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The True Crime Issue

Der Yuppieknast in Muttenz sieht aus wie ein geschweisster Diamant

Muttenz ist ein Sonderfall in der helvetischen Gefängnislandschaft. Weil Muttenz schick ist.

Das im Mai 2014 eröffnete Strafjustizzentrum Muttenz ist ein Sonderfall in der helvetischen Gefängnislandschaft. Nicht, weil es an den Bahnhof mit Blick aufs Gleisfeld gebaut wurde. Auch nicht, weil sich im selben Gebäude die Staatsanwaltschaft sowie das Straf- und Zwangsmassnahmengericht befinden. Nein, Muttenz ist anders, weil Muttenz schick ist.

Der Prachtbau der Architekten Kunz und Mösch sieht von aussen aus wie eine Grossbank. Das mit trendigen Maisonette-Wohnungen bekannt gewordene Architektenduo hat ganze Arbeit geleistet: Im Innern des aschefarbenen Betonsmaragds bahnen sich titanweisse Gänge durchzogen von langen Reihen neongelber Zellentüren; ihren Weg durch die weiten Gänge des Gebäudes. Auf die Zellenbewohner warten mattblaue Duschen mit in die Wand eingelassenen Flüssigseife-Spendern, eichbraune Bettkästen aus geschmeidigem Holz und grossflächige Fenster, verschweisst mit  luftigen Gitterquadraten.

Auf den ersten Blick ist schwer vor stellbar, dass an diesem Ort mit dem Oberflächendesign einer Boutique 47 Menschen eingesperrt sind. Das Gebäude sollte vor allem ein Problem lösen: die notorische Überfüllung der Basler Gefängnisse. Muttenz würde kafkaeske Provisorien wie die Container-Zellen in Liestal überflüssig machen. Der Vollzugsbereich war auch schon nach wenigen Tagen voll belegt. Und die U-Haft bietet genug Platz, um alle Ultras von Lörrach bis Rheinfelden einzusperren. Aber bis auf die Liestal-Container bleiben andere als mangelhaft eingestufte Einrichtungen, etwa die Gefängnisse Laufen und Arlesheim, weiterhin in Betrieb.

Das Muttenzer Gefängnis dient vornehmlich der U-Haft, kurzen Freiheitsstrafen oder Zwischenplatzierungen. Muttenz ist, wonach es aussieht: ein befristetes Privileg.