So klein und schon Partei: Team Stronach


Foto: “West Wing”-Reunion (via EveryBodyWalk.org, Gerber Rigler)

Haben wir euch schon gesagt, dass wir ein Special zur Nationalratswahl laufen haben, bei dem wir täglich einen andereren Vertreter von Österreichs Kleinparteien interviewen? Achtung, das ist eine Fangfrage, mit der wir testen wollen, ob ihr die letzten vier Tage auch fleißig VICE gelesen habt (wenn nicht, könnt ihr die anderen Gespräche unserer Reihe So klein und schon Partei hier nachlesen). Wer heute dran ist, verraten wir euch in der Form eines Rätsels (oder ihr lest einfach noch mal die Überschrift):

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Wäre Wahlkampf wie Jeopardy und würden die Kategorien nur danach ausgewählt, worüber sich die Leute am liebsten aufregen oder lustigmachen, hätten wir an der Frage-Wand wahrscheinlich nur solche Dinge stehen wie “Todesstrafe für 500”, “Keine Widerrede für 50”, “Keine Ahnung von Wirtschaft für 200” und “Jeder Österreicher sollte 20.000 Euro verdienen für 1000″—wobei die Beträge natürlich in Austro-Euro angegeben wären.

Na? Richtig! Zu verdanken haben wir das dem 81-jährigen Unternehmer und Milliardär Frank Stronach und seinem gleichnamigen Team für Österreich. Frank ist bauernschlau, aber businessreich, hat Ideen wie ein fiktiver Bundeskanzler in einem Kinderbuch (einem Buch, das VON Kindern geschrieben wurde, wohl gemerkt) und lässt sich seine Meinung nicht von Fakten verderben.


Foto: VICE Media Alps

Vorschläge wie jener, dass Volksvertreter sich mit ihrem Vermögen und ihrem Lebenslauf registrieren müssen, weil Arbeitslose schließlich keiner wähle, oder die vielbesungene Todesstrafe für Berufsmorde, um der Mafia in Österreich ENDLICH den Garaus zu machen, sind vielleicht nicht die praktikabelsten, aber zumindest sind sie nicht langweilig.

Vielleicht ist genau das auch sein Ziel. Eine Belebung des österreichischen Mentalitätsmetabolismus mit Humor tut schließlich auf lange Sicht auch der Wirtschaft gut. Jedenfalls kann man dem Team Stronach nicht unterstellen, dass es mit zu wenig Eifer bei der Sache wäre. Und das gilt nicht nur für den “Ich will mit dir nicht diskutieren”-Frank.

In Sachen Sachverstand und Charme steht nämlich auch Jungpolitiker Christoph Eiber seinem Mentor in nichts nach, im Gegenteil: Seine Politikkenntnisse sind ziemlich solide, sein Partytalent ist unübersehbar (siehe Foto auf der zweiten Seite) und das andere Geschlecht hat Christoph auch fest im Griff (unsere Interviewerin wurde von ihm gleich zwei Mal zum Essen eingeladen, auch wenn die entsprechende Stelle im Interview leider der Autorisierung zum Opfer fiel). Lasst euch verzaubern.

VICE: Wirst du dieses Interview autorisieren lassen?
Christoph Eiber:
Natürlich.

Erkläre uns in einem Tweet wofür eure Partei steht.
Änderung des Systems.

Wieso sollte ich mich, wieso sollte sich die Jugend für Politik interessieren?
Wir müssen endlich merken, dass es jeden betrifft, wer im Parlament sitzt. Weil dort entschieden wird, wie viel Geld uns genommen wird und wohin dieses Geld fließt. Wenn man sich ansieht, wie viele Milliarden die letzten fünf Jahre in Korruption und Skandale geflossen sind, dann sieht man sofort, dass etwas geändert werden muss.

Wie erklärst du dir den Mangel an Frauen im Team Stronach?
Das ist quer durch alle Parteien so. Frauen nur zum Beschönigen einzubringen scheint mir wenig sinnvoll. Warum aber in der Politik generell weniger Frauen als Männer sind, weiß ich nicht.

Hat Glaube Platz in moderner Politik?
Das ist Privatsache. Im Privaten kann der Glaube ausgelebt werden, dort sollte er aber auch bleiben.

Gibt es Parteien mit denen du dir eine Koalition vorstellen könntest und welche, bei denen eine Koalition für dich ausgeschlossen ist?
Definitiv nicht. Es gibt in jeglichen Parteien Menschen, die ich gerne in der Regierung sehen würde und es gibt auch in jeder Partei Menschen, die in einer Regierung oder generell in der Politik nichts zu suchen haben.

Wer zum Beispiel?
Ich schätze zum Beispiel Alexander Van der Bellen sehr, obwohl ich mit den Grünen eher wenig anfangen kann.

