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Gibt es wirklich eine Punker-Bürgerwehr in Hannover, die als Polizei verkleidet Ausländer kontrolliert?

Angeblich kontrollieren Punks verkleidet als Beamte des Kriminaldauerdienstes Afrikaner auf den Straßen Hannovers. Wir habe da mal nachgefragt.

Mexikanische Punks, keine Bürgerwehr | Foto: imago/Aubrey Washington

Vor allem nach der Kölner Silvesternacht kippte bei immer mehr Leuten in Deutschland die Haltung gegenüber Flüchtlingen und Ausländern. Auch der Frust gegenüber staatlichen Organen schoss in die Höhe, weil sie nicht Herr über die Lage in Köln wurden. Gepaart mit Angst und einer guten Portion Fremdenfeindlichkeit ist dies eine grundsolide Mischung, um Menschen auf die Straße zu treiben. Sie nehmen das Heft oder die Mistgabel selbst in die Hand und gehen auf Patrouille zum Schutz der Heimat vor dem bösen, schwarzen Mann.

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Foto: Facebook | Bürgerwehr Deutschland

So weit das Klischee und die Facebook-Polizei. Geschrieben und aufgerufen wird in den sozialen Netzwerken viel. Die Wutbürger trommeln und klopfen sich gegenseitig auf die Schulter, aber zu konkreten Bürgerwehren, die die Straßen im Auftrag der Selbstjustiz durchforsten, kommt es seltener. Umso fantastischer klingt die Meldung der Hannoverschen Allgemeinen, wonach keine Neonazis, sondern vier Punks eine Bürgerwehr gestartet haben sollen. Drei Frauen (16, 17, 34 Jahre alt) und ein 31-jähriger Mann sollen sich blaue Jacken angezogen, darauf gelbe Schilder mit dem Schriftzug „Security" befestigt und als Beamte des Kriminaldauerdienstes der Polizei Hannover ausgewiesen haben. Mindestens einen Afrikaner sollen sie im Freizeitheim Vahrenwald kontrolliert haben. Dort seien sie auch festgenommen worden, nachdem ein Zeuge die Polizei am Freitagabend gegen 20:15 Uhr alarmierte. Ungefähr eine Stunde zuvor war die Polizei bereits schon einmal wegen der Verdächtigen an denselben Ort ausgerückt, doch als sie erschien, fehlte von den Vieren jede Spur. Beim zweiten Mal gelang der Zugriff.

Doch sowohl im Polizeibericht als auch nach Anfragen bei der Polizei konnte nicht bestätigt werden, dass es sich bei den vier selbsternannten Ordnungshütern um Punks gehandelt haben soll. Wegen der noch laufenden Ermittlung wollte die Polizei keine weiteren Auskünfte geben, außer dass es „nach derzeitigem Stand der Ermittlungen […] keine Hinweise [gibt], dass die Personen einer ‚Bürgerwehr' angehören/angehörten", so Andre Puiu, Mitarbeiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Polizeidirektion Hannover.

Im weiteren Schritt fragten wir direkt bei der Redaktion der Hannoverschen Allgemeinen nach. Sie leitete uns an den Urheber der Meldung weiter, aber auf die Frage, an welchen Merkmalen er die vier Personen als Punks identifiziert hatte, erklärte er, mit dem Hausmeister der Örtlichkeit gesprochen und daher seine Informationen erhalten zu haben. Bevor wir nach einem Kontakt oder einer Nummer des Hausmeister fragen konnten, wurde das Gespräch auch schon beendet.

Was bleibt, ist eine Meldung, wonach Punks Bürgerwehren starten, eine Polizeistelle, die wegen laufender Ermittlungen keine Informationen herausgibt, aber von „Punkern" in ihren Berichten nicht spricht, und die Aussagen eines Hausmeisters. Ach ja: Die vier wurde laut Mitteilung der Polizei „nach Durchführung der polizeilichen Maßnahmen entlassen bzw. ihren Erziehungsberechtigten übergeben".