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Dieses Jahr sind Nationalratswahlen. Was ihr darüber wissen müsst, haben wir für euch schon in unserem kompakten Wahl-A bis Z zusammengefasst. Und jetzt, wo ihr mit Wissen angefüttert seid wie Lance Armstrong mit “Vitaminen”, können wir euch endlich auch guten Gewissens auf die harte Welt der weichgezeichneten Politikeraussagen loslassen.
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Deshalb haben wir in der Reihe So klein und schon/noch Partei die jungen und willigen Vertreter von Österreichs Kleinparteien zum Interview gebeten und gefragt, ob sie schon einmal gekifft haben, ob Glaube Platz in der modernen Politik hat und wie sie zu aktuellen, uns unter den Fingernägel brennenden Themen wie dem Syrien-Konflikt oder Edward Snowden stehen. Den Anfang hat gestern Niki Scherak von den Neos gemacht.
Heute ist Michaela Hatvan dran, die als Jugendsprecherin des BZÖ bei uns im Büro auf Besuch war und sich weder von unserem durchdringenden journalistischen Gespür noch Geruch aus der Ruhe bringen ließ.
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Verständlicherweise will das neue BZÖ unter Josef Bucher nicht mehr viel mit der 2005 von Jörg Haider gegründeten Selbstbedienungs-Partei zu tun haben, auf deren Konto zum Beispiel das Hypo-Debakel in Kärnten geht. Also hat das BZÖ seine einstigen Glanzlichter wie den mondänen Stefan “Snooki” Petzner oder den traditionellen Ewald “Gusch” Stadler einfach von der Bundesliste radiert.
Trotzdem scheinen Bucher und seine Partei den Leitspruch “De mortuis nil nisi bene” hochzuhalten und dementsprechend wenig begeistert war Michaela Hatvan auch von der Frage, ob ihres Wissens etwas an dem Gerücht dran sei, dass Jörg Haider zum Zeitpunkt seines Todes ein in Wodka getränktes Tampon im Arsch hatte. Die Frage wurde auf ihren Wunsch nachträglich aus dem Interview gestrichen. Und weil wir das keineswegs als Eingriff oder Bevormundung verstehen, sind wir dem Wunsch natürlich nachgekommen und sagen: Gern geschehen!
Nicht gestrichen wurde von Hatvan übrigens der Satz, in dem sie Wolfgang Schüssel und Nelson Mandela in einem Atemzug nennt (in welchem Zusammenhang, verraten wir hier noch nicht). Wahrscheinlich eine unterschätzte Weltpremiere. Aber alles der Reihe nach.
VICE: Wirst du dieses Interview autorisieren lassen?
Michaela Hatvan: Ja, alles andere wäre unprofessionell.
Erkläre uns in einem Tweet wofür eure Partei steht.
Für die moderne Mitte. Das BZÖ will die Interessen des Mittelstands und der fleißigen Menschen im Land vertreten.
Wieso sollte ich mich, wieso sollte sich die Jugend für Politik interessieren?
Weil es um deine Zukunft geht. Österreich befindet sich in vielen Bereichen im Reformstau, im Stillstand. Jeder junge Mensch sollte die Chance wahrnehmen, sich für Politik zu interessieren, zu wählen und sich vielleicht sogar einzubringen. Das ist ganz wichtig.
Und weshalb beim BZÖ engagieren?
Seit ich mich für Politik interessiere, ist es für mich ganz klar das BZÖ. Das liegt an der Person Josef Bucher, der Sachpolitik macht und sich nicht mit polemischen Sprüchen und mit einer Politik, die alles verspricht und nichts hält, präsentiert. Stattdessen versucht er immer, mit Expertenwissen kluge Konzepte für Österreich zu erstellen. Mit dieser Sachlichkeit hat er mich überzeugt.
War es auch einmal Jörg Haider, der dich interessiert hat?
Gar nicht. Jörg Haider habe ich nie persönlich kennengelernt. Ich bin wegen Josef Bucher zum BZÖ gekommen und ich orientiere mich auch in die Zukunft. Ich weiß, Jörg Haider ist der Gründervater des BZÖ, ich habe viel von ihm gehört und mittlerweile auch viel von ihm erzählt bekommen, aber ich bin definitiv wegen Josef Bucher und seiner Politik beim BZÖ.
Hat Glaube Platz in moderner Politik?
Ich finde, Politik an sich sollte so wenig Gesetze wie möglich machen und Religion jedem individuell überlassen sein. Jeder muss sich selbst überlegen, für welche Religion er sich entscheidet, ob er sich überhaupt für Religion entscheidet, das hat mit der Politik nichts zu tun.
