-CD ist also für meine alten Fans, da werden auf jeden Fall Mütter gefickt, Stefan.

Und die Platin-CD wird dann massentauglicher?
Also, die Platin-CD ist auf keinen Fall so, dass ich da Liebeslieder hoch und runter singe. Der Sound wird eben eher amerikanisch werden. 

Hast du direkt nach Kanackiş an der neuen Platte gearbeitet?
Ich habe das Album parallel zu Kanackiş geschrieben. Ich wollte weitermachen. Nach Azzlack Stereotyp habe ich mich ein bisschen gehen lassen, ich habe eineinhalb Jahre kein Album gebracht, sondern nur Konzerte gespielt. Deswegen hat Kanackiş so lange gedauert. Für dieses Album habe ich mir aber sehr viel Zeit genommen, locker zehn Konzerte abgesagt. Denn ich wollte endlich die Platte machen, die mir schon länger vorschwebt. Kanackiş war eher Training. Sparring. Und jetzt kommt der große Kampf, mein Bester.

Irgendwelche Erwartungen an die neue Platte?
Auf jeden Fall mehr Respekt. Von den Rappern bekomme ich ja die ganze Zeit Props, aber ich möchte mehr Respekt von Deutschland, von den Fans. Mit dem Album werde ich beweisen, dass ich noch mehr drauf habe, als die meisten denken. Ich will zeigen, dass ich Musiker bin und nicht ein dummer Straßenkanacke, der da so reingerutscht ist, sondern dass ich ein gutes Ohr für Musik habe. Ich widme mein Leben seit ein paar Jahren ja der Musik.

Mit wem hast Du denn musikalisch zusammengearbeitet?
Auf der Platin-CD hat Farhot viel produziert, das ist ein Produzent aus Hamburg. Er hat auch die erste Single des Albums gemacht. m3 ist auf der Block-CD, Phrequency, die Bounce Brothas, Collins. Collins ist ein noch eher unbekannter Produzent, er hat den größten Teil der Platin-CD produziert. Er produziert auch für keine anderen deutschen Rapper. An die anderen Rapper: Ihr braucht den gar nicht zu checken. Schreib doch einfach, der ist aus New York, die Leute brauchen den gar nicht zu suchen. Sein Bruder hat auch produziert, sein Name ist DJ Frizzo. Er ist ein sehr bekannter DJ in Düsseldorf und hat auch noch nie für deutsche Rapper gearbeitet. Aber er hat den Song „Smile“ von Shaggy produziert, der war Nummer 1 in den Billboard Charts. Er und sein Bruder sind jetzt auf jeden Fall mit den Azzlackz am Start und wir werden sehr viel zusammen arbeiten.

Und welche Rapfeatures gibt’s auf dem Album?
Bis jetzt das ganze Azzlackz-Team natürlich, zwei Songs mit Veysel, zwei mit Capo und zwei Songs mit Celo und Abdi und einen Teamsong. Das Album wird um die 26 Songs haben und nur sieben Features, nicht dass die Leute wieder rumheulen, dass es ein Featurealbum wäre. Ich habe 40 Songs aufgenommen, davon habe ich die besten aufs Album genommen. Den Rest werden wir kostenlos rausbringen. Außerdem ist Farid Bang noch drauf und zwei Features, die ich nicht verraten werde. Ich muss die Leute ja schocken, wie beim letzten Album. Wie mit Red Cafe und Jan Delay.

Aber unter den Features sind jetzt nicht so die großen Namen …
OK, einen verrate ich noch: Marsimoto. Wir haben „Verstrahlt Teil 2“ gemacht. Abgesehen davon geht ja momentan in Deutschland nicht viel. Keiner, der mich so überzeugt, dass ich ihn auf dem Album haben muss.

Da hat dich jetzt gerade jemand gedisst. Kann man so etwas auf deinem Album erwarten?
Ne, ich habe keine Namen genannt oder so. Ich habe aber Cro Props gegeben. Jetzt nicht unbedingt musikalisch, aber auf jeden Fall businessmäßig. Die Chimperators sind schon fit. Die kriegen viel mehr Respekt von mir als irgendwelche Gangsterrapper, die gar keinen Erfolg haben. Cro und Kaas und so, die ordentliche Verkaufszahlen haben, kriegen halt mehr Respekt als irgendwelche Rapper, die jetzt zum Friseur gehen und denken, sie wären Gangster.

Und nun zur ersten Single.
„Chabos wissen, wer der Babo ist“. Wir haben ein geiles Video gemacht mit Bugi, ich hab mir richtig Mühe gegeben, war pünktlich und wir haben den ganzen Tag gedreht. Das Video kommt die nächsten Tage, ihr findet es dann auf meinem YouTube-Channel. Bugi hat zum Beispiel Flers beste Videos gemacht, „Spiegelbild“ zum Beispiel. Er wird neun Videos zum Album drehen, die erzählen eine eigene Geschichte und haben einen Zusammenhang. Fünf Videos von der Platin-CD und vier von der Block-CD.

Hat dann das Album auch so einen Zusammenhang?
Ne, hat es nicht unbedingt. Aber die Songs, für die wir ein Video machen, habe ich ausgewählt und mir die Zusammenhänge ausgedacht. Also alles auf meinem Mist gewachsen.

Welche Songs stechen denn für dich besonders heraus auf dem Album?
Ich feier auf jeden Fall die beiden Intros so übertrieben krass. Bei mir muss man bei einem Intro gleich diese Wow-Effekt haben, Gänsehaut. Kennst du des, wenn man ‘ne CD reinmacht und man gleich gepackt wird? Wie schon bei Azzlack Stereotyp mit „Ja ja ve ve“. 

Das Intro von Azzlack Stereotyp ist ja von Psaiko Dino, dem DJ von Cro produziert worden.
Ja, genau. Ich feier das Intro ja so überkrass, auch weil der Beat von ihm ist. Ich find das übergeil. Er hat mir einfach Beats geschickt, ich wusste gar nicht, wer er ist. Hab mir seine Beats also runtergeladen und der Beat war gleich der erste. Fand ich krass, weil er ja meine Stimme gesampelt hat. Da hab ich den direkt als Intro genommen. Ich grüß ihn auf jeden Fall direkt und er soll mir nochmal ‘nen Ordner mit Beats schicken. Vielleicht machen wir ja was fürs nächste Album.

Steht auch wieder eine Tour an?
Wir werden sehen. Es muss sich auf alle Fälle lohnen, ich habe zwei Touren gemacht und bin erst drei Jahre im Geschäft. Aber jetzt müssen die Zahlen stimmen, ich will den nächsten Schritt gehen. Nach dem Album wird sich etwas ändern, das weiß ich. Ach übrigens, Stefan, da fällt mir ein, ich war auch gerade wieder auf dem Oktoberfest. Sogar am ersten Tag. Das war cool, ich bin bisschen Breakdance gefahren. Aber dann konnte ich nicht mehr rumlaufen, so drei-, vierhundert Kanacken haben mich dann umzingelt und ich musste da weg. War aber auf jeden Fall wieder ganz cool da.

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