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Sex

50 Häftlinge streiken für ein Sex-Zimmer und bessere Löhne

Fast jeder dritte Insasse in diesem Knast bei Bern verweigert die Arbeit.
Foto von pixabay

Der Alltag als Gefängnisinsasse ist nicht einfach. Vom Frühstück bis zur Abendruhe bist du fremdbestimmt und für jede noch so kleine Annehmlichkeit musst du dich erstmal mit guter Führung bewerben. Weil viele alltägliche Bedürfnisse der Insassen im Gefängnis Thorberg im Kanton Bern zu kurz zu kommen scheinen, beschlossen die Häftlinge letzte Woche, sich gegen die Zustände im Gefängnis zu wehren – in einer Form des Protestes, die auch von Menschen in Freiheit genutzt wird: Sie beschlossen, die Arbeit niederzulegen.

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Ein Streik für bessere Haftbedingungen ist an sich noch nichts Besonderes – die Wünsche der Streikenden hingegen schon. Wie der Blick berichtet, sammelten Häftlinge letzte Woche in einem Katalog mehrere Forderungen. Im siebten Punkt der Liste beschweren sich die Insassen, dass in ihrer Haftanstalt kein Privatzimmer zur Verfügung stünde. Was die Häftlinge mit einem Privatzimmer meinen, wird spätestens mit der Erklärung der Insassensprecher klar, aus welcher der Blick zitiert: "Es ist ein Privatzimmer notwendig, weil viele Beziehungen kaputt gehen, weil das Sexualleben fehlt. Dies ist ein Grundgesetz. Viele würden gern eine Familie gründen, bevor sie und ihre Partnerin zu alt werden."


Die Häftlinge aus Bern sind nicht die Ersten, die für Sex im Knast protestieren:


Geht es nach der Europäische Menschenrechtskonvention, sind die Gefangenen mit ihrer Forderung auch im Recht. Die EMRK fordert, dass für Gefangene die Aufrechterhaltung zwischenmenschlicher Kontakte möglich sein soll und nennt dabei auch konkret sexuellen Kontakt. Viele Schweizer Gefängnisse bieten bereits solche Räume in unterschiedlichen Formen an: In Pöschwies, der grössten geschlossenen Vollzugsanstalt der Schweiz, dürfen Gefangene alle zehn Wochen ein Zimmer mit Kochnische und Sofa für fünf Stunden reservieren. Die Strafanstalt in Lugano stellt ihnen sogar ein kleines, aber überwachtes, Häuschen in einem Wald.

Neben dem Recht auf ein Schäferstündchen fordern die Insassen wegen der gestiegenen Kioskpreise auch mehr Lohn für ihre Arbeit und grössere Portionen bei den Mahlzeiten. Während letzten Freitagmorgen nur zehn Insassen am Streik teilnahmen, waren es am Nachmittag bereits 50 der 180 Häftlinge, welche die Arbeit niederlegten, sagt Gefängnisdirektor Thomas Egger dem Blick. Diese Woche wollen die Häftlinge ihre Forderungen auch dem Direktor schriftlich übergeben – der sich, wenn die Insassen auch weiterhin so standhaft streiken, mindestens nach einer freien Besenkammer im Gefängnis umsehen muss.

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