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Nach dem Ende des Gaza-Konflikts ist die Hamas jetzt beliebter als vorher

Dafür hat die gemäßigtere Fatah deutlich an Boden verloren.

Foto: flickr I The Isreal Project I CC BY-SA 2.0

Nach dem jüngsten bewaffneten Konflikt der Hamas mit Israel wächst die Unterstützung für die militante Gruppierung unter den Palästinensern in Gaza und im Westjordanland. Das ist das Ergebnis einer heute veröffentlichten Umfrage, die gleichzeitig die Konfliktlinien innerhalb der palästinensischen Politik offenlegt.

Die Umfrage, die vom Palestinian Center for Policy and Survey Research (PSR) durchgeführt wurde, zeigt, dass Mahmud Abbas, der vom Westen unterstützte Palästinenserpräsident von der Fatah, dem Anführer der Hamas, Ismail Haniyeh, unterliegen würde, wären heute Präsidentschaftswahlen.

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In der letzten Woche hatte Abbas in einem Interview gesagt, Tausende seien wegen der Kämpfe der Hamas mit Israel unnötig gestorben. „Es wäre uns möglich gewesen, all das zu verhindern, 2.000 Märtyrer, 10.000 Verletzte, 50.000 beschädigte und zerstörte Häuser", sagte Abbas nach Angaben von Associated Press am Freitag dem Sender Palestine TV und fügte hinzu, dass die Gewalthandlungen unnötig in die Länge gezogen wurden, weil die Hamas darauf bestanden habe, vor einem Waffenstillstand erst über ihre Forderungen zu verhandeln.

Im April hatte die Fatah eine Einheitsregierung mit der Hamas gebildet. Damit sollte der Versuch unternommen werden, den Konflikt zwischen beiden Gruppen zu überwinden, der seit 2007 besteht, als die Hamas den Gazastreifen unter ihre Kontrolle brachte und die Fatah sich daraufhin von der Hamas abwandte. Seit dieser Zeit verwaltet Abbas nur Teile des Westjordanlands, eine Tatsache, die er zweifelsohne gern ändern würde.

Laut den Umfrageergebnissen würde Haniyeh bei einer Wahl jedoch mit 61 Prozent der Wählerstimmen eindeutig vor Abbas (32 Prozent) liegen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der aktuelle Konflikt im Gazastreifen dazu führt, dass die Palästinenser radikalere Anführer vorziehen. In einer Umfrage vom Juni, die PSR noch vor dem jüngsten Konflikt durchgeführt hatte, waren nur 41 Prozent der Befragten für Haniyeh, während 53 Prozent ihre Unterstützung für Abbas bekundeten.

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Die Unterstützung für einen bewaffneten Widerstand gegen Israel ist ebenfalls gestiegen. Während im Juni 41 Prozent der Befragten angaben, dass sie die Rückkehr zu einer bewaffneten Intifada befürworten würden, waren es jetzt 60 Prozent. 72 Prozent gaben an, im Westjordanland sollten Angriffe in Stil der Hamas durchgeführt werden, und 57 Prozent sprachen sich gegen die Entwaffnung bewaffneter Gruppen im Gazastreifen aus (im Vergleich zu 33 Prozent in der Juni-Umfrage).

Dieser Krieg - der inzwischen dritte, den die Hamas gegen Israel führt - dauerte 50 Tage und kostete mindestens 2140 Palästinensern und mindestens 72 Israelis das Leben. Während die Opfer auf palästinensischer Seite überwiegend Zivilisten waren, handelte es sich bei den israelischen Opfern überwiegend um Armeeangehörige. Nach mehreren gescheiterten Versuchen stimmte die Hamas den Bedingungen eines von Ägypten vermittelten Waffenstillstandsabkommen zu. Beide Seiten erklärten sich zum Sieger. Trotz des angerichteten Blutbads hielten 79 Prozent der befragten Palästinenser die Hamas für siegreich.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu spricht sich aufs Schärfste gegen jede Einheitsregierung aus, die die Hamas miteinschließt. Sowohl Israel als auch die USA sehen die Hamas als Terrororganisation.

Der Krieg in Gaza war ausgebrochen, nachdem drei israelische Jugendliche im Juni entführt und ermordet wurden. Israel hatte daraufhin Hunderte Palästinenser festnehmen lassen, worauf der Gazastreifen mit Raketenbeschuss reagierte. Israel antwortete darauf mit Luftschlägen und ging kurze Zeit später zu Bodenangriffen über. Die getöteten Jugendlichen waren zwar keine Soldaten, trotzdem befürworteten 57 Prozent der befragten Palästinenser ihre Entführung und 54 Prozent ihre Tötung.

Die Befragung wurde vom 26. August, dem letzten Tag vor der Waffenruhe, über vier Tage hinweg an über 100 Orten durchgeführt. Insgesamt wurden 1270 Palästinenser befragt.