
„Erfolreiches Skin-to-Skin Piercing“, „Magnetic Jewelery“, „Female Genitale Piercing“. Für den Ticketpreis von 400 Euro wird über vier Tage ein buntes Bouquet des Body Modding geboten. Und auch der partizipative Charakter soll nicht zu kurz kommen: Im Foyer des Konferenzbereichs suchen Schilder nach Freiwilligen für „Suspensions“—an der Haut von der Decke hängen—oder für Branding-Sessions. Journalisten sind dort allerdings nicht willkommen. Nachdem vor Jahren ein TV-Beitrag auftauchte, der in bester Boulevard-Manier sein Eltern-passt-auf-eure-Kinder-auf-Video mit Bildern der Veranstaltung unterlegte, haben die Veranstalter eine strenge No-Press-Maxime ausgegeben.Um herauszufinden, wie die Body-Modification-Szene einen Bio-Hacker aufnehmen würde, habe ich Tim Cannon nach Essen begleitet. Da Tim im Vorfeld keinen Arzt überzeugen konnte, den Eingriff durchzuführen, ist er für seine sogenannte Körperverbesserung auf die Unterstützung der dort versammelten Fleischingenieur-Elite angewiesen:„Sobald ich versucht habe, Ärzten zu erklären, was ich vorhabe, haben sie die Unterhaltung beendet. Die mantra-artige Antwort war, dass ich es nicht tun sollte.“ Das, was Tim vorhat, lässt sich allerdings nicht wirklich durch den hippokratischen Eid legitimieren. Er jedoch hält den menschlichen Körper für fehlerhaft und möchte darauf hinarbeiten für immer zu leben: „Ich möchte nicht in einer Hülle leben, deren Inneres mit jeder Sekunde, in der ich zu dir gerade spreche, weiter verrottet.“
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Lucas DimoveoDer Gedanke mit der imperfekten Menschheit leuchtet mir ein. Bei dem Teil mit dem „für immer leben“ bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich das allgemeingültig für eine Option halte—schließlich gibt es immer wieder Personen bei denen ich eher eine beschleunigte Degeneration als eine verlängerte Lebensperspektive für gesamtgesellschaftlich vorteilhaft halte.Tim jedenfalls hat einen unerschütterlichen Zukunftsglauben und hält mit großem Technikoptimismus die allgemeine Besserung der Gesellschaft für eine Aufgabe biologischer Ingenieure. Zusammen mit weiteren Bio-Hackern, Modifikations-Künstlern und Biologen hat Tim in Pittsburgh die Grindhouse Wetware gegründet. Der Zusammenschluss, der sowohl aus selbst gelernten Amateuren wie Experten besteht, verwandelt Keller und Garagen in Pittsburgh in Laboratorien zur Entwicklung der Mensch-Maschinen-Zukunft.
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