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Auf LSD bei Occupy Wall Street

Auf LSD ist alles unglaublich, oder? Steve Jobs ist wie Bill Gates (nur tot), Guy Fawkes ist wie Antonio Banderas und Occupy Wall Street bedeutet einfach nur schlechte Laune.

Das hier ist mein Kumpel „Dave“ (das ist nicht sein richtiger Name). Das Zeug auf seiner Zunge ist LSD. Wir waren im McDonald’s gegenüber des Liberty Squares (ehemals: Zuccotti Park) und machten uns bereit, die Demonstranten bei ihrem Marsch zu Ehren des „Bank Transfer Day“ zu begleiten. An diesem Tag sollten alle Leute ihr Geld von den großen, schlechten Banken abheben und es auf die Kreditgesellschaften der Netten umlagern. Der beste Weg zu einer guten, psychedelischen Erfahrung nämlich ist ganz eindeutig, dich mit wütenden Linken abzugeben, die—wie wir herausgefunden haben—zu 100 Prozent dazu bereit sind, sich mit der Polizei anzulegen.

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Vor dem Beginn des Marsches schlenderten wir ein wenig durch die besetzten Gebiete und warteten darauf, dass das LSD seine Wirkung entfaltete. Alles war so viel organisierter als bei meinem letzten Besuch: Schilder zeigten den Weg zur Küche und zu den sanitären Einrichtungen, ein anderes erinnerte die Besetzer daran, „gute Nachbarn“ zu sein und ein ganzer Pulk Touristen lief herum. Dieses Schild hat Dave sich gemacht, aber ich habe es nicht verstanden. Wir standen in der Kälte und warteten mit den Leuten von MoveOn.org auf den Beginn des Protestmarsches. Sie waren viel älter und hatten weniger Dreadlocks als die Occupy Wall Street-Leute. Dave war besorgt, denn er war noch immer total nüchtern—ich schätze, die Kombination aus Kälte und den lautstarken, politischen Reden verlangsamte den chemischen Prozess.

Endlich begann der Marsch und wir traten in die Sonne. Dave sagte: „Whoa.“ Ich denke, genau in diesem Moment trat die Wirkung ein.

Hier macht Dave einen Demonstranten nach, um ihn „besser zu verstehen“. Er marschierte im Stechschritt umher und torkelte durch die Gruppe, aber das schien niemandem aufzufallen.

Dave hatte ein Spielzeug aus seinem Happy Meal aufgehoben und spielte die ganze Zeit damit, während wir weiterzogen. Er war ganz vernarrt darin, die Beine zu bewegen und schien eine tiefe, spirituelle Bindung mit dem Plastikei zu haben. Die Demonstranten ignorierte er.

„Wow, das Licht ist einfach—es ist so wunderschön.“ Die ganze Zeit über sagte er solche Sachen. Fairerweise muss ich zugeben, dass das Licht wirklich sehr schön war.

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Hier sagt Dave gerade: „Ich bin so was von drauf!“

„Das Kind rückt mir viel zu nahe“, sagte Dave. Wir mussten von ihm weggehen.

Zu einem späteren Zeitpunkt des Marsches stimmte Dave in die Gesänge mit ein („This is what democracy looks like!“) und sprach darüber, wie wir unsere „kollektive Supermacht“ wahr machen könnten. Er lies außerdem einiges LSD-Geschwätz von sich, wie sich Leute in Gruppen „anpassen“ würden. Er hatte gute Laune.

Als wir unser Ziel—Foley Square—erreichten, machte sich Dave wegen der blauen Farbe Sorgen, die er irgendwie in sein Gesicht bekommen hatte und tauchte deswegen seinen Kopf in diesen Springbrunnen. Keiner schenkte ihm wirklich viel Aufmerksamkeit und ich war erleichtert.

Zu dem Zeitpunkt, als der Marsch zu Ende war, gab es keinen klaren Plan mehr. Es wurden keine Reden mehr gehalten und die Menge lief einfach nur umher. Dann sagten uns die Polizisten, dass wir den Fußweg versperrten und weggehen müssten.

Das nahmen die Demonstranten nicht sehr gut auf. Dave ließ sich von der Stimmung mitreißen, aber die Polizei begann, Leute festzunehmen—ich wusste nicht so recht aus welchem Grund.

Ab dann wurde die Szenerie gewalttätiger. Leute sangen „Schande! Schande!“ und „This is what a police state looks like!“, während eine Gruppe ein paar Polizisten, die gerade mehrere Leute festgenommen hatten, umzingelte. Ich hatte keine Ahnung, was da vor sich ging und versuchte, Dave unter Kontrolle zu halten, der immer zappeliger wurde. Er wollte dem Ganzen ein Ende setzen und in das Zentrum der Verwirrung rennen, aber ich schaffte es, ihn am Arm zu packen und ihn zurückzuhalten. Später erfuhren wir, dass 20 Demonstranten festgenommen wurden und ein Polizist jemandem vielleicht ins Gesicht geschlagen hatte. „Schlechte Stimmung“, fand Dave und wir entfernten uns.

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Sobald wir von der Demo weg waren, flippte Dave wegen dieser Gebäude total aus und schwafelte etwas vom „letzten Atemzug, bevor der Körper stirbt.“

Wir schlenderten zu einem menschenleeren Platz zwischen einigen nach Behörden aussehenden Häusern (ich glaube, es war eine Art Polizeiwache) und Dave war fasziniert von diesen Pilonen, die er ineinander steckte. „Jetzt fühle ich mich viel besser“, sagte er. Die Ordnung war wieder hergestellt. Für weitere Trips mit VICE geh' auf:

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