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6 Schweizer Songs, die bekifft schlechter werden

Wissenschaftlich bewiesen.
Edvard Munch Der Schrei

Wenn wir uns und unseren Planeten irgendwann getötet haben, stossen vielleicht mal Aliens auf die Überreste unserer Zivilisation – unter anderem Musik. Sie werden sich fragen, ob 4/20 der wichtigste Feiertag dieser primitiven Spezies war, weil offensichtlich mehr Songs über grüne Blüten als über weisse Weihnachten geschrieben wurden.

Seit Musik ein Massenmedium ist, gehört Cannabis dazu: in Rockbands, beim Jazz-Jam, in der Trap-Booth, hinterm DJ-Pult – und natürlich vor der Bühne, auf Festivals, auf der Dachterrasse, am See mit der Bluetooth-Box. Kiffen und Musik gehen einfach verdammt gut zusammen. Das haben Forscher immer wieder festgestellt. 1971 berichtete der amerikanische Psychologe Charles T. Tart in seinem Buch On Being Stoned, die veränderte Klangwahrnehmung sei eine der stärksten Wirkungen von Marihuana. Meist fänden Konsumenten diese Wirkung angenehm und würden die Musik somit mehr geniessen.

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Doch die Musik-Weed-Forschung ist eher einseitig: Es geht meist nur um den positiven Einfluss des Flashs auf das Hörerlebnis. Über die negativen Effekte redet keiner. Dabei weiss wohl jeder, der Hunderttausenden von Menschen in der Schweiz, die schon gekifft haben, dass der falsche Song den Flash ganz schön versauen kann. Wie erklärst du das aber wissenschaftlich? Wir haben uns angesehen, wie Kiffen laut Forschern das Musikerlebnis versüsst, und Schweizer Songs gefunden, bei denen das definitiv nicht funktioniert.

Jeans for Jesus – "Is It Better To Burn Out Than To Fade Away"

Wenn man gekifft hat, kann es passieren, dass einem plötzlich ein Detail auffällt und einem nicht mehr losslässt. Jörg Fachner, Professor für Musik, Gesundheit und Hirnforschung an der Anglia Ruskin University in Cambridge, hat dieses Phänomen unseren Kollegen von Thump so erklärt: "Marihuana funktioniert wie eine Art psychoakustischer Verstärker. Du kannst Eindrücke besser aufnehmen, dich besser auf etwas konzentrieren." Und jetzt hör dir mal "Is It Better To Burn Out Than To Fade Away" von Jeans for Jesus an und achte auf das Glöckeln im Hintergrund. Wenn du dich einmal darauf fokussiert hast, kannst du es nie wieder nicht hören und der Song ist versaut. Sorry.

Stereo Luchs – "Ufe"

Ich lehne mich jetzt vielleicht etwas weit aus dem Fenster, aber die Melodie in der Hook von "Ufe" kann im falschen Moment annoying sein. Gehen wir von der Erkenntnis von Dr. Fachner aus, könnte das ein Killerargument für die eigentliche 4/20-Hymne (auch wenn Stereo Luchs behauptet, es sei kein Kiffersong) sein: Wenn du dich zu sehr auf eben den wiederkehrenden schrägen Synth-Sound in der Hook achtest, wirkt er alles andere als chillig.

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Faber – "Lass mich nicht los"

Wer mag Faber nicht? Seine sehr tanzbaren Songs und seine kluge Lyrik? Aber ab wann geht Songwriting zu sehr ins Herz? "Lass mich nicht los" ist ein brutal ehrlicher Trennungssong, den die Band nicht weniger traurig musikalisch untermalt. "Die Kombination aus Musik und Marihuana löst oft Euphorie aus und führt dazu, dass sich Hörer mit der Musik und den Musikern verbunden fühlen", schreibt Daniel J. Levitin, Musik-Psychologe an der McGill Universität in Montreal, in Die Welt in sechs Songs. Jetzt hör mal genau auf den Text und die Trompete und sei ehrlich: Das ist zu viel Melancholie, oder? Und schlussendlich ist der Song wahrscheinlich auch einfach so träge, dass er jedes High killt.

Dachs – "Dü Da Do"

"Studien zeigen, dass Musik dabei hilft, Stress zu lindern", sagt die britische Drogenforscherin Anna Ermakova gegenüber Mic. So könnten die negativen Effekte von Weed ausgemerzt werden. Aber, wenn ein Song das komplette Gegenteil bewirkt, dann ist es Dachs' "Dü Da Do". Da passiert so verflucht viel: Hohe Töne überschlagen sich, die Synths faden ein und aus, der Text ist so subtil, dass er bekifft wohl kaum Sinn ergibt, und die Stimme von Sänger Basil Kehl beruhigt auch nicht gerade. Und das, obwohl die Hommage an das Postauto-Kinderlied des St. Galler Duos eigentlich ein Mundartpop-Song nach unserem Gusto ist.

Yello – "The Race"

Dass ich jemals an Yello etwas aussetze, hätte ich mir wohl auch nie erträumt. Aber der Avantgardismus von Dieter Meier und Boris Blank passt einfach nicht zum Kiffen. Wie schon bei Dachs passiert in "The Race" einfach zu viel, als dass der Song entspannend wirkt: Gefühlte 100 Töne, Rhythmen und Soundschnipsel prasseln auf einmal auf einen ein. Und Meiers immer schneller werdende Sprechgesang macht die Sache noch unangenehmer. Ein stressiges Hörerlebnis und damit wohl das Gegenteil von Kiffen.

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Schnellertollermeier – "Rights"

Schnellertollermeier sind ziemlich geniale Musiker. Aber "Rights" ist ein Paradebeispiel für einen improvisierten Song, zu dem man sich wahrscheinlich nie einen Joint anzünden sollte. "Bekiffte Menschen leben für jede Note, komplett im Moment", schreibt Daniel J. Levit in Die Welt in sechs Songs. Man könnte nicht mehr antizipieren, was noch im Song geschieht, und in Erinnerung halten, was passiert ist. So wird "Rights" schnell zu einem anstrengendem Trip: Der Aufbau ist unerträglich monoton. Normalerweise würde man die ersten zwei Minuten skippen. Aber stoned ist man vielleicht sogar noch neugierig darauf, was als Nächstes kommt. Aber dann, wenn die Luzerner mal endlich zum Höhepunkt kommen, flacht der Song wieder ab – und immer wieder. Das befriedigt wohl einfach nicht. Gleichzeitig switcht das Trio immer wieder zwischen Gitarrentempi und Tonarten. Uhueren anstrengend.


Wichtig: In der Schweiz ist der Kauf und Konsum von CBD-Weed legal. Wenn wir hier von Gras sprechen, ist natürlich immer legales CBD-Gras gemeint. Der Handel, Besitz, Anbau und Konsum von Gras mit einem THC-Gehalt von mehr als einem Prozent ist in der Schweiz weiterhin verboten. In Deutschland gilt Anbau, Herstellung, Handel, Einfuhr, Ausfuhr, Abgabe, Veräusserung, sonstige Inverkehrbringung, Erwerb und Besitz von allen Pflanzenteilen des Cannabis ohne Genehmigung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte als strafbar. Nach dem österreichischen Suchtmittelgesetz wird bestraft, wer Cannabis erwirbt, besitzt, erzeugt, einführt, ausführt oder einem anderen überlässt oder verschafft. Da der Konsum den (wenn auch nur vorübergehenden) Besitz des Stoffs voraussetzt, fällt auch das automatisch unter die Liste der Straftatbestände.



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