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Video Games Killed the Radio Star

Furzwitze, Neon-Perücken und „Watch Dogs“: Spielepräsentationen bei Ubisoft

Manchmal handelt es sich um Pressetermine, gegen die eine Möbelhauseröffnung wie die Oscar-Verleihung aussieht, manchmal kommt aber auch „SOUTH PARK" darin vor. Dann essen wir unsere Großmütter, töten Katzenbabys und verkaufen unsere Seelen an den...

Man bekommt als Journalist/Redakteur/wie auch immer man sich als jemand betiteln mag, der für Texte Geld bekommt, sehr viele E-Mails mit Einladungen zu irgendwelchen Events. Manchmal handelt es sich um Pressetermine, gegen die eine Möbelhauseröffnung wie die Oscar-Verleihung aussieht, manchmal kommt aber auch „SOUTH PARK" darin vor und was soll ich sagen … Wenn Ubisoft mit dem seit Längerem angekündigten Rollenspiel zur besten Cartoonserie der Welt winkt, dann esse ich meine Großmutter, töte Katzenbabys und verkaufe meine Seele an den Teufel, nur um diesen Termin wahrnehmen zu können. Andere Spiele gab es dann aber auch noch zu bewundern und wie meine zauberhafte Fotografin und ich das alles so fanden, könnt ihr genau jetzt herausfinden. (Keine Details gibt es wiederum zu der Sache mit der Oma und den Tierkindern)

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THE FIGHTER WITHIN

Sämtliche Präsentationen fanden in einer Art fancy Ferienwohnung statt und während manche Titel gut sichtbar im „Wohnzimmer" neben den Häppchen angesiedelt waren, hat man andere wiederum nur dann gefunden, wenn man auf gut Glück Türen zu verwaist wirkenden Räumen geöffnet hat. The Fighter Within ist ein typisches Prügelspiel, bei dem man in Richtung Kinect wirre Gesten macht, die den Charakter auf dem Bildschirm dazu bringen, etwas komplett anderes zu machen. Vielleicht habe ich es aber auch falsch verstanden, als der französische Ubisoft Mitarbeiter das Ganze erklärt hat. Wer beim ultimativen Tekken-Wutanfall schon immer nicht nur schreien sondern auch schwitzen wollte: Das wird euer Spiel.

Jeder wählt seine Kampfcharaktere nach der Größe der Brüste aus. Oder? ODER?!

ASSASSIN'S CREED 4 BLACK FLAG

Bei einer der wohl bekanntesten Videospielereihen aus dem Hause Ubisoft war man schon Indianer, sexy Italiener und jemand mit einem unaussprechlichen Namen. Als Edward darf man im neuesten Teil dann endlich Vollzeit das machen, was in AC3 Spaß gemacht hat und schippert als Pirat durch die Meere. Ich bin mir noch etwas unsicher, wie man sich mit einem Schiff unauffällig verhalten kann, war aber bereit, mich eines Besseren belehren zu lassen. Geholfen hat mir dabei Ashraf Ismail, seines Zeichens Game Director von Black Flag, der mir absolut unerschütterlich dabei zur Seite stand, als ich wehrlose Leguane getötet habe (es gibt ein neues Crafting-System), gegen Bäume gerannt bin (es gibt kein neues Kletter-System) und gegnerische Flotten nur halb abgeschossen habe, um die Besatzung elendig verhungern zu lassen („You are evil").

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Wir durften den AC-Bildschirm leider nicht abfotografieren, deshalb: ein Gameplay-Video. Oder ihr wartet bis zum 29. Oktober und spielt es einfach selbst.

SOUTH PARK: DER STAB DER WAHRHEIT

Wir durften wieder keine Fotos machen, stattdessen saßen wir auf einem Bett und bekamen vom größten South Park-Fan aller Zeiten Story-Versatzstücke vorgespielt. Ihr seid ein Kind, ihr schließt euch Zauber-Cartman im Kampf gegen das ultimative Böse an und wer glaubt, dass man die Hälfte der Witze nur dann verstehen wird, wenn man jede einzelne Folge gesehen hat, hat verdammt nochmal recht. Ich bin mir unsicher, ob ich Fan von rundenbasierten Rollenspielen bin, weil das alles immer so ein bisschen … gemütlich und „Warte mal kurz epischer Boss-Kampf, ich mach mir noch 'nen Tee"-mäßig ist, aber nichtsdestotrotz: Wir dürfen uns womöglich auf das epischste Carton-Live-Action-Roleplay-Fest-mit-Furzwitzen ever freuen. Der Fanservice scheint mit Tausenden Anspielungen, den Original-Sprechern und liebevoller Levelgestaltung auf jeden Fall ganz groß geschrieben worden zu sein. Mehr kann ich dazu jetzt auch nicht sagen, mein Herz ist immer noch gebrochen, weil man es nicht selbst anspielen durfte.

