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Die NASA hat eine Abteilung für planetare Verteidigung eingerichtet, um uns vor kosmischen Kollisionen zu schützen

Nach mehreren Meteoriten-Zwischenfällen will die Weltraumbehörde jetzt alles daran setzen, um für uns gefährliche Himmelskörper schneller entdecken, verfolgen und abfangen zu können.
Bild: Donald Davis

Vor drei Jahren ist ein Meteor mit einer Geschwindigkeit von circa 67.000 km/h in die Erdatmosphäre eingetreten und fast 24 Kilometer über dem russischen Tscheljabinsk explodiert. Mit einer Breite von 95 Metern und einem Gewicht um die 11 Tonnen war das ein großer Meteor, aber nicht der größte der Geschichte.

Die Explosion hatte dennoch 30 Mal mehr Wucht als die Atombombe, die Hiroshima zerstört hat, so die NASA. Die zugehörige Schockwelle hat die Fenster von 7.200 Gebäuden zerstört. Etwa 1.500 Menschen wurden verletzt.

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Und jetzt hofft die NASA, dass wir noch schlimmere Zwischenfälle dieser Art vermeiden können.

Am Montag hat die Raumfahrtorganisation ein Planetary Defense Coordination Office, also ein Amt zur planetaren Verteidigung, eröffnet, das große Asteroiden und Meteore auf Kollisionskurs mit der Erde aufspüren und dann aufhalten soll. (Ein Asteroid ist ein Brocken inaktiven Gesteins im All, während ein Meteorit ein Stück Asteroid oder Komet ist, das zum Meteor wird, wenn es in die
Erdatmosphäre eintritt.)

„Das Aufspüren und Verfolgen von Asteroiden sowie die Verteidigung dagegen ist etwas, das die NASA, ihre behördlichen Partneragenturen und die internationale Gemeinschaft sehr ernst nehmen", sagte John Grunsfeld, stellvertretender Verwalter des Science Mission Directorate von NASA, in einer Mitteilung. „Es gibt zwar aktuell keine Einschlagsgefahr, doch der Feuerball über Tscheljabinsk und der ‚Halloween-Asteroid', der sich vor Kurzem stark [der Erde] genähert hat, ermahnen uns zur Wachsamkeit und zur laufenden Beobachtung des Himmels."

Der Halloween-Asteroid hatte einen mittleren Durchmesser von etwa 600 Metern und wurde am 10. Oktober entdeckt, bevor er am 31. Oktober nach astronomischen Maßstäben sehr nah an der Erde vorbeizog. Dieser Asteroid war laut NASA das größte und der Erde nächste Objekt, das seit Beginn der Aufzeichnungen an unserem Planeten vorbeigezogen ist: Er hat uns lediglich um 480.000 Kilometer verfehlt.

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Ein weiterer Asteroid mit einem Durchmesser von fast 800 Metern soll im Jahr 2027 etwa auf Mondentfernung an der Erde vorbeiziehen. Zum Vergleich: Der Asteroid, der den Untergang der Dinosaurier bedeutet haben soll, hatte einen Durchmesser von geschlagenen 10 Kilometern und hat bei seinem Aufprall so viel Energie freigesetzt wie eine Milliarde Atombomben, so die NASA.

Es mag so gut wie unmöglich erscheinen, eine derartige kosmische Kollision aufzuhalten, doch Experten zufolge wäre das vermutlich nicht so schwierig, wie es der Katastrophenfilm Armageddon, in dem Astronauten mit einer Atombombe einen Asteroiden so groß wie Texas sprengen, 1998 darstellte.

„Die durchschnittliche Gefahr eines Asteroideneinschlags ist extrem gering, doch es ist eine Tatsache, dass Asteroiden die Erden treffen können und werden", sagte Bruce Betts, der Direktor für Wissenschaft und Technologie der Planetary Society. „Was diese Art von großer Naturkatastrophe von anderen unterscheidet, ist die Tatsache, dass wir sie abwenden können."

Anstatt eine Atombombe einzusetzen—eine verzweifelte Notlösung, bei der ein großer, tödlicher Asteroid in viele kleine, tödliche Asteroiden aufgespalten werden könnte—, würden Wissenschaftler vermutlich eher einen Asteroiden mit Raumfahrzeugen rammen, bis er von seinem Kollisionskurs mit der Erde abkäme, wie Betts erklärte.

Die USA und Russland haben bereits die Möglichkeit, gemeinsam zur Verteidigung gegen Asteroiden vorzugehen.

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„Die Länder haben schon zusammengearbeitet", sagte Jonathan Coopersmith, Historiker an der Texas A&M University und Experte für Weltraumforschung. „Die Internationale Raumstation ist ein Beweis dafür, was alles möglich ist."

Das Problem, so warnen Experten, ist die Frage, ob Forscher einen gefährlichen Asteroiden rechtzeitig aufspüren können. Ihrer Meinung nach könnte die Menschheit so gut wie jeden Asteroiden aufhalten, wenn sie nur ein Jahrzehnt oder länger vorgewarnt wäre.

Die Nonprofit-Organisation B612 Foundation, die seit 2002 vor der von Asteroiden ausgehenden Gefahr warnt, hat vorgeschlagen, ein Infrarot-Weltraumteleskop zu bauen, das bei der frühzeitigen Entdeckung helfen würde.

„Es gibt geschätzt eine Million Asteroiden, die groß genug sind, um eine Großstadt zu zerstören, doch bisher haben wir erst etwa ein Prozent dieser Asteroiden verfolgt", hieß es in einer Mitteilung der Stiftung.

Doch vergangenes Jahr zog sich die NASA aus einer Vereinbarung mit der Stiftung zurück, laut der die Raumfahrtbehörde beim Bau eines Infrarot-Teleskops im Wert von 450 Millionen Dollar helfen sollte. Der Grund waren fehlende Mittel.

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Das Planetary Defense Coordination Office hat ein jährliches Budget von etwa 50 Millionen Dollar. Das reiche laut Experten nicht, um etwas in die Erdumlaufbahn zu schicken, doch es reiche durchaus, um die Forscher und Forscherinnen unten auf der Erde zu finanzieren.

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Falls es so weit kommen sollte, dass ein tödlicher Asteroid aus dem Nichts auftaucht und die NASA nicht ausreichend Zeit hat, um ihn zu zerstören oder vom Kurs abzubringen, hätten diese Forscher eine weitere Funktion: Sie könnten Katastrophenschutz-Organisationen dabei helfen, Evakuierungen zu koordinieren und mit den Konsequenzen eines verheerenden Einschlags fertigzuwerden.

Hoffentlich wird die NASA allerdings ein Frühwarnsystem einrichten, bevor solche Schritte notwendig werden. Mit der europäischen Raumfahrtbehörde ESA soll es ab 2020 zu diesem Zweck auch ein gemeinsames Projekt geben.

„Wir müssen nicht wie die Dinosaurier sein", sagte Betts.


Titelbild: Donald Davis | Wikimedia Commons | Gemeinfrei