Endlich ist es soweit. Uni-Leben. Du hast die Zulassung für dein Studium und kannst endlich raus aus deinem Heimat-Dorf, das einfach nicht Wien ist und in dem die Rentner zusehends die Macht übernehmen. Schluss mit den schlechten Partys in der örtlichen Diskothek und dem Stress mit deinen Eltern. Natürlich wartet auch im Studium Stress auf dich, denn du musst fleißig Credit Points sammeln und "Kompetenz-Kompetenzen" (Ede Stoiber) sammeln. Dazwischen wirst du aber allerlei Gelegenheiten für verschiedene Partys haben, vermutlich schon in dieser Woche. Du solltest dich daher nicht nur auf die nun anstehenden Vorlesungen und Seminare vorbereiten, sondern auch auf die baldigen Studentenpartys.
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Und wir, als deine Partydozenten, greifen dir dabei gerne unter die Arme und haben für dich alle Partys, die du in den nächsten Tagen und Monaten erleben wirst, anhand einiger Anekdoten kategorisiert. Frohes Studieren!
Die Erstsemester-Rallye
In den großen Städten gibt es dieses Ritual häufig nicht. Dafür ist man zu cool und so. In deutschen Städten wie Göttingen oder Ravensburg hingegen wird die Tradition der Erstsemester-Rallye weiterhin betrieben. Oft auch unter dem Namen Orientierungsphase oder, wie Studenten in ihrem Abkürzungswahn immer zu sagen pflegen, O-Phase. Hat nichts mit Wodka-O zu tun (leider), sondern geht so: Dein Semester wird in mehrere Gruppen eingeteilt, die dann zu verschiedenen markanten Orten der Stadt pilgern müssen. Der Sinn ist angeblich, dass du die Stadt kennenlernen sollst. Doch eigentlich geht es nur ums Saufen. Statt Orientierung zu bekommen, verlierst du sie. Und mitunter auch deine Klamotten. Ja, ganz richtig. In den Hochburgen der studentischen Infantilität ist es, besonders unter Juz-Menschen, beliebt, seine Klamotten in der O-Phase auszuziehen und aus den Homer-Simpson-Boxershorts und den garantiert nicht lustigen Witze-T-shirts eine Kette zu machen. Umso besser wird es, wenn die O-Phase im Januar startet und die Entkkleidungsorgie draußen stattfindet. Dann wird es nämlich schnell lebensgefährlich—wie in dieser Geschichte einer der Redaktion bekannten Person:
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Ich habe in Ravensburg studiert. Unsere Erstsemester-Rallye fand im Januar statt. Überall in der Stadt gab es kleine Stationen. Da musste man dann Tischtennis spielen, Kleiderkette usw. Alles verbunden mit reichlich Alkohol—finanziert von der Studienvertretung und damit direkt aus Unigeldern. Das heißt, dieses völlige sich-aus-dem-Leben-Schießen wurde von der Uni bezahlt. An jeder Station kam es erst mal einen Willkommensschnaps. Und es gab zehn Stationen in der ganzen Stadt. Dann wurden die Aufgaben erklärt und danach gab es dann noch einen Schnaps. Dann hat man die Aufgabe gemacht und dann gab es noch einen Schnaps. Was zur Folge hatte, dass später am Abend an dieser Kleiderkette die Leute knöcheltief im Schnee standen. Nackt und betrunken. Also ernsthaft mitten auf dem Marktplatz in Ravensburg. Im Tanga. Denn für ausgezogene Hosen gab es die meisten Punkte. Und die Uni wusste das halt. Da hab ich mich schon gefragt: Wo ist denn der pädagogische Anspruch an euch selber? Das Beste: Es gab dort eine Studenten-WG, das "Studio 7" im 4. Stock. Und die haben mit einem Gartenschlauch auf den Bürgersteig hinab eine Bierbong gebaut. Das war ja noch ganz lustig, solange es nur Bier war. Aber die haben natürlich alles reingeschüttet. Von Schnäpsen über Spülmittel. Weniger lustig war, dass ein Freund von mir fast erfroren wäre. Der hat sich sternhagelvoll einfach in die Ecke gelegt. Draußen bei Minus drei Grad im Schnee. Der kam dann mit Frostbrand und Erfrierungserscheinungen ins Krankenhaus. Meine Mitbewohnerin kam später am Abend auch fast nicht mehr nach Hause, weil sie vor der Haustür kniete, um den Schlüssel ins Schloß zu kriegen. Aber jedes Mal, wenn sie es geschafft hatte, zog sie sich am Schlüssel wieder hoch und er war wieder draußen. Als ich dann nach Hause kam, war sie sehr froh: "Gut, dass du kommst ich glaube, ich bin hier schon seit zwei Stunden."
