So klein und noch Partei: KPÖ


Bild: Archer (via fxnetworks)

Heute könnt ihr die vorletzte Ausgabe unserer Interview-Reihe lesen, in der wir den jungen Vertretern von Österreichs Kleinparteien die Fragen stellen, die uns wirklich interessieren. 

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Für die KPÖ hat uns Bernhard Gaishofer besucht, der mit seiner Haar-Bart-Kombination aussieht wie eine Mischung aus Che Guevara und Karl Marx. Aber vielleicht sind uns auch beim Namen KPÖ schon ein paar Assoziationen im Kopf herumgespukt. Verdammte Vorurteile.

Was Bernhard von Edward Snowden hält und wie religiös die KPÖ wirklich ist, könnt ihr auch dann mit gutem Gewissen lesen, wenn ihr bisher lieber dem Kapitalismus gefrönt habt.


Foto: VICE Media Alps

Die KPÖ ist die älteste Partei in unserem Wahl-Special So klein und schon Partei und aufgrund ihres Alters und der kleinen Wählerschaft bekommt sie neben dem BZÖ verdient den Titel “so klein und noch Partei” verliehen. Es wird sich schon des Öfteren der eine oder andere gewundert haben, wie es möglich ist, dass es die KPÖ noch gibt.

Sie tritt seit 1945 bei jeder Nationalratswahl an, ist aber seit 1959 dort nicht mehr in selbigem vertreten. Seit den 1980ern hat sie bei den Wahlen nicht mehr als 1 % der Stimmen erhalten. Trotzdem scheint sie unzerstörbar. Bernhard Gaishofer erzählt uns, weshalb.

VICE: Wirst du dieses Interview autorisieren lassen?
Bernhard Gaishofer: Ich bestehe nicht darauf, aber wenn es die Möglichkeit gibt, wäre es schon cool.

Erkläre uns in einem Tweet wofür eure Partei steht.
Menschen sind mehr wert als Profite.

Wieso soll sich die Jugend für Politik interessieren?
Weil unser ganzer Alltag und unser ganzes Leben von Politik bestimmt wird. Sie geht jeden etwas an, deswegen kann man sich da fast nicht raushalten.

Hat Glaube Platz in moderner Politik?
Nein. Glaube sollte Privatsache sein.

Bist du gläubig?
Ich bin Atheist.

Gibt es in der KPÖ religiöse Menschen?
Ja, gibt es. Aber nur wenige.

Mit welcher Partei würdest du eine Koalition eingehen und mit welcher nie?
Wir haben eindeutig keinerlei Schnittmengen mit FPÖ, Team Stronach, BZÖ und ÖVP. Mit SPÖ und Grünen gibt es schon Überschneidungen, eine Koalition wäre dann für uns Vorstellbar, wenn SPÖ und Grüne ihre linken Positionen ein bisschen schärfen würden. Gerade im sozialen Bereich. Die Frage ist halt ein bisschen utopisch.

Ist Sebastian Kurz ein Vorbild für Jungpolitiker?
Für mich nicht.

Redest du gerne über deine Arbeit? Erzählt man in Österreich gerne, dass man Politik macht?
Ja. Es ist extrem wichtig auch in der Diskussion mit Menschen, die andere politische Meinungen vertreten, Respekt zu zeigen.

Gibt es Dinge, über die du dir erst eine Meinung gebildet hast, seit du Politiker bist?
Ich habe mich immer schon für Politik interessiert. Aber die ganze politische Arbeit lernt man erst kennen, wenn man sich engagiert. Flugblattaktionen oder richtige „Agitationsgespräche“.

Hättest du Edward Snowden aufgenommen, wenn er vor deiner Tür gestanden wäre?
Ja. Ich finde, dass ihn gerade Österreich, als neutrales Land, aufnehmen hätte müssen.

Und die Flüchtlinge aus dem Servitenkloster?
Wenn ich die Mittel und Möglichkeiten dazu gehabt hätte, ja.

