Die YNTHT-Playlist mit Musik zu der man Sport machen kann

Wenn uns die olympischen Spiele irgendetwas lehren, dann dass die Leute im Sommer viel mehr auf Sport abgehen als im Winter (es sei denn, es handelt sich um Kanadier oder Sowjets). Der Sommer ist jetzt da und die heiße, schaumige Luft fühlt sich an wie die Abgase aus Blues Travelers Mundharmonika. Man kann eigentlich nur auf eine Weise reagieren: Durch sportliche Betätigung die Körpertemperatur noch weiter in die Höhe treiben als die Lufttemperatur. Klingt absurd, scheint aber der Weg der Massen. Wenn du in etwa so drauf bist wie ich, siehst du dich dabei als den heroischen Hauptdarsteller deines eigenen Sportfilms, Vollgas durch eine Folge schnell geschnittener Szenen, stetig wachsend sowohl als Sportler als auch als Mensch. Und wenn du mir wirklich ähnlich bist, dann läuft zu diesem Film auch noch Musik. Wo sollst du denn sonst deine Bilder drauf schneiden – etwa auf die Geräusche der dich umgebenden Umwelt? Auf keinen Fall. Du musst in Stimmung gebracht werden, damit du überhaupt Lust auf Sport hast, aber die alten Soundtracks von Karate Kid und Rocky langweilen dich zu Tode. Du brauchst unbedingt etwas Neues. Hier also die Musik, die mich zu meinen neuen Zielen führt.

Badminton spielen mit Torche

Du wirst vermutlich in diesem Sommer tausende von Grillfesten in Hinterhöfen und Gärten verbringen und es ist fast sicher, dass dich früher oder später jemand dazu zwingen wird, das inzüchtige Produkt aus Tennis und Tischtennis zu spielen. Kein Mensch spielt gerne Badminton, weil es einfach, nun ja, dumm ist. Aber seit Rasen-Dart—dieses geile Spiel, bei dem Dolche aus dem Himmel regnen—verboten wurde, muss man halt die Zitronen nehmen, die das Leben einem reicht und versuchen, den Federball so hart zu treffen, dass er sich in eine Granate verwandelt. So wird Badminton brutal—musikalisch unterstützt mit Metal. Also mach als erstes “Harmonicraft” von Torche so laut, wie es deine externen iPod-Lautsprecher hergeben. Dann T-Shirt runter und laut in irgendeiner toten Sprache schreien (Krimogotisch funktioniert gut!). Dann die Angabe. Sobald du deinen Gegner zerschmettert hast (genauso wie das normale Sozialverhalten), reiß das Netz runter und iss es auf, während Torches Gitarren das Gras in graue Asche verwandeln. Bis dahin sollten die Grillwürstchen durch sein.

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Softball mit Kishi Bashi

Hey, hast du gemerkt, wie ich durch den Badminton-Text gekommen bin, ohne auch nur einen schlechten Witz über Federball zu reißen? Egal, Soft-Ball, die Mädchenvariante von Baseball, ist nicht cool. Grundsätzlich. Überhaupt nicht. Aber wenn du zufällig in einem Freizeit- oder gar Firmenteam bist, kommen immer ein paar Menschen, nur um zu SPIELEN. Im Gegensatz zu denen, die nur kommen, um ein paar Bier abzugreifen und ein bisschen hinter den Ball schlagen, während sie ihrem Team sinnlose Befehle geben. Die spielerischen, springenden Arrangements von Kishi Bashi werden die ernsthafteren Spieler daran erinnern, dass alle anderen nur da sind, weil sie ein bisschen Spaß haben wollen. Lass diese Typen einfach immer die Position spielen, auf die sie Bock haben und fass niemals ihren eigens mitgebrachten Aluminiumschläger an. Denn das ist IHR Schläger.