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Julia, 25
Einweihungspartys/WG-Partys
Weil alle, bis auf ein paar Heimscheißer, in eine neue Stadt gezogen sind, gibt es nie wieder derart viele Einweihungspartys wie im ersten Semester. Und weil du und deine ebenfalls frischen Kommilitonen noch niemanden richtig gut kennt, also noch keine Freunde habt, werden erst mal alle Leute aus dem Jahrgang eingeladen. Da du deine Grenzen noch nicht kennst, besäufst du dich dann viel zu sehr. Voll geil, endlich keine Eltern mehr, die einen nerven! Aber am nächsten Tag kommt die doppelte Ernüchterung: Muss ich mir jetzt etwa selbst Grenzen setzen? Und wo war ich gestern zwischen 22 und 6 Uhr? Warum bin ich nackt, wer ist die Person neben mit im Bett und warum sieht mein Zimmer nicht nach meinem Zimmer aus? Hab ich jetzt Aids? Auch gut: Wenn du in deiner grenzenlosen jugendlichen Naivität auf irgendwelche Promoaktionen reinfällst—und dir eine gesponsorte Party ins Haus holst. Die werden gerne von Red Bull oder Ottakringer angeboten. Oder auch von Aperol, wie in dieser Geschichte:Der Aperol-Vertreter musste sein Angebot dreimal wiederholen, so unwahrscheinlich gut klang das. "Möchtet ihr eine Party in eurer WG für umsonst? Wir zahlen den Alkohol und die Barkeeper." Wo war da der Haken? Es schien keinen zu geben. Meine WG sagte sofort zu, organisierte die lautesten Boxen, die wir kriegen konnten und so viele Leute, wie in unsere 120-Quadratmeter-Wohnung passten. Die zwei Barkeeper waren wunderschön und rückten mit Kisten voller Alk an, die sie fachmännisch zu Aperol Spritz en masse verarbeiteten. Die Leute schütteten diese erst euphorisch in sich hinein—und dann, berauscht von Alk und Zucker, auf Boden, Möbel, Fenster. Es war ja alles VÖLLIG UMSONST. In einem Zimmer ist eine Art Aperol-Wet-Tshirt-Contest ausgebrochen. Dass die Boxen ziemlich schnell durchgebrannt waren, störte keinen. Wir grölten, tranken, machten Dinge kaputt. Es war Wacken, nur halt mit pappsüßen Möchtegerngetränken. Und der Vorrat wurde nicht leer. Natürlich kamen dreimal so viele Bekannte, wie eingeladen. Und vollkommen Unbekannte von der Straße, darunter der Typ, der immer in der U-Bahn an der Ecke benutzte Fahrscheine weiterverkaufte. Ein spektakulärer Erfolg für die Marketingheinis von Aperol, die Fotos von alldem machten. Ein weniger spektakulärer Erfolg für unsere WG-Einrichtung. Für den Rest unserer Studienzeit schien eine Art klebriger, süßer Film auf allen Oberflächen zu kleben. Dass die Barkeeper uns 20 Flaschen Aperol als Entschädigung für die Zerstörung geschenkt haben, interessierte keinen in der WG. Wir konnten das Getränk die nächsten zwei Jahre nicht sehen.
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Wlada, 29
Deine erste Nacht in einem schlechten Club
Deine erste Nacht in einem Club, dessen Musik du magst
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