Musikreviews der Woche mit College, Beehover, Beisspony und mehr

COLLEGE
Heritage
Invada/Cargo

Ohne Zweifel gehört diese Sorte neonglitzernder Neo-Noir-Disco, mit der David Grellier zuletzt den Drive-Soundtrack bestückt hat, zu den coolsten Musikrichtungen, die jemals erfunden wurden. Das heißt aber nicht, dass man sich bei ihrer Herstellung keine Mühe geben muss. Kein Zweifel, Grellier ist ein Original und wir freuen uns, mal wieder von ihm zu hören. Nur ist Heritage im Grunde wenig mehr als eine Drive-Fortsetzung, in der Ryan Gosling sich auf eine weite und ereignislose Rückreise macht, um dann am Ziel doch nur wieder die immergleiche Schwiegersöhnchenschnute zu ziehen. Ein Rückgriff auf Altbewährtes, in bestem Wissen, dass es reicht, damit treue Fans in Ohnmacht fallen.

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SISSY SALMONE

BEEHOVER
The Devil and his Footmen
Exile on Mainstream

In DFA1979-artiger Zwei-Mann-Besetzung steuern Beehover ihren aufgemotzten Monster Truck seit Jahren unfallfrei über deutsche Landstraßen. Unterwegs ist kein Kaff zu klein, um nicht von ihrer brachialen Doom-Jazz-Maschine niedergewalzt zu werden. Und wenn die beiden Esslinger ganz oben an der Küste angekommen sind und die Leute im Süden langsam mit dem Wiederaufbau ihrer Konzertsäle beginnen, machen sie auf dem Fuße kehrt und walzen wieder zurück. Dass man sie nicht aufhalten kann, sollte inzwischen klar sein. Aber jetzt kannst Du dir wenigstens vorab anhören, zu welchem Rhythmus deine Dorfkaschemme das nächste Mal zerlegt wird.

BAUMEISTER FLOP

BEISSPONY
Brush Your Teeth
Chicks on Speed Records

Mein Chef hat mich kürzlich vor die Wahl gestellt: Entweder ich gehe in meinen Rezensionen zukünftig mal etwas mehr auf die Musik ein, oder ich bekomme ab sofort nur noch Platten, die ebenso inhaltsleer sind wie meine Texte. Wäre schade, wenn mir dann solche Schmuckstücke wie das Debütalbum des unverschämt charismatischen Münchner Rrriot-Piano-Pop-Duos Beißpony entgehen würden. Die CD ist so liebevoll gestaltet, dass ich mich Hals über Kopf in die beiden Damen verknallt habe und ihnen sofort einen Liebesbrief schicken wollte. Aber dann hat mich das Stück mit dem Titel „Nein heißt Nein“ irgendwie eingeschüchtert und ich habe den Brief nicht abgeschickt. Jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll, aber ich höre ihre Songs den ganzen Tag. Sie klingen nach..ähm, ach verdammt, Chef, dann gib halt mal den Stapel mit den Gangsta-Rap-Platten.

KING LOUIE

SEBASTIAN PLANO
Impetus
Denovali

Denovali Records mögen sich mit Vorliebe in den dunklen, unkontrolliert ausfransenden Rändern des Klangs herumdrücken, hier, wo man wenig klar sieht, viel interpretiert, an den Kanten, die—Natur der Sache—so weit draußen sind, dass man leicht glauben kann, alles Neue müsse unweigerlich hier herein. Man kann sie leicht übersehen, in der beirrend klanggeisternden Vielfalt—aber natürlich hinterlässt so eine rührige Mission Spuren—auch hier, gerade hier. Den Spuren folgen Formeln und den Formeln folgt eine Szene. Das von Nils Frahm in Melancholie inspirierenden Brauntönen gepimpte Impetus verwirkt das Werk Planos von den ersten Violinienklängen an zweifelsfrei mit dem Katalog des Labels.

KEIN PLANO

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