Wie stehst du zu den Waffenlieferungen an die syrischen Rebellen?
Ich glaube, diese Sache muss man generell in einem größeren Zusammenhang sehen, die Waffenlieferungen an sich sind eine schreckliche Sache, weil mit diesen Waffen Menschen getötet werden. Man sollte versuchen, Konflikte anders zu lösen, nicht mit Waffen.
Wie?
Nicht durch Waffen oder Atomwaffen, sondern durch Gespräche. Durch eine Offenheit, die man anderen Kulturen gegenüber zeigen sollte. Es darf nicht immer das Wirtschaftliche im Vordergrund stehen.
Glaubst du in Syrien ist es zu diesem Zeitpunkt noch möglich, den Konflikt durch Gespräche zu lösen?
Nein.
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Redest du gerne über deine Arbeit? Erzählt man in Österreich gerne, dass man Politik macht?
Ja, unbedingt. Jetzt im Wahlkampf beschäftigt man sich ja sehr viel mit Menschen und wir versuchen den Menschen auch unsere Politik näher zu bringen, daher spricht man fast die ganze Zeit über Politik. Gerade beim BZÖ ist es wichtig, weil wir den Menschen unser neues Image vermitteln wollen.
Soll das auch durch die Bundesliste vermittelt werden?
Man will sich von der Vergangenheit keineswegs distanzieren, ich glaube nur, dass man einfach versucht hat, neue, junge Köpfe und mehr Frauen dazu zu holen.
Gibt es Dinge, über die du dir erst eine Meinung gebildet hast, seit du Politiker bist? Themen, die dich davor nicht beschäftigt hätten?
Nein. Ich bin in einer politischen Familie aufgewachsen. Wir haben jeden Sonntag am Mittagstisch über Politik diskutiert.
Wenn du es als Kind so erlebt hast, dass Sonntag noch sehr für die Familie stand, wie stehst du dann heute zu Ladenöffnungszeiten am Sonntag?
Es war für mich als Kind immer sehr schön, mittlerweile glaube ich aber, dass sich die Gesellschaft verändert hat. Ich bin von meiner Grundeinstellung ein liberaler Mensch und bin auch für die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten.
Hättest du Edward Snowden aufgenommen, wenn er vor deiner Tür gestanden wäre?
Schwierige Frage … Ich hätte mir einmal angehört, was er zu sagen hat.
Und die Flüchtlinge aus dem Servitenkloster?
Ich hätte jedem geholfen, der mich um Hilfe bittet. Aber grundsätzlich gibt es da Gesetze und ich hätte natürlich versucht alle gesetzlichen Regelungen einzuhalten.
Hast du ein privates Facebook-Profil oder nutzt du Facebook eher für Politisches?
Facebook ist für mich ein kritisches Thema. Bevor ich in der Politik war, hatte ich zwar ein Profil, habe es aber fast nicht genutzt, weil ich sehr viel von Datenschutz halte und weiß, dass jede Information, die einmal im Internet ist, nie wieder rückgängig gemacht werden kann. Also ich habe versucht anders zu kommunizieren. In der Politik ist es aber beinahe unvermeidbar und ich versuche es mehr zu nutzen, obwohl es mir noch immer widerstrebt.
Was war das längste, das du jemals fortgegangen bist?
Ach du meine Güte, das hat ein paar Tage gedauert. Ich war früher gerne auf Festivals, gerade zum Schulschluss haben wir uns manchmal länger Zelt-Sessions gegeben.
Hast du schon mal gekifft?
Ich bin grundsätzlich eine Gesundheitsfanatikerin und versuche selbst sehr gesund zu leben. Ich bin mit dem Thema mehrmals in Berührung gekommen, würde es aber nicht legalisieren wollen und auch versuchen, meine Kinder einmal davon fernzuhalten.
Wie?
Durch Aufklärung.
Welche Eigenschaft macht dich bei anderen wahnsinnig?
Unpünktlichkeit, Ungenauigkeit und wenn Menschen reden, ohne etwas zu sagen.
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Welche historische Persönlichkeit bewunderst du am meisten?
Ich habe kein klassisches Vorbild, aber es gab große Persönlichkeiten in der Politik, die vieles richtig gemacht und reformiert haben. Mit hat vieles gefallen, was Wolfgang Schüssel gemacht hat und auch Nelson Mandela hat mich sehr beeindruckt.
