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Wie sich die Falschmeldung über ,Flüchtlinge in der Damensauna' verbreitete

Die Meldung über einen angeblichen Vorfall von Flüchtlingen in der Damensauna des Kremser Hallenbads machten letzte Woche die Runde. Doch weder waren es Flüchtlinge, noch eine Damensauna.

Foto: Wikimedia Commons

Vergangene Woche berichteten die Niederösterreichischen Nachrichten über einen angeblichen Vorfall in der Damensauna des Kremser Hallenbades. „Hat nun auch Krems einen Asylwerber-Skandal im Hallenbad?", fragte das Regionalmedium und schrieb weiter: „Fakt ist, dass zu Beginn der vergangenen Woche Asylwerber in die Damen-Sauna gingen."

Von diesem „Fakt" ist nun eine Woche später nicht mehr viel übrig geblieben. Zwei Jugendliche, beide österreichische Staatsbürger, haben sich gemeldet und demselben Medium gegenüber klargestellt: „Wir waren das in der Sauna". Die beiden wollten sich nach dem Schwimmen die Haare richten und haben sind dann irrtümlich in den Saunabereich begeben—wohlgemerkt eine ganz normale, gemischte Sauna. Eine Damensauna gibt es im Kremser Bad gar nicht.

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Es waren keine Flüchtlinge und es war keine Damensauna. Aber immerhin: Krems stimmt.— Armin Wolf (@ArminWolf)9. Februar 2016

„Ein Mann wollte uns drinnen mit den Worten ,Husch Husch' verscheuchen", erklärt Hamid B., einer der Jugendlichen, gegenüber VICE. „Es gab danach aber keinerlei Aufregung. Wir waren ganz normal noch 2 Stunden im Bad."

Interessant ist, dass im ursprünglichen Bericht von letzter Woche am Rande auch erwähnt wird, dass die Kremser Stadtpolitik den Vorfall als „Irrtum" bezeichnete. Niemand hielt es aber für nötig, diesem Missverständnis Beachtung zu schenken. Eher im Gegenteil: Als Maßnahmen gegen „solche Vorfälle" wurden mehr Kontrolle durch das Badepersonal und ein Orientierungs-Piktogramm eingeführt.

Viele Nutzer auf Facebook interessierte ohnehin nicht mehr als die Headline vom „Riesen-Wirbel um Flüchtlinge in der Damensauna", die von Heute und oe24 weiter verbreitet wurde. Nur als Veranschaulichung: ein einzelner, aufgebrachter User hat die NÖN-Meldung gleich sechs (!) Mal gepostet—unter anderem in bewährte, rechte Empörungsgruppen wie „Alternative für Österreich", oder „Nationale Partei Österreichs", wo sich die tausenden Mitglieder minütlich mit Ausländerkriminalität, Verschwörungs-Memes und offenem Rassismus hochschaukeln und den Bericht weitere zigmal verbreiteten.

Auch ein gewisser Herr Mag. Ewald Stadler, seines Zeichens FPÖ-, BZÖ- und zuletzt Rekos-Politiker, sah sich mit der Meldung in seinem Weltbild bestätigt:

Das gerade gegründete Portal hoaxmap.at widmet sich genau solchen Falschmeldungen zu Flüchtlingen und veranschaulicht, wo und wann Gerüchte auftauchten und faktisch widerlegt wurden. Nach nur einem Tag sind schon 187 Fälle in Deutschland und Österreich dokumentiert. Seit gestern gibt es nun auch für Krems einen Eintrag.

Thomas auf Twitter: @t_moonshine