Und wer hat deiner Meinung nach in der Politik nichts zu suchen?
Wenn sich ein Politiker, als Vertreter des Volkes, in der Öffentlichkeit und den Medien nur zu Skandalen hinreißen lässt, dann hat er in der Politik nichts zu suchen.

Ist die Medienpräsenz von Frank Stronach nicht auch ein bisschen skandalträchtig?
Die Medien verstehen schon ganz gut, was sie sich herauspicken und wie man was drehen kann. Ob das dann demokratisch sein soll, ist die Frage. Es sollten immer auch die Fassungen bereitgestellt werden, die zeigen, was wirklich gesagt wurde.

Aber in einem Fernsehinterview können keine Worte verdreht werden. Die sagt Frank Stronach genau so.
Das ist auch sehr interessant, wenn man sich zum Beispiel die ganz bekannten Interviews mit Armin Wolf ansieht. Wenn Frank Stronach gefragt wird, wie viel eingespart wird und er antwortet darauf: ungefähr eine Milliarde, was auch die richtige Lösung wäre, wird ihm unterstellt, er wisse die genauen Zahlen nicht, dabei will die doch keiner wissen. Man muss eines klipp und klar sagen: Frank Stronach ist kein Politiker und wird auch nie Politiker sein.

Aber er will Politiker sein …
Nein. Er will etwas ändern und dazu geht er in die Politik.

Aber dadurch wird er doch zum Politiker.
Nicht in dem Sinne, wie man heutzutage einen Politiker sieht. Die sind alle sehr gut geschult und können dementsprechend gut mit Medien umgehen. Das will ein Frank Stronach definitiv nicht.

Weil er es nicht braucht?
Weil das nicht er wäre. Er ist authentisch, so wie er ist. Wir brauchen niemanden mehr, der nur Phrasen drischt. Wir brauchen jemanden, der ganz genau aufzeigt, was die Probleme sind. Jemanden der Zahlen auswendig lernt, weil er weiß, dass er diese Zahlen gefragt wird, will doch keiner mehr in der Politik sehen, weil da nichts dahintersteckt. Und Frank Stronach hat seine Experten für verschiedene Dinge, wieso sollte er dann Zahlen auswendig lernen …

Redest du gerne über deine Arbeit? Erzählt man in Österreich gerne, dass man Politik macht?
Nein. Ich behaupte einmal, dass es nur noch wenige gibt, die Politiker mit etwas Positivem verbinden. Auch für mich ist das Wort Politiker sehr schlecht behaftet.

Wärst du in der Politik, wenn es das Team Stronach nicht geben würde?
Schwierig. Ich wäre aber bestimmt nicht bei den etablierten Parteien eingestiegen. Weil man dort nichts zu suchen hat, wenn man nicht genau das sagt, was im Parteiprogramm geschrieben steht.

Und das ist im Team Stronach anders?
Ja, auf jeden Fall. Deswegen werde ich Gemeinsamkeiten mit einem Grünen genau so finden, wie mit einem Blauen.


Foto: Szene1.at

Hättest du Edward Snowden aufgenommen, wenn er vor deiner Tür gestanden wäre?
Ja, definitiv. Würde ich auch jetzt noch. Es braucht genau solche Leute wie ihn.

Und die Flüchtlinge aus dem Servitenkloster?
Das kann ich nicht sagen. Ich kenne mich mit dem Fall zu wenig aus und habe auch mit keinem von denen persönlich gesprochen. Ich muss also in dem Fall darauf vertrauen, dass die Gesetzgebung richtig entschieden hat.

Ist das nicht bei Edward Snowden auch so? Da würdest du ja mit deiner Entscheidung dann der Gesetzgebung widersprechen.
Da ist für mich ein Fehler im System, da er ja nicht nach Österreich kommen konnte, um hier Asyl zu beantragen.

Hast du ein privates Facebook-Profil oder nutzt du Facebook eher für Politisches?
Ich habe sowohl eine Fan-Page, als auch ein privates Profil. Die Fan-Page ist mir wichtig, um politische Inhalte zu vermitteln, meine private Seite wird man nur sehr schwer finden.

Was war das längste, das du jemals fortgegangen bist?
Das war auch mal ein ganzes Wochenende durch. 60 Stunden oder so.

Hast du schon mal gekifft?
Ja, ich habe es mal getestet, immerhin war ich in Amsterdam. Ich bin 25, ich wage zu behaupten, dass fast jeder in diesem Alter, der behauptet, nie damit in Berührung gekommen zu sein, lügt.

Welche Eigenschaft macht dich bei anderen wahnsinnig?
Leute, die immer gestresst sind. Den Stress macht man sich nämlich immer selbst. Wenn jemand gestresst ist, macht mich das einfach nervös.