Wieso hätte Österreich bei Edward Snowden eine Ausnahme machen müssen und bei den Flüchtlingen aus dem Servitenkloster nicht?
Man hätte in beiden Fällen eine Ausnahme machen müssen. Ich finde, dass die Aufdeckungen von Edward Snowden sehr wichtig waren. Er wurde deswegen ja auch von den USA politisch verfolgt. Da hätte Österreich als neutrales Land eine gute Position gehabt, um ihn zu schützen. Seine Situation, wie sie jetzt ist, ist ja auch keine wahre Lösung.


Foto: VICE Media Alps

Hast du ein privates Facebook-Profil?
Ich war eigentlich jahrelang überzeugter Facebook-Verweigerer. Seit zwei Monaten habe ich ein Profil.

Als Mittel für den Wahlkampf?
Wegen den Wahlen, ja. Ich stelle hauptsächlich politische Sachen online.

Was war das längste, das du jemals fortgegangen bist?
Auf dem Volkstimmefest war ich von Samstagmorgen bis Sonntagabend. Zum Feiern und Arbeiten. Es war zwar schön, aber ziemlich intensiv.

Hast du schon mal gekifft?
Ja, ich habe es ausprobiert. Aber ich trinke lieber ein Bier, als zu kiffen.

Welche Eigenschaft macht dich bei anderen wahnsinnig?
Respektlosigkeit und Arroganz.

Welche historische Persönlichkeit bewunderst du am meisten?
Die typische Klischee-Kommunisten-Antwort wäre jetzt Ché Guevara. Aber ich muss sagen, dass ich kein konkretes Vorbild habe.

Was ist dein Lieblingsschimpfwort?
„Blödes Drecksklumpert“ oder „Verdammter Scheißdreck“. Das rutscht halt manchmal raus.

Welchen Beruf würdest du nie machen wollen?
Berufssoldat oder Banker.

Ist Mirko Messner ein guter Spitzenkandidat?
Ich persönlich finde den Mirko total sympathisch. Er leistet auch sehr viel. Man darf nicht vergessen, dass er für diese Arbeit kein Geld bekommt, sondern es neben seinem normalen Beruf macht. Aber einige sind der Meinung, dass er in den Medien nicht sehr gut rüberkommt.

Wie würde für dich der ideale Spitzenkandidat für die KPÖ aussehen?
Egal, ob das ein Student oder Arbeiter wäre, wichtig wäre, dass er einen revolutionären Funken auf die Wähler überträgt. Der Mirko ist zwar sehr sympathisch, aber er strahlt kein Rebellentum aus.

Die KPÖ ist seit 1959 nicht mehr im Parlament. Bei der letzten Wahl kam sie auf 0,8 % der Stimmen. Wenn auf politischem Wege nichts mehr geht, was haltet ihr dann eigentlich davon, zu anderen Mitteln der Opposition oder des Protests zu greifen?
Wir beteiligen uns schon außerparlamentarisch, bei Demonstrationen und Protestkundgebungen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die KPÖ ein Haus besetzt oder das Parlament stürmt. Wir versuchen aber auch so viel wie möglich außerparlamentarisch Hilfe zu stellen, bei Wohnungs- oder Arbeitsrecht.

Was ist der Unterschied zwischen KPÖ und der Sozialistischen Linkspartei?
Die KPÖ sieht, trotz ihren teilweise revolutionären Forderungen, die Politik und ihre Möglichkeiten realistischer.

Ein Einzug ins Parlament ist für die KPÖ auch bei diesen Wahlen wieder sehr unwahrscheinlich. Kommt irgendwann der Punkt, an dem ihr sagt, das wars?
Wir machen nicht nur Politik, um gewählt zu werden, sondern versuchen auch außerhalb der Wahlen den Menschen zu helfen. Ich glaube, dass die KPÖ ziemlich unkaputtbar ist, nachdem sie schon so lange existiert.

Wirst du Passagen aus diesem Interview streichen, auch wenn du sie tatsächlich gesagt hast?
Das kann ich mir schwer vorstellen. Das hätte ich mir schon vorher überlegt.

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