Die deutsche YouTube-Szene mag nicht so schlecht sein wie ihr Ruf, tatsächlich lässt sich aber insbesondere bei den erfolgreichsten Vertretern aus der Lifestyle/Beauty-Ecke ein gewisses Content-Muster feststellen. Dabei gerne genommen: aufgeregt positive Produktpräsentation und absurde „Challenges”. Darüber kann man sich recht einfach lustig machen, wie es beispielsweise Jan Böhmermann in der Vergangenheit schon ausgiebig getan hat, tatsächlich schien es aber erst eine Pornoparodie zu brauchen, um die komplette Absurdität des Influencer-Daseins auf den Punkt zu bringen.
Unter dem Titel „Doggy Bi Fickchallenges” veröffentlichte die Amateurdarstellerin Luna Love im November 2015 ein Video, in dem sie sich in Anlehnung an YouTube-Star Dagi Bee wortreich schminkte und die Haare frisierte—all das allerdings während des Koitus. Die Geschichte ging viral und Luna wurde über Nacht selbst zu einer Art Social-Media-Persönlichkeit. Doch wie sieht es ein Jahr später aus? Hat die 20-Jährige ihre FSK18-Karriere für YouTube an den Nagel gehängt oder war Doggy Bi nur ein einmaliger Ausflug in die Welt des Jumpcut-inszenierten Product Placements? Wir haben nachgefragt.
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Broadly: Wie viele Leute haben das Doggy-Bi-Video bis heute gesehen?
Luna Love: Wir haben das ja damals auf xHamster hochgeladen und da hat das so knapp drei Millionen Aufrufe. Später hat sich allerdings herausgestellt, dass sich das zusätzlich auch unfassbar über WhatsApp verbreitet hat, wie viele Menschen das genau gesehen haben, kann man also gar nicht so genau sagen. Am Anfang, als ich es hochgeladen habe, kam erst einmal gar nichts. Am 13. November gab es ja diese Anschläge in Paris und da hatten die Leute natürlich keinen Kopf für lustig gemeinte Sexvideos. Unabhängig davon hatte ich aber sowieso nicht so richtig dran geglaubt, dass das durch die Decke geht. Zwei, drei Tage später ist es dann aber plötzlich komplett eskaliert und die Rückmeldung war erstaunlich positiv. Glücklicherweise haben sich diese ganzen „Bienchen”-Superfans von Dagi Bee bei mir auch gar nicht gemeldet.
Wie ist es denn damals zu der Idee mit dem Video gekommen?
Damals hatte mich der YouTuber Teken angeschrieben, weil er mit mir ein ganz normales Interview über meinen Job für seinen Kanal machen wollte. Ich hatte da Lust drauf und wir wollten das Ganze über Skype besprechen. Dann hat er allerdings in den Raum geworfen, dass es eigentlich schon über alles und jeden so eine Pornoparodie gibt—nur nicht über YouTuber. Also haben wir weiter darüber geredet und uns überlegt, über wen man so was machen könnte. Da hat sich die arme Dagi leider so gut angeboten. Auch wegen ihrem Namen und weil sie natürlich bekannt ist, vor allem aber, weil man sie einfach unfassbar gut parodieren kann.
Wie viele Schminkvideos musstest du dir von ihr angeguckt, bevor das alles gesessen hat?
Schon einige. Ich wusste vorher wer sie ist, aber normalerweise gucke ich mir solche Beauty-Tutorials privat nicht an. Ich hab mir einen kompletten Vormittag diese Videos reingezogen, um das halbwegs nachmachen zu können—vor allem den Anfang. Eigentlich ist es nicht schwer, eigentlich ist es immer das Gleiche, aber das war auf jeden Fall ganz schrecklich.
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Was war für dich von den Reaktionen her das Überraschendste?
Mich hat das generell überrascht, weil das so unglaublich viele Leute geguckt haben. Das hat ja mit Porno an sich eigentlich gar nichts mehr zu tun. Ich persönlich finde das jetzt auch nicht geil oder so, es ist halt lustig und ich hätte nicht gedacht, dass das so viele Leute anspricht. Damals, als wir das gedreht haben, haben wir beim ersten Mal vergessen, die Kamera anzumachen. Das heißt, wir mussten es zweimal direkt hintereinander drehen und die zweite Version, die die Leute dann gesehen haben, war eigentlich viel beschissener als die erste. Da dachte ich mir: OK, das wars, das ist total der Reinfall, deswegen war ich erstaunt, dass es doch so abgegangen ist. Wir haben auch im Nachhinein Stories erzählt bekommen—das war unglaublich. Ich habe ja eine ganze Zeit lang auf Twitch gestreamt und da haben mir Leute zum Beispiel erzählt, dass ein Lehrer in die Klasse reingekommen ist und in Anlehnung an meinen Drehpartner gesagt hat: „Guten Morgen, ich bin der Stecher!” Das fand ich sehr lustig.
