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Popkultur

Queere MigrantInnen kämpfen an vielen Fronten

Gleich zwei österreichische (Film-)Festivals widmen sich in dieser Woche dem Thema Homosexualität und Migration.
Film „Sharyet“ – Foto von ARGEkultur Salzburg

Unter dem Motto „Ich ist eine Andere" findet heuer zum sechsten Mal in Salzburg das Open Mind Festival statt. Der Spruch ist dabei in Anlehnung an ein Zitat von Arthur Rimbaud gewählt. Der Dichter war in seinem Leben vieles—Hafenarbeiter, Waffenhändler, Sprachlehrer und generell einer, der viel experimentierte und seine eigene Identität ständig neu überdachte.

Laut ihrer eigenen Beschreibung stehen das Thema Identität, seine gesellschaftliche Konstruktion sowie der Körper als Kunst- und Projektionsfläche im Zentrum des Festivals.

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An insgesamt zehn Tagen geht man dem Motto mit Theater, Tanz, Performance, Konzert, Karaoke, Vorträgen, Diskussionen oder Workshops in unterschiedlichster Wiese auf den Grund. Vieles dreht sich dabei um die Konstruktion von Geschlecht—am kommenden Samstag gibt es beispielsweise einen TRANS*/INTER*TAG, bei dem eine Performance von trans- und intersexuellen KünstlerInnen geplant ist.

Am Freitag widmet man sich mit der „queeren migrantische Filmnacht" einem Thema, das gleich zwei verschiedene Aspekte von Identität miteinander verknüpft. „Wir wollten der Frage nachgehen, wie es ist, wenn man sich neben der Suche nach einer geschlechtlichen Identität auch noch der Frage nach kulturellen Identität stellt", erklärt Kuratorin Cornelia Anhaus.

Dafür ging das Open Mind Festival eine Kooperation mit dem Wiener Projekt „Transition" ein, dass sich selbst ganz dem queer-migrantischen Kino verschrieben hat, damit in Europa einzigartig ist und dessen International Queer Migrant Film Festival gerade ebenfalls stattfindet.

„I am gay and muslim" Foto: ARGEkultur Salzburg

Gründer Yavus Kurtumulus hat zum Thema einen ganz persönlichen Bezug. „Ich komme aus einer typisch türkischen Gastarbeiterfamilie", erzählt er. „Mein Coming-out vor 15 Jahren gestaltete sich deshalb auch dementsprechend schwierig. Für meine Mutter war die Vorstellung von Schwulsein vor allem mit Frauenkleidung und AIDS verbunden." Bevor Yavus das Projekt vor vier Jahren startete, engagierte er sich schon politisch für Rechte von Homosexuelle.

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„Als queerer Migrant hat man an vielen Fronten zu kämpfen", sagt er weiter. „Einerseits ist da der Kampf innerhalb der eigenen migrantischen Community, die oft von besonderen konservativen Vorstellungen geprägt ist." Hinzu komme außerdem, dass man um Akzeptanz in der Mehrheitsgesellschaft kämpfen müsse. „Und dann ist da noch die LGBT-Community selbst, die keinesfalls frei von Diskriminierung ist."

Das Thema ist jedenfalls höchst aktuell und bekommt auch durch die Flüchtlingssituation eine neue Dynamik, ist sich Yavus sicher: „Beratungsstellen für Flüchtlinge, wie das Projekt Courage erzählen mir, dass sich dort täglich sechs bis sieben Personen melden und über Schwierigkeiten der sexuellen Orientierung berichten." Besonders in Erstaufnahmezentren soll die Lage ernst sein.

Für die Queer Migrant Filmnacht des Open Mind Festival am Freitag wurden gleich drei Klassiker des queeren-migrantischen Kinos der letzten Jahren ausgewählt: Sharyet (über eine lesbische Beziehung in Teheran), Lippstika (wo eine Palästinenserin ihr „normales" Familienleben überdenkt), sowie I am Gay and Muslim—eine Dokumentation, bei der der Titel wohl schon viel an Aussagekraft besitzt.

Falls euch also das Thema queer Migrants interessiert, könnte es wohl keinen besseren Zeitpunkt geben als jetzt:

Alles zur „queeren migrantische Filmnacht" am kommenden Freitag am Open Mind Festival findet ihr hier.

Alle Infos zum derzeit in Wien stattfindenden „International Queer Minority Film Festival gibt es hier