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Popkultur

Typen, die ihrer Freundin "Untreue-Streiche" spielen, sind widerliche Creeps

Welcher kaputte Weirdo will seine bessere Hälfte bitte weinen sehen?

Screenshot aus dem YouTube-Video "Anniversary Prank Backfires!!" von Roman Atwood

Ich kann nicht genau sagen, wann Streiche nicht mehr daraus bestanden, Furzkissen auf den Stuhl des Lehrers zu legen, sondern zum psychologischen Missbrauch der eigenen Freunde, Partner und zufälliger Menschen auf der Straße mutierten. Doch so viel ist klar: Wir haben den Eimer voller Wasser, der auf der Türkante balanciert, lange hinter uns gelassen und düsen wie eine Concorde auf ein Land der Grausamkeit zu. Letztes Jahr habe ich bereits über traumatische Pranks geschrieben, bei denen Leute zum Beispiel so tun, als würden sie entführt oder angeschossen—vermutlich, um ihre schlechten Schauspielleistungen zu präsentieren und hoffentlich für eine Folge NCIS gecastet zu werden.

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Ich hielt und halte das alles für einen ziemlich bösen Trend. Emotionen wie Panik und Angst, schreckliche Ereignisse wie der Tod geliebter Menschen—für YouTube-Klicks und Retweets. Es wäre ja in Ordnung, wenn sich diese Streiche offensichtlich als Fiktion zu erkennen gäben, doch stattdessen versuchen sie, dich mit der ernstesten aller Minen zu schockieren. Vor Kurzem bin ich allerdings zu dem Schluss gekommen, dass es eine Form des Streichs gibt, die noch schlimmer ist, und der neben den offensichtlichen Dingen, die ich hier wohl nicht aufzählen muss, zu den traurigsten Inhalten des Internets gehört: Ich spreche von Videos, in denen Männer so tun, als würden sie ihre Freundin oder Ehefrau betrügen. Der YouTuber Josh Paler Lin hat gerade mit genau so einer Aktion Schlagzeilen gemacht.

Lin hat mehr als eine Million Abonnenten und geht mit all den atemberaubend sexistischen Klischees konform, die so viele YouTube-Prankster bedienen. Er entlarvt "Goldgräberinnen", indem er Frauen einmal mit und einmal ohne Ferrari um ein Date bittet. Wie so viele andere benutzt er obdachlose Menschen als Requisiten in seinen Videos, um wohltätig zu wirken, doch er kommt damit nur creepy und ekelhaft rüber. Jetzt hat Lin ein Video hochgeladen, in dem er einen Skype-Anruf mit seiner Freundin in die Wege leitet, angeblich zum Jahrestag der beiden, währenddessen dann eine bikinitragende Frau durchs Bild läuft, sodass seine Freundin in Panik gerät und ihr die Tränen kommen. Dann steht er mit Rosen vor ihrer Tür, doch sie ist offensichtlich noch immer verletzt.

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MUNCHIES: Was ich durch Streiche in der Küche über Tradition gelernt habe

Warum sollte jemand so etwas überhaupt tun? Warum sollte man sich wünschen zu sehen, wie die geliebte Partnerin oder der geliebte Partner in Tränen aufgelöst hyperventiliert, weil sie oder er denkt, man habe den ultimativen Vertrauensbruch begangen? Manchmal geht der Schuss nach hinten los, wie im Clip des YouTube-Arschlochs Roman Atwood. Atwood macht seiner Freundin ein falsches Geständnis der Untreue, doch dann gesteht sie, ihn ebenfalls betrogen zu haben. Sofort gerät Atwood selbst in Panik und Rage, schlägt gegen einen Lampenschirm und die Matratze. Als sie enthüllt, dass sie ihn beim Aufstellen der Kamera beobachtet hat und er nun Opfer eines Gegenstreichs geworden ist, springt er auf sie und hält ihren Kopf kurz zwischen beiden Händen fest—ein seltsam gewaltsamer Ausdruck der Erleichterung.

Ich denke, es ist an dieser Stelle eine Erwähnung wert, dass sich die meisten Frauen grundsätzlich nicht unbedingt trauen würden, einen solchen Streich zu spielen. Im schlimmsten Fall wird eine Frau, die ihrem Mann Untreue gesteht, von ihm geschlagen oder ermordet. Selbst am weniger schrecklichen Ende des Gewaltspektrums sind Dinge wie eine Hand um die Kehle oder zerstörtes Wohnzimmermobiliar nicht undenkbar.

Doch das ist nicht der einzige Grund, warum wir grundsätzlich keine Frauen sehen, die solche Nummern abziehen. Diese Pranks tragen eine deutliche Macho-Handschrift. Diese Typen sind große Bullys, die Andere für ein paar billige Lacher manipulieren und verletzen. Wir dürfen nicht vergessen, dass Beziehungsstreiche so nicht aussehen müssen. Es gibt online viele Pärchen, die sich aus der Zurschaustellung ihrer Beziehung eine Karriere gebaut haben, wozu auch niedliche, entspannte kleine Streiche gehören. Das beliebteste Beispiel dafür ist Prank vs Prank, alias Jesse Wellens und Jeana Smith, ein photogenes Duo mit fast 10 Millionen Abonnenten und einer TV-Serie, für die man in manchen Fällen sogar etwas berappen muss, verdammte Scheiße. Sie mischen einander Chilischoten ins Essen, sie malen einem schlafenden Opfer Penisse ins Gesicht—du weißt schon, einfach nettes Zeug, und nicht dieser pathologisch bösartige, egoistische und widerliche Bullshit, den Lin und Atwood sich herausnehmen.

Wie bei allen Videos dieser Art lässt sich nicht wirklich sagen, was davon echt ist und was nicht. Soweit ich weiß, könnten sie auch alle komplett fake sein, doch ich finde, das tut meiner Aussage über diese Art der Handlung, über das Erniedrigen der eigenen Partnerin vor laufender Kamera unter Einsatz ihrer größten emotionalen Angst, keinen Abbruch. Männer: Behandelt eure Partnerinnen gut und versucht, ihnen nicht aus Geldgier Herzinfarkte zu bereiten. Sonst endet ihr noch als so ein Spaten, der sich dabei filmt, wie er seine Großeltern "prankt"—und das klingt schon wieder unangenehm nach "zukünftiger Serienkiller".