Noisey begleitet die Karriere von Muso quasi seit der Bekanntgabe des Signings bei Chimperator. Am 14.06. erscheint nun endlich das Debütalbum Stracciatella Now. Vor kurzem hatten wir schon die Videopremiere zu dem Song „Garmisch-Partenkirchen” für euch. Um die Zeit bis zum Album zu überbrücken (auch, um sich schon mal ein bisschen an seinen Sound zu gewöhnen), hat er jetzt eine EP zum kostenlosen Download zur Verfügung gestellt. Musos Sound ist sicher keine leichte Kost und mal eben zum nebenher hören. Wir raten euch: Gebt ihm die Zeit und hört euch die EP mehr als einmal an.
Noisey: Wir konnten dich jetzt gerade noch auf der Bühne sehen. Was ich bemerkenswert fand: Du hast weder „Garmisch-Partenkirchen” noch „Malibu Beach” gespielt.
Muso: Weil wir schon um 21 Uhr gespielt haben, wollten wir ein ruhigeres Set spielen und den Leuten auch mehr neuere Songs zeigen. Manche Songs von mir kann ich halt auch echt nicht mehr hören.
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Jetzt schon?
Klar! Sobald ich die ersten Versionen aus dem Studio habe, höre ich die schon tot.
Besonders für einen unbekannteren Künstler ist es schon echt mutig, die bekanntesten Songs nicht zu spielen.
Ja voll, sehe ich genau so. Ich bin es aber auch gewohnt, ohne ein Album veröffentlicht zu haben, dass die Leute live das erste Mal die Texte hören. Dadurch springen die natürlich auch nicht so viel rum und hören eher zu. Ich habe auch gelernt, das nicht negativ gegen mich zu werten, sondern auch zu verstehen, dass die Leute die Texte auch hören müssen.
Wie gehst du mit Leuten um, die deine Musik nicht verstehen, machst du dir darüber Gedanken?
Manchmal ja, aber ich versuche es zu vermeiden, weil es darum nicht geht. Es liegt einfach nicht in meiner Macht. Das würde mich auch beim Schaffensprozess auf den falschen Weg bringen, wenn ich Kompromisse bei der Verständlichkeit eingehen würde. Bei Livegigs denke ich schon manchmal dran, wenn die Leute die Songs eventuell zum ersten Mal hören und man dieses direkte Feedback hat. Aber nachts, wenn ich apokalyptisch meine Texte schreibe, ist das alles Lichtjahre entfernt und ich denke da gar nicht dran.
Du hast ja James Blake zitiert und gesagt: „Man sollte immer davon ausgehen, dass die Hörer die klügsten Menschen der Welt sind.” Aber wenn man das dann wieder realistisch betrachtet, sind sie es ja nicht.
Man darf die Menschen aber nie unterschätzen. Gerade in Deutschland gibt es viele kluge Köpfe. Der Zuhörer versteht vielleicht auch Zeilen, die ich selbst nicht verstehe, obwohl ich sie hingeschrieben habe. Bei mir ist das wenn ich schreibe, so frei assoziiertes Schreiben. Die Reime führen mich auf den Weg, die leiten den Song. Das ist alles in mir und ich lass es einfach nur fließen. Ich lasse es einfach raus und denke mir nicht, das kann der nicht verstehen und das kann der nicht verstehen: Ich gehe mit einem anderen Anspruch an die Sache und ich bin überzeugt, dass es Leute gibt, die das auch machen. Die anderen Leute können es ja dann hören, weil es cool klingt. Mir ist das schon klar und ich werde auch jeden Tag damit konfrontiert, dass die Leute es nicht ganz verstehen.
Fordern die Fans denn aktiv Erklärungen zu den Texten bei dir ein?
Seit „Garmisch-Partenkirchen” draußen ist, schreiben mir die Leute, ein Beispiel: „Hallo, ich wollte mal fragen, was es auf sich hat mit dem Song „Garmisch-Partenkirchen”, gibt es einen näheren Bezug dazu?” Dann habe ich geantwortet: „Is doch geil. (Smiley)” Dann kam als Antwort: „Also hat es doch keinen Sinn?” Dann habe ich geschrieben: „Auf jeden Fall hat das einen Sinn und der Song heißt Garmisch-Partenkirchen, weil wenn ich ihn „Halt mal Händchen Alphamännchen” genannt hätte wäre schon zuviel gesagt. Und wenn man „Garmisch-Partenkirchen” so liest, denkt man sich eher, da höre ich mal rein.” Man sollte einfach nicht überall Zettel dranheften und alles erklären, dadurch limitiert man seine Kunst. Man sollte den Leuten, den Interpretationsspielraum lassen.