Wenn du Wolfgang Schüssel sagst, wie hast du die Zeit der schwarz-blauen Koalition empfunden?
Es war definitiv, und das sagen Politiker aller Parteien, eine Zeit, in der viel passiert ist. Aber auch eine Zeit, in der Dinge passiert sind, die man im Nachhinein überprüft.
Sind politisch viele positive Dinge passiert?
Ja, definitiv.
Welche historische Persönlichkeit verachtest du am meisten?
Es gibt keine. Wenn viele Menschen getötet werden, dann halte ich das nicht für richtig, aber ich möchte nicht sagen, dass ich jemanden verachte.
Was ist dein Lieblingsschimpfwort?
Wenn ich arbeite und mich ärgere, dann sage ich oft „Mann…“. Aber ein Schimpfwort nicht.
Du fluchst nie?
Nein. Wenn, dann sage ich so Dinge wie „Das gibt’s ja nicht“ oder „Das ärgert mich jetzt“.
Welchen Beruf würdest du nie machen wollen?
Ich kann kein Blut sehen, also alles im medizinischen Bereich.
Was ist die Geschichte zu dem Kochbuch „Buchers bürgerliche Küche“, an dem du ja auch mitgewirkt hast?
Die Idee dahinter war, Josef Bucher von einer anderen Seite zu zeigen, nicht immer nur von der sachlichen, kompetenten, politischen Seite. Er hat auch eine private, menschliche Seite und kocht sehr gerne. Und die bürgerliche Küche nimmt Bezug auf unsere Politik. Wir wollen für die bürgerliche Mitte Politik machen.
Ist der Titel eine bewusste Gegendarstellung zum Anarchistischen Kochbuch?
Nein, das war nicht die Idee dahinter.
Hast du die CD/DVD Jörg Haider „In Memoriam Collection“?
Nein.
Also er war für dich nie wirklich interessant?
Doch. Es ist in meiner Familie viel über ihn diskutiert worden. Es gibt ja auch viele Bücher über ihn, die liegen bei uns alle im Büro und ich habe sie auch gelesen. Wir haben ja auch viele Mitglieder, die nach wie vor Haider-Fans sind und genau diese Dinge besitzen, aber ich schaue in die Zukunft.
Eure Umfragewerte sind zurzeit eher schlecht. Hat das BZÖ überhaupt eine Zukunft?
Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir ins Parlament kommen. Auch daher, weil ich jetzt zwei Monate durch Österreich gereist bin und mit so vielen Menschen gesprochen habe. Ich glaube, dass es einfach nur die anderen Parteien sind, die kein Interesse an unserem Weiterbestehen haben und dafür sorgen, dass wir nicht positiv vorkommen.
Woran liegt das?
Das liegt ganz einfach daran, dass die Stimmen die wir bekommen, den anderen Parteien fehlen werden. Gerade Rot-Schwarz braucht eine Mehrheit, um wieder eine Regierung bilden zu können und wenn wir überleben, macht es die Regierungsbildung gleich komplizierter.
Mit welchen Parteien könntest du dir eine Koalition vorstellen?
Diese Frage bekomme ich in jedem Interview und immer muss ich sagen, dass das absolute Chefsache ist und dem Josef Bucher überlassen wird. Das soll er kommunizieren.
Das klingt nach ähnlichen Verhältnissen wie im Team Stronach…
Also grundsätzlich sind wir eine sehr demokratische Partei. Bei fast allen Entscheidungen darf der Vorstand abstimmen und diskutieren. Es kommt nur selten vor, dass er sagt, es passiert genau so und keine Widerrede. Gerade bei wichtigen Fragen wie der Listenerstellung oder Koalitionspräferenzen ist die Meinung dessen, der die gesamte Verantwortung trägt, die wichtigste.
Wir haben uns in unseren Interviews auf neue Parteien bzw. Kleinparteien konzentriert. Ist es eine Beleidigung für das BZÖ, da dabei zu sein?
Also das wurde mir nicht so weitergeleitet, ich dachte das Interview würde mit allen Parteien stattfinden. Nach Möglichkeit kommen wir aber allen Anfragen gerne nach.
Weil ihr dann mit den anderen Parteien auf eine Ebene gestellt werdet?
Ja, genau. Weil wir eine Parlamentspartei sind. Wir werden bei der Wahl beweisen, ob wir das auch bleiben, aber ich denke, dass es einen Unterschied geben muss, da in Österreich jede Partei zur Wahl antreten kann und man sich erst die Legitimierung des Wählers holen muss, um eine Rolle in der Politik spielen zu dürfen.
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