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Thump

Wie Vinyl gerade dabei ist, der MP3 den Todesstoß zu versetzen

Der Hype um das schwarze Gold ist offenbar noch nicht vorbei.

Die Fortschrittsgeschichte von Musikformaten war eigentlich so gedacht: Die CD sollte den Tod der Platte herbeiführen, der runde Silberling wiederum von der MP3 abgelöst werden. Doch wie bereits in den letzten Jahren zu beobachten war, kam es anders. Vinyl erhielt ein ungeahntes Revival. Mittlerweile ist es sogar soweit, dass das schwarze Gold seinem digitalen Konkurrenten den Rang abgelaufen hat. Und die CD? Für die sieht es momentan am schlechtesten aus.

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In Großbritannien wurde in der vergangenen Woche erstmals seit der Einführung digitaler Musikformate mehr Geld für Vinyl ausgegeben als für Downloads. Umgerechnet über 2,8 Millionen Euro Erlöse für das harte Wachs standen knapp 2,5 Millionen für MP3s und Co. gegenüber. Dies geht aus den Zahlen der Entertainment Retailers Association (ERA) hervor, die regelmäßig die Verkaufszahlen aus den Bereichen Musik, Video und Videospielen veröffentlicht.

Zum Vergleich: 2015 wurden in der selben Kalenderwoche umgerechnet ungefähr 1,6 Millionen Euro für Vinyl ausgegeben, während für digitale Formate satte 5,2 Millionen berappt wurden. Ein Sprecher der ERA nannte diese neuen Zahlen daher "eine erhebliche Verschiebung in den Konsumgewohnheiten der letzten zwölf Monate."

Wer Musik besitzen will, kauft Vinyl—die MP3 wird zum Auslaufmodell

Die Entwicklung lässt sich allerdings durch eine Reihe von Faktoren recht simpel erklären. Vor Kurzem fand mit dem Record Store Black Friday quasi ein zweiter Record Store Day statt, dessen Erlöse in den Verkaufszahlen enthalten sind. Außerdem ist die Popularität von Vinyl dieses Jahr erneut gestiegen. Bei Discountern wie Lidl oder ALDI gibt es mittlerweile einen Preiskampf für Plattenspieler, und in Großbritannien haben große Supermarktketten wie Sainsbury's und Tesco Vinyl in ihr reguläres Angebot aufgenommen. Nicht zuletzt ist bald Weihnachten und Vinyl aufgrund des Hypes selbstredend ein beliebtes Geschenk.

Und schon 2015 war Vinyl für britische Künstler lukrativer als Youtube. Durch die Beteiligung an den Verkaufserlösen von Platten konnten knapp 30 Millionen Euro an britische Musiker ausgeschüttet werden, während es durch Youtube und andere Videostreamingseiten lediglich 29,9 Millionen waren, obwohl die Anzahl an Video-Streams im gleichen Zeitraum um 88 Prozent auf 27 Milliarden Wiedergaben wurden. Abobasierte Streamingdienste wie Spotify und Deezer zahlten zusammen 173 Millionen Euro aus.

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Die Zahlen lassen mutmaßen, dass—gerade auch angesichts der ausgeweiteten Streamingangebote—Musiklieber, die Musik auch besitzen wollen, eher auf Vinyl, denn MP3 zurückgreifen. Digitale Downloads werden damit zum Auslaufmodell. Ob die Platten dann auch tatsächlich gehört werden, ist allerdings eine andere Frage. Zumal viele Vinyl-Releases heute ja auch Gratis-Downloadcodes der Musik enthalten.

Für Deutschland gibt es derzeit noch keine aktuellen Zahlen für die Verkaufserlöse durch Vinyl im bisherigen Weihnachtsgeschäft. Allerdings wurden in den ersten neun Monaten des Jahres schon mehr Platten verkauft als im gesamten Jahr 2015.

Header: Vielleicht eine Platte zu Weihnachten? Foto: Imago/UPI Photo. Dieser Artikel ist zuerst auf THUMP erschienen.

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