Kannst du den Leuten mal erklären, was seit dem Sommer 2012 passiert ist? Das Album hätte Ende letzten Jahres schon erscheinen sollen, kommt aber erst jetzt im Sommer. Warum?
Das hatte viele verschiedene Faktoren, wie wir uns aufgestellt haben vom Label her, also Chimperator und Universal.
Das heißt, du hast das Album jetzt nicht noch mal umgeworfen und viel dran gearbeitet?
Nicht wirklich, ich habe die Free EP dazwischen gemacht und noch einen Song fürs Album.
Würdest du uns bitte kurz erzählen, wie du mit Konstantin Gropper und Markus Ganter zusammengefunden hast.
Martin Müller ist einer meiner besten Freunde, den ich in Heidelberg kennengelernt habe. Er hatte Konstantin schon ganz früh auf dem Schirm und hat ihn mir dann vorgestellt und Markus auch. Er hat das ganze visioniert und meinte, es wäre eine saugeile Idee, in der Konstellation ein Album zu machen. Konstantin hatte auch schon ein paar Rapbeats gemacht und mir das Versprechen gegeben, dass wir das Album zusammen machen. Konstantin hat das dann voll charitymäßig mit mir und Markus durchgezogen.
Und Markus und Konstantin kannten sich schon oder hast du die dann zusammengebracht?
Der Markus hat den Konstantin über mein Projekt kennengelernt.
Das Album ist ja dann schon eine Weile fertig. Sitzt du schon am nächsten oder was passiert bei dir jetzt gerade?
Ja klar, ich bin jeden Tag an neuen Skizzen. Momentan bin ich ein bisschen schreibfaul, aber jeder braucht ja auch seine Kreativpausenphase. Ich will aber immer weiter machen und weitere Songs machen. Du musst dir das wie einen Kreis vorstellen, den man vergrößern will, aber überall gibt es Baustellen und um den Kreis zu vergrößern, muss man diese Baustellen wegbekommen. Man darf einfach nicht schlafen und ich habe viel geschlafen und viel Zeit in Isolation verbracht. Ich hatte also genug Zeit, mir Gedanken zu machen und jetzt wird es Zeit meinen Mikrokosmos nach Außen zu tragen.
War die Isolation für deinen kreativen Prozess eher hinderlich oder förderlich?
Das war die Voraussetzung für meinen kreativen Prozess. Wenn ich immer nur mit Leuten zusammen wäre, mit denen ich Spaß hätte, würde ich wahrscheinlich keine Musik machen. Dann würde ich mein Leben genießen und bräuchte das gar nicht. Ich habe auch als Kind oft meine Ruhe, meine Isolation gesucht, nicht nur um zu wichsen. Ich war viel alleine als Kind und habe einen Weg gefunden, mich zu beschäftigen und wäre das nicht der Fall gewesen, würde ich das heute nicht machen.
Arbeitest du denn jetzt weiter mit Konstantin und Markus, die sind ja gerade mit dem neuen Casper-Album beschäftigt.
Ja genau, die machen jetzt erstmal das Casper-Album und ich glaube, wir werden noch mal ein Album zusammen machen, hoffe ich.
Wie war es denn für dich als du erfahren hast, dass die beiden jetzt das Casper-Album machen?
Ja krass! Dass sie beide Genies sind, steht ja außer Frage. Im ersten Moment war’s halt ein Schock, ich habe mich riesig gefreut, aber hatte auch meine Bedenken. Aber wenn so etwas passiert, denkt man auch mehr als ein Mal drüber nach. Ich war früher immer missgönnerisch und habe immer gedacht, wenn jemand anderes was nicht so gut macht, stellt es mich in ein besseres Licht. Aber ich glaube, in dieser transparenten, schnellen Welt da musst du einfach du selbst sein und an dein gutes Karma denken und dann kommt auch alles Gute zurück. Ich weiß auch Caspers Rapskills sehr zu schätzen und weiß, dass es ein Wahnsinns-Rapper ist und bestimmt Erfolg haben wird. Und für meine Jungs, die mir so viel beim Album geholfen haben und so viel Zeit investiert haben, ohne dass Kohle geflossen ist. Da ist es auch gut, wenn die dann mal ein bisschen Sonne abbekommen statt immer nur in meiner dunklen, schattigen Welt zu leben.
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Sascha auf Twitter: @DeutscheWorte
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