Basketball mit Sigur Rós

Es ist ein offenen Geheimnis, dass Dicky V’s Stimme auf doppelter Geschwindigkeit und geteilt durch Pi exakt so klingt wie die von Jonsí, dem Frontmann der isländischen Band Sigur Rós. Konzentrier dich darauf, wie der Ball deine Fingerspitzen verlässt und in Zeitlupe durch die Luft schwebt, genauso wie die unvergleichlichen Gesänge von Heim/Hvarf aus Jonsí Mund schweben—als würden Tauben in seinem Mund geboren werden. Wenn der Ball das Gras knutscht, nach einer Zeitspanne, die sich wie Jahre anfühlr, wenn er sich durch den Ring schraubt wie die Violinen und Walgesänge. Ein einsames Klavier begleitet die einzelne Träne, die dir die Wange hinunterrollt, während dein abgerutscher Wurf in den Korb geht. Du verstehst kein isländisch, aber du weißt genau, was es bedeutet: „Siegerfaust verdient“.


Radfahren mit Dan Sartain

Bevor du jetzt irgendetwas tust, stopfe erstmal deine Hose tief in deine Socken. Okay, jetzt nimm dein Fahrrad. Jetzt wirf die Kopfhörer über, auf denen Dan Sartains neuer Hit „Too Tough To Live” läuft. Dann hau in die Pedale und mach mit deinem Mund das gute alte Brummbrumm-Geräusch. Nach wenigen Sekunden wird es sich anfühlen, als säßest du tatsächlich auf einem Motorrad und nicht auf dem selbst zusammengeschraubten Peugeot-Fixie, das du bei Craigslist gefunden hast.

Skateboarden mit Poliça

Als alter Skaterdude ist deine reflexartige Reaktion bestimmt „Fuck the Poliça!“ Klar, die offensichtlichere Wahl für einen diesjährigen Skater-Soundtrack wäre das neue OFF!-Album, aber du bist Skater—also scheiß auf Konventionen. Warum sollte man es nicht einfach mal mit den schmachtenden Gitarren und den sirenenhaften Gesängen in „Give Me The Ghost versuchen? Sieh zu, wie die Straße unter deinen Füßen hinweggleitet und sich in den Styx verwandelt. Denk dran, dem Fährmann ein paar Cents zu geben, bevor du sein Boot Richtung Unterwelt besteigst. Falls du auf dem Radweg skatest: Das hinter dir ist kein riesenhafter, brummender Krake, sondern ein Radfahrer, der sich für ein Motorrad hält.

Jog to OFF! and the Prometheus Soundtrack.

Bevor du jetzt denkst, Yes, endlich darf ich mich um das neuste OFF!-Album kümmern, komm runter. Halt die Füße still. Stop. Also erstmal in Ruhe dehnen. Wir ziehen hier jetzt das ganze Programm durch. Irgendein Schlauberger hat mir mal erzählt, dass man den besten Trainingseffekt erzielt, wenn man beim Joggen erst eine Runde sprintet und dann eine Runde geht. Es muss irgendetwas mit der Herzfrequenz und dem Hämoglobinwert oder was weiß ich zu tun haben… Also, zuerst rennst du wie ein Irrer zu der Musik von OFF!. Die Texte haben den Vorteil, dass sie dich gleichzeitig euphorisch machen und total angepissen. Außerdem sind die Lieder kurz, also perfekt für einen Sprint. Immer wenn ein Lied zu Ende geht, verlangsame deinen Schritt, switche zum Prometheus-Soundtrack und fange an, über das Leben, die Entstehungsgeschichte und das irgendwie tief in dir ein Monster steckt. Und dann wieder OFF!. Guck mal, du bist total schnell. Vollgas! Jetzt wieder langsamer werden und darüber nachdenken, wie es wäre, wenn du ein Roboter ohne jedes Gefühl wärst. Merkst du, es ist total einfach!

Alles ist so einfach.
(Anmerkung vom Autor: Ich bin kein besonders guter Sportler.)


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