Welche historische Persönlichkeit bewunderst du am meisten?
Das ist schwierig. Da gibt es so viele. Ich liebe nichts mehr als Erfinder und Entdecker. Prinzipiell Leute, die etwas gemacht haben, von dem jeder behauptet hat, es sei nicht möglich. Da gibt es zu viele, als dass ich mich auf einen beschränken könnte.

Welche historische Persönlichkeit verachtest du am meisten?
Da gibt es mindestens so viele. Alle Kriegsherrn, die Krieg nur mit schlechten Tricks geführt haben. Zum Beispiel im Wilden Westen, wo sie die Indianer mit verseuchten Decken infiziert und niedergemetzelt haben. Generell alle, die gegen das Volk und gegen Menschlichkeit gearbeitet haben.

Was ist dein Lieblingsschimpfwort?
Fuck.

Welchen Beruf würdest du nie machen wollen?
Irgendetwas, wo ich den ganzen Tag das Selbe mache. Egal, ob ich dabei am Computer sitze oder an einer Maschine stehe, ich habe solche Berufe selbst schon gemacht und halte das nicht aus. Ich brauche jeden Tag etwas Neues.

Warst du einmal in einer Studentenverbindung oder Burschenschaft?
Ja. Das Problem ist, dass die zu einem großen Teil Gedankengut vertreten, das man nicht vertreten kann. In meiner Verbindung hatten nur wenige die Einstellung, die den Burschenschaften oft nachgesagt wird, trotzdem kann ich mich damit nicht identifizieren und bin daher dann auch ausgetreten.

Du bist ausgetreten, weil du dich irgendwann nicht mehr mit dem dort vertretenen Gedankengut identifizieren konntest?
Damit konnte ich mich nie identifizieren. Ich bin als Jugendlicher über Familie und Freunde dazugekommen. Auch wenn die Medien das gerne anders sehen und generalisieren: Diese Verbindung war doch sehr liberal eingestellt. Es waren nicht nur Blaue dort, sondern auch Rote, sogar ein Grüner. Daher habe ich das nie als so extrem empfunden, bin aber durch diese Verbindung in Kontakt mit anderen Burschenschaften gekommen, deren Meinung eine Katastrophe ist. Ich stehe sehr für Meinungsfreiheit und bin auch dafür, dass Menschen, die diese Einstellung haben ihre Meinung kundtun dürften. Ich finde es eher sehr beängstigend, dass solch ein Gedankengut im geheimen Kämmerchen besprochen und an Jugendliche weitergegeben wird.

Es wäre also besser, wenn in öffentlichen politischen Diskussionen auch diese Meinungen vertreten wären?
Ja, weil man dann die Möglichkeit hätte, diesen Meinungen zu widersprechen. Viele dieser Ansichten sind ja einfach durch Fakten widerlegbar.

Sind private Unterhaltungen mit Frank Stronach wie Interviews mit ihm? Kommt man zu Wort?
Natürlich. Frank ist ein erfolgreicher Unternehmer. Er ist an Lösungen interessiert. Wenn ich zu ihm gehe, ihm ein Problem mit drei Lösungsvorschlägen präsentiere und ihn um seinen Rat bitte, wird er mir helfen. Er will Lösungen und keine Probleme. Man sieht im Wahlkampf ja, was wir für Probleme haben. Probleme zeigt jeder auf, nur schlägt niemand Lösungen vor.

Kennt Frank Stronach deinen Namen?
Ich hoffe es.

Aber du weißt es nicht?
Das ist schwierig zu sagen. Ich behaupte einmal, er kennt mich.

Sind Unternehmer die besseren Politiker?
Nein, das kann man so nicht sagen. Es gibt Unternehmer, die sind nicht einmal gute Unternehmer.

Sind gute Unternehmer gute Politiker?
Würde ich auch nicht sagen. Ein Politiker soll für das Gemeinwohl eintreten. Ein guter Politiker sollte aber unternehmerische oder wirtschaftliche Denkweise besitzen.

Siehst du dir gerne Interviews mit Frank Stronach an?
Reden lieber als Interviews. Bei den Reden kann man nämlich endlich einmal Lösungen hören. Bei Interviews wird er prinzipiell gerne unterbrochen.

Weil es kein Interview wäre, würde man ihn nicht unterbrechen. Von alleine hört er ja meistens nicht auf zu reden.
Naja, wenn wir die Interviews mit Armin Wolf ansehen, dann muss man sagen, dass  Herr Wolf den Frank unnötig unterbrochen hat. Franks Satz hätte 30 Sekunden gedauert, aber da werden Minuten verschwendet, weil man ihn nicht ausreden lässt.

Also wenn man Frank Stronach endlich einmal ausreden lässt, merkt man, dass er eigentlich gar nicht so viel zu sagen hat?
Man hätte zumindest um einiges weniger YouTube-Views.

Wirst du Passagen aus dem Interview streichen, auch wenn du sie tatsächlich so gesagt hast?
Wenn ich sie so gemeint habe, nein.

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