Ich bin 23 Jahre alt und wünsche mir trotzdem noch Videospiele zu Weihnachten. Mutter, am 12. Dezember kommt's raus. Weißte Bescheid.

JUST DANCE 2014

Als ich vor zwei Jahren ein bisschen zu lange vor der offenen Tür stand, die zu dem Raum führte, in dem die neuen Sims-Add-Ons vorgestellt wurden, war ich für die kommende halbe Stunde mit den gezwungen fröhlichsten Menschen aller Zeiten in einem Raum gefangen und habe es auf ewig bereut. Dementsprechend gibt es keine Entschuldigung dafür, dass ich mich von einer Neon-Kurzhaarperücke in das Zimmer habe locken lassen, in dem zwei supersportliche Frauen zu der Musik, die die Jugend heute scheinbar so hört, das neueste Spiel für die Wii-U anpriesen. Ich weiß auch nicht mehr, warum ich zu meiner Begleitung meinte „Ey, perfekt! Lass das mal machen, das wird bestimmt furchtbar!" und mir den Controller in die Hand habe geben lassen. Just Dance 2014 kommt direkt aus der Hölle und wurde für psychotische Sadisten entwickelt, die gruselig grinsend hinter einem stehen und die Moves anwählen, die man als nächstes machen muss und einen dabei sogar FILMEN können.

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Welcome to Hell.

WATCH DOGS

Auf diesen Titel freue ich mich schon seit gefühlten tausend Jahren, dementsprechend saß ich nervös wippend neben anderen geifernden Journalisten auf einer Couch und habe mir von den Ubisoft-Montréal-Menschen erklären lassen, wie man sich als Soziopath mit Allmachtsfantasien zukünftig sexuell stimulieren kann, ohne sich intim berühren zu müssen. Ihr könnt Ampeln manipulieren, Telefone, Kameras, intime Details über die Personen um euch herum einholen, bevor ihr sie umbringt … Es ist fantastisch. Im Online-Mehrspielermodus könnt ihr dann versuchen, euch gegenseitig zu hacken, bevor ein homophober Nazi im Teenageralter um die Ecke kommt und euch virtuell teabaggt, und während alle Anwesenden bei der Gameplay-Präsentation andächtig nicken, wird plötzlich ein schwarzer Vorhang geliftet, hinter dem sich ein weiterer Ubisoft-Mitarbeiter befindet. Nachdem die Spannung ihren Höhepunkt erreicht hat, habe ich mich noch kurz mit dem Level Design Director des Ganzen, Falko Poiker, unterhalten. Der ist nicht nur überaus gut und erfolgreich in seinem Job, sondern kann sogar auch noch ansatzweise Deutsch sprechen. Kanadier scheinen Übermenschen zu sein.

Watch Dogs wird leider erst im kommenden Jahr erscheinen, kann aber schon jetzt guten Gewissens als das GTA der NSA bezeichnet werden.

Falko wird dafür bezahlt, sich die Sachen auszudenken, mit denen ihr dann schlussendlich Spaß habt, er selbst hat gegen Ende der Entwicklungsphase aber primär die Aufgabe, nach Fehlern zu suchen oder Videotutorials einzuspielen. Wenn ihr euch also das nächste Mal über absurde GTA-Bugs beschwert, bedenkt: Da hat jemand Monate weinend vor dem Bildschirm verbracht und sein Möglichstes getan, damit alles läuft. Aber wie lange darf man sich eigentlich Zeit lassen, bis das Spiel dann irgendwann—trotz Makeln—auf den Markt kommen muss? „Es ist schwer, etwas wirklich fertig zu stellen und die Perfektion zu erreichen, die du eigentlich brauchst. Es gibt so viel zu tun und die Zeit läuft dir weg und alle bekommen Panik und machen Überstunden—aber wenn das Spiel draußen ist, ist alles super", erklärt er und selbst dabei strahlt er, als hätte er das nicht schon fünfhundert Mal vorher sagen müssen. Diese Kanadier machen mich fertig.

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