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Prinz Philip ist punk as fuck

Vielleicht ist er gar kein verwirrtes altes Fossil. Vielleicht ist er der Prinz des Drauf-Scheißens.

Prinz Philip, als er 2013 grundlos ein blaues Auge hatte. Foto: Jamie McCaffrey | Flickr.com | CC BY 2.0

Prinz Philip hat die Tage das Prinz-Philip-Typischste überhaupt gemacht: Er ist beim Chadwell Heath Asian Women's Network im Osten Londons auf eine Gruppe Frauen zugegangen und hat sie gefragt: „Wem liegen Sie auf der Tasche?" Wenig später stellte er anscheinend noch einer professionellen Spendensammlerin die Frage: „Haben Sie überhaupt noch Freunde?" Letzte Woche hat er das Wort „fucking" im Gespräch mit einem Fotografen verwendet. Im Grunde versucht Großbritannien eigentlich nur, so viele lustige Prinz-Philip-Schlagzeilen wie möglich abzukriegen, bevor er stirbt.

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Die herrschende Meinung über den Royal lässt sich dabei in etwa folgendermaßen zusammenfassen: Prinz Philip ist ein verwirrtes altes Relikt der Vergangenheit, ein Dinosaurier, ein Fossil. Prinz Philip repräsentiert alles, was mit der weltfremden Monarchie nicht stimmt: Er schwebt Tausende Ebenen über dem eigentlichen Klassensystem, schlurft durch öffentliche Bibliotheken und nickt, ein Mann bestehend aus Papier, Luft und unverdienten Medaillen, eine blutlose Echse, die von den Bügelfalten ihres Militärschnitt-Anzugs auf den Beinen gehalten wird. Ein alter Rassist, der seine Finger in der Queen hat. Eine jahrhundertealter Bote des Untergangs, der seine letzten Kaviar-Jello-Shots aus dem Bauchnabel von König Elisabeth II. schlürft, bevor ihm das Herz in der Brust verwelkt und er wie ein großes, totes Blatt zu Boden schwebt.

Aber jetzt stell dir mal Folgendes vor: Vielleicht ist Prinz Philip ein absoluter Don, eine Legende, ein Prinz Badass von Coolness. Prinz Philip ist der einzige Mensch auf Erden, der mehr auf alles und jeden pfeift als Rihanna. Vielleicht ist Prinz Philip inzwischen alles so egal, dass er schon wieder cool geworden ist. Ja, vielleicht ist Prinz Philip der letzte echte Punk.

Nein, ernsthaft, hör mir zu: Ich habe mal unseren zahmen Büropunker gefragt, was einen Punk eigentlich ausmacht, und er sagte: „Anti-autoritär, anarchistisch, nicht scharf auf Arbeit, normalerweise in Besitz eines sehr hohen Rosses." Das klingt so was von nach Big Princey P. „Verwöhnte Blagen mit krassen Haaren." Kommt schon, das ist eine Beschreibung von Prinz Philip. Jetzt da John Lydon (a.k.a. Johnny Rotten) kaum mehr als ein wirr dreinblickender Butterverkäufer ist, ist Prinz Philip so Punk wie man nur sein kann. Würde man dem Mann eine Lederkutte anziehen und einen invertierten Iro rasieren, würde niemand auch nur mit der Wimper zucken. Wenn wir ihn dazu brächten, sich selbst mit einer Sicherheitsnadel zu piercen, während er mit einem schrottreifen Van durch die englische Provinz tourt, würde er sich garantiert gleich wie zu Hause fühlen. Überleg mal: Prinz Philip hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der tatsächlichen Queen schon „Fuck the Queen" ins Gesicht gesagt. Der Typ ist tausend, wenn nicht Millionen Mal mehr Punk als du.

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Doch was noch viel wichtiger ist: So wie er jetzt vor uns steht, als Staub, der vom Druck eines Lebens im goldenen Käfig zum Diamanten komprimiert wurde, enthält Prinz Philip den Schlüssel zur Evolution des Mannes. In der Kreidezeit des Mannes, von 40 bis 60 Jahren, haben wir Exemplare, die eher unruhig und mürrisch sind und mit recht hoher Wahrscheinlichkeit einer Bürgerwehr beitreten oder Petitionen über Autosendungen überschreiben. Zwischen 60 und 80 geht noch mehr Lebenssaft verloren: Sie werden rassistisch, finden internationale Küche anstößig und ihre Münder verlieren die Fähigkeit, komplexere Namen als „Tommy" auszusprechen. Und während dieser Phase stirbt der Durchschnittsmann einfach irgendwann und wir finden niemals heraus, was als Nächstes kommt.

Prinz Philip ist das, was als Nächstes kommt. Er hat so lange gelebt—verarztet von den besten Medizinern, gemästet mit den besten Speisen, belebt von Injektionen mit dem frischesten Blut Erstgeborener, die unter dem weißleuchtendsten Mond geopfert wurden—, dass seine Existenz im Grunde einen noch nie dagewesenen wissenschaftlichen Versuch darstellt. Und in ihm liegt die Zukunft. Er hat sich durch die „mürrischer alter Mann"-Phase geboxt, dann durch die „alter mürrischer Rassist"-Phase, und jetzt ist er etwas völlige Neues: meta-mürrisch, meta-rassistisch, eine Naturgewalt, ein starker 94-Jähriger, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat, eine uralte galaktische Macht, die zusammengequetscht und in eine perfekte Scheiß-auf-alles-Einheit kristallisiert wurde. Prinz Philip ist Planet, und Prinz Philip ist Sterne. Er ist die menschliche Verkörperung eines ausgestreckten Mittelfingers, der sich auf absolut alles richtet, was existiert.

MUNCHIES: Einem Schotten greift man nicht unter den Kilt—schon gar nicht, wenn er kellnert.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich bin total dafür, dass wir den Buckingham Palace stürmen und die Monarchie an ihren fetten Hälsen herauszerren, ihnen allen in die Eier oder in die Titten treten und ins Gesicht spucken, ihre Schlösser und ihr Gold anzünden und ihre Statuen von den Sockeln stürzen. Macht ein Facebook-Event draus und ladet mich ein. Sonntage passen mir nicht so, aber Samstag ist immer gut.

Aber lasst Prinz Philip da raus. Verschont ihn, zu unser aller Wohl. Denn Prinz Philip ist nicht nur der Guiness-Weltrekordhalter in der Kategorie „Mann, der auf Fotos am meisten so aussieht, als würde er echt nach Pisse riechen". Prinz Philip ist eine Philosophie, eine Lebensweise. Streben wir nicht alle danach, uralt und wohlgenährt und vital genug zu sein, um eine hart arbeitende Frauengruppe zu fragen, ob sie Sozialhilfe bezieht? Wollen wir nicht alle gerne 94 sein und „fucking" in so abfälligem Ton sagen, dass Zeitungen darüber berichten? Wollen wir nicht alle, VICE-Leserinnen und -Leser, irgendwie mit einem Monarchen oder einer Monarchin Sex haben? Prinz Philip ist all das und mehr. Lang möge er in unterfinanzierte Gemeindezentren gehen und uns an diese Tatsache erinnern.