In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre kam es in ganz Europa zu massiven gesellschaftlichen Umwälzungen. Von Paris bis Prag lehnte sich die junge Nachkriegsgeneration gegen verknöcherte Strukturen auf und wollte experimentieren – mit Liebe, Sex und neuen Bewusstseinszuständen.
Bücher wie Siddharta von Herman Hesse und Unterwegs von Jack Kerouac inspirierten viele, sich mit alternativen Formen der Spiritualität auseinanderzusetzen und weit entfernte Orte zu bereisen. Es entstand eine neue Faszination für Asien, insbesondere Indien und andere Länder rund um den Himalaya. Von diesen Geschichten inspiriert, setzten sich viele junge Menschen hinter das Steuer ihrer VW Bullis und fuhren nach Südasien und China, um sich selbst zu finden.
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Der Fotograf, Autor und Ex-Hippie Italo Bertolasi dokumentierte einen Großteil dieser Ära in Italien und machte sich selbst auf die Reise ostwärts. In seinen 20ern zog er 1968 in eine Kommune in einer großen besetzten Mailänder Wohnung, wo er auf Gleichgesinnte traf.
“Wenn du in den 60ern und 70ern jung und neugierig warst und dich für Politik und Kunst interessiert hast, war es unmöglich, diesem rebellischen Klima zu entkommen, das überall in der Luft lag”, sagt Bertolasi. “Die Welt, in der wir aufgewachsen waren, war grauenvoll: prüde, sexfeindlich, patriarchisch und über allem herrschte die Kirche.”
Der Mailänder Stadtteil Brera – heute eins der teuersten Viertel der Stadt – wurde zu einem Treffpunkt von Künstlerinnen, Revolutionären und Träumern. “Es war eine Art Flughafen-Lounge, in die junge Männer und Frauen kamen – sogar von so weit her wie Sizilien –, dort ein paar Stunden oder Wochen verweilten und in den Kommunen willkommen geheißen wurden”, sagt der Fotograf.
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Es dauerte nicht lange, und Bertolasi lernte Menschen kennen, die in Asien gewesen waren. 1969 unternahm er seinen ersten Trip nach Pakistan, wo er sich mit anderen zusammentat, um eine internationale Kommune aufzubauen. Das Projekt scheiterte schließlich, aber das hielt ihn nicht von weiteren Reisen ab. Er besuchte Orte wie Afghanistan, Kaschmir, Indien, Indonesien, Japan und die USA und dokumentierte alles mit seiner Kamera.
Auch wenn sich Bertolasi, der inzwischen über 70 ist, zwar schließlich der Körperarbeit und alternativen Therapien widmete, hat er diese prägende Zeit nie vergessen.
“Die Jugend ist stürmisch und voller Träume, als Erwachsener macht man Dinge, die sinnvoll sind, und im hohen Alter schließlich degeneriert alles”, sagt er. “Die Eindrücke aus dieser Zeit der Träume, Projekte und Utopien sind immer bei mir geblieben.”
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