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35 Millionen Dollar für Gott – und Pop

Der Pastor einer Megachurch aus Singapur muss ins Gefängnis, weil er die Musikkarriere seiner Frau mit unterschlagenem Geld angekurbelt hat. Mit 35 Millionen Dollar, um genau zu sein.
Kong Hee zusammen mit seiner Frau | Foto: imago| Xinhua

Vergangenen Freitag wurde einer der Gründungspastoren einer Singapurer Megachurch zu acht Jahren Haft verurteilt, weil er des Betrugs und der Unterschlagung von Spendengeldern in Höhe von 35 Millionen Dollar schuldig gesprochen wurde. Das Geld hatte Kong Hee dazu genutzt, die Popmusikkarriere seiner Frau zu finanzieren und das Ganze anschließend zu verschleiern.

Neben Pastor Hee wurden noch fünf andere Vorsitzende der evangelikalischen City Harvest Church verurteilt, aber Hees Strafmaß fiel dabei am höchsten aus. Die anderen Angeklagten müssen nun zwischen einem und sechs Jahren ins Gefängnis, heißt es bei der Associated Press.

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Das Gericht verurteilte Kong und die anderen Vorsitzenden in drei Anklagepunkten der Untreue, die sich alle auf die Unterschlagung von 17 Millionen Dollar beziehen. Die Summe war eigentlich für Bauprojekte und andere Investments gedacht. Der Staatsanwaltschaft zufolge nutzte Hee dann weitere 18,5 Millionen Dollar dazu, das erste Verbrechen vor den Wirtschaftsprüfern zu verschleiern.

Während der Verhandlung behaupteten Hee und seine Kollegen durchgehend, dass der Sinn und Zweck des sogenannten Crossover Projects darin lag, die Attraktivität der Kirche durch säkulare Popmusik zu erhöhen.

Die Sängerin Ho Yeow Sun, die ebenfalls zum Kirchenvorstand gehört und als Sun Ho—die chinesische Geisha des Pops—berühmt wurde, gehörte nicht zu den Angeklagten. Über mehrere Jahre hinweg hat sie diverse Alben und Musikvideos veröffentlicht—unter anderem auch eins, in dem sie sich sexy gekleidet neben HipHop-Künstler und Songwriter Wyclef Jean räkelt.

Vor Gericht sagte Hee aus, dass der Erfolg seiner Frau in den USA der Schlüssel für einen größeren Einfluss des Crossover Projects gewesen wäre und der City Harvest Church „überall auf der Welt eine größere Plattform für das Predigen seiner Botschaft" geschaffen hätte.

Dazu behauptete er noch, dass die Kirchenmitglieder sehr dankbar und glücklich darüber gewesen wären, dass Gott die Sängerin nutzen konnte, und sie für den Popstar und das Crossover Project gebetet hätten.

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So haben einige Mitglieder den Kirchenvorstand während des Verfahrens, das 2012 begann, tatsächlich fortwährend unterstützt und gemeint, dass das Crossover Project ihrer Meinung nach dazu beigetragen hätte, mehr Nichtgläubige zu erreichen.

Letzten Monat sprach die 43-jährige Sun mit dem Nachrichtenportal der City Harfest Church über ihre Rolle in der ganzen Geschichte und erzählte dabei, dass sie in eine Welt gezwungen wurde, deren Werte und Moralvorstellungen mit denen der Kirche absolut nichts gemeinsam haben.

Die Kirche der City Harvest Church | Foto: Wikimedia Commons | gemeinfrei

„Die Leute der Kirche waren sauer auf mich und fragten, wie die Frau eines Pastors so etwas machen könnte. Und die Leute aus der Welt des Entertainments trauten mir nicht über den Weg", erzählte Sun. „Oftmals habe ich Gott gefragt, wie lange ich das Ganze noch machen muss."

Sun meinte außerdem, dass sie mehrere Male ans Aufhören gedacht hätte. Wenn sie nach einem Konzert jedoch von Fans angesprochen wurde, war es die ganze Sache doch wieder wert.

„Während Crossover ist so viel passiert, aber an eine Sache kann ich mich noch ganz genau erinnern: Ich stand Abend für Abend auf der Bühne und wenn die Leute nach den Auftritten auf mich zukamen, sagte ich mir immer, dass es das alles wert sei."

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1989 gründeten Hee und Sun die City Harvest Church und bis heute hat die Kirche ungefähr 17.500 Mitglieder angesammelt. Die Werte und Moralvorstellungen der Megachurch basieren dabei auf den Lehren der Pfingstkirchler und der Charismatischen Bewegung. Die Vereinigung hat dazu noch mehrere angeschlossene Kirchen in den USA, in Malaysia, in Indonesien, in Taiwan und in Australien.

Hees Anwälte reichten zwar einen Antrag auf ein mildes Urteil ein, aber der wurde vom vorsitzenden Richter See Kee Onn abgelehnt.

„Bei dieser Verhandlung ging es nicht nur um Leichtsinnsfehler in der Geschäftsführung", meinte der Richter vor einem Gerichtssaal, in dem sich viele Unterstützer Hees versammelt hatten. „Die Angeklagten haben Kirchengelder effektiv in die eigene Tasche gesteckt, um sie für eigene Zwecke auszugeben."