Würdest du sagen, dass dieses Video der ausschlaggebende Punkt war, der deine Pornokarriere so richtig hat anlaufen lassen?
Auf jeden Fall, davor hatte ich ja auch erst seit knapp vier Monaten Videos gedreht. Es kennen mich auch viel mehr Leute unter Doggy Bi, als unter Luna Love. Seitdem bin ich dann auch öfter auf der Straße angesprochen worden, meistens aber von jüngeren Leuten. Auch im Urlaub zum Beispiel. Ich war in der Türkei und da kam so ein 16-Jähriger zu mir und meinte: „Ey, ich kenn dich! Können wir ein Foto machen?” Das war echt krass.
Was sind das so für Leute, die dich ansprechen oder dir auch im Internet folgen? Ich meine, du hast ja mittlerweile auch fast 30.000 YouTube-Abonnenten: Gucken die das, weil sie dich lustig finden? Weil du über Sex sprichst?
Es ist sehr durchwachsen, von 13 bis 50 ist da glaube ich alles dabei. Bei den Älteren bin ich mir nicht ganz so sicher, ob die sich wirklich für meinen Content interessieren. Die schreiben dann eher drunter, dass sie meine Brüste geil finden. Die jungen Leute finden meine Inhalte aber glaube ich wirklich auch lustig. Was Inhalte angeht, versuche ich das mit dem Sex eigentlich zu vermeiden. Es gibt ja mehrere Pornodarstellerinnen, die einen YouTube-Kanal haben und dann wirklich ganz klassisch erzählen, was die so in ihrem Job erleben oder versuchen zu erklären, wie man am Besten Analsex hat oder so. Diese Schiene will ich ja gar nicht fahren. Ich versuche immer, das so jugendfrei wie möglich zu halten. Auch auf meiner Website ist ja zumindest alles FSK 16.
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Klar, du hast diese Parodie auf xHamster hochgeladen, aber war es vielleicht auch von vornherein so ein bisschen dein Ziel, in die YouTube-Szene reinzukommen?
Den YouTube-Kanal haben wir ja in Kombination mit diesem Video überhaupt erst gemacht. Ich finde das auf jeden Fall cool und es macht Spaß, aber ich habe jetzt nicht vor, YouTuber zu werden und damit großes Geld zu verdienen. Sobald man dieses Ziel hat, versucht man halt auch nur noch den Content zu produzieren, den alle sehen wollen und das finde ich ganz grausam. Ich will ein Video machen, wenn ich Lust darauf habe, über eine Sache, auf die ich Lust habe und entweder den Leuten gefällt es, oder es gefällt ihnen nicht. Ich bin jetzt nicht darauf aus, drei Millionen Abonnenten zu bekommen und nur noch von Product Placements zu leben oder so. Ich mache es halt einfach, weil es mir Spaß macht und wenn ich keine Lust habe, lade ich auch nichts hoch. Ich will auf jeden Fall beim Porno bleiben. Ich mache das ja auch nicht nur wegen dem Geld, mir macht das wirklich Spaß.
Was ich ganz interessant finde ist, dass Product Placement in der Pornoindustrie noch gar nicht so richtig stattzufinden scheint.
Ich habe mich auch schon öfter gefragt, warum das eigentlich so ist. Als ich mit YouTube angefangen habe, habe ich überhaupt erstmal mitgekriegt, wie viel Geld die Leute damit eigentlich verdienen. Das ist wirklich unglaublich. Ich meine, Pornos machen ein Drittel des gesamten Internets aus, es ist also eine unglaubliche Reichweite, die man damit hat. Dass es das in Pornos gar nicht gibt, ist dann doch wirklich seltsam. Deswegen haben wir dazu jetzt eine Seite—PornPlacement—gemacht, mit der wir das einfach mal ausprobieren wollen. Mal gucken, ob das funktioniert.
Planst du für die Zukunft noch weitere YouTube-Parodien oder war das eine einmalige witzige Sache?
Ich wollte das jetzt nicht ausreizen bis zum Tod und über jeden YouTuber eine Parodie machen. Irgendwann ist das ja auch mal ausgelutscht. Wir haben schon geplant, noch mal Parodien zu machen, aber nicht zwingend über YouTuber. Wobei ich immer unbedingt eine über Drachenlord machen wollte, aber da ist die Umsetzung halt ziemlich schwierig. Ich weiß auch nicht, wie das aussehen könnte. Ich würde ihn gerne selbst spielen—aber dafür bin ich zu dünn und nicht haarig genug. Vielleicht fällt mir ja noch was ein.