Beim grössten Barkeeper-Wettbewerb der Welt gewinnst du nicht einfach mit dem besten Drink
Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von Bacardi

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Alkohol

Beim grössten Barkeeper-Wettbewerb der Welt gewinnst du nicht einfach mit dem besten Drink

"In diesem Wettbewerb geht es nicht nur um Spirituosen – es geht darum, dich mit Gefühl für deine Überzeugungen einzusetzen."

Das Publikum im riesigen Saal des Museo Numismático in Mexico City blickt gebannt auf die Barkeeper auf der Bühne. Nur drei sind noch im Rennen: die Mexikanerin Ana Herrera, der Australier James Irvine und der Niederländer Eric van Beek. Die drei sind Finalisten des zehnten Bacardí Legacy, der inoffiziellen Weltmeisterschaft im Cocktail-Mixen. Der Moderator, Bacardís globaler Botschafter Dickie Cullimore, dröhnt ins Mikro: „The Netherlands!“ Die Zuschauer sowie Van Beeks Konkurrenz bieten tosenden Applaus, dann gönnen sich alle noch einen Shot Bacardí Ocho. 34 Profi-Barkeeper waren es insgesamt, die nach Mexiko City kamen, um den Titel in ihr Land zu holen. Auch für die Verlierer ist der Wettbewerb nur der Anfang: Nun gehören sie zur gran familia von Bacardí.

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Der Sieger des Bacardí Legacy 2018, Eric van Beek

Die Reise begann für die Teilnehmer 2017 mit den Vorausscheidungen in den jeweiligen Nationen. Aus insgesamt 10.000 Barkeepern haben sich die 34 Teilnehmer hervorgetan, sie gelten als die neuen Stars am internationalen Cocktail-Himmel. Dabei leben wir heute in einer Post-Cocktail-Ära, Barbesucher lieben Instagram-taugliche Drinks aus hausgemachten Zutaten, in alternativen Gläsern und mit auffälligen Garnituren. Das Ziel von Bacardí Legacy ist dagegen deutlich mehr old-school: Die Barkeeper sollen einen neuen zeitlosen Drink kreieren, einen Cocktail, der international Anklang findet und aus Zutaten besteht, die es überall gibt – darunter Rum von Bacardí.

"In diesem Wettbewerb geht es darum, dass der Drink reproduzierbar ist. Ein moderner Klassiker", erklärt die Preisrichterin Pamela Wiznitzer, die auch Präsidentin der United States Bartenders’ Guild ist. „Heutige Klassiker wie den Old Cuban oder den Penicillin kann so gut wie jede Bar innerhalb von 24 Stunden machen. Man braucht dazu keinen ausgefallenen Sirup, man muss keine Zutaten extra bestellen. Darum geht es bei diesem Wettbewerb. Man darf nichts machen, dass der Barkeeper einer Sportbar nicht auch könnte.“


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Ihren Anfang nahm die Bacardí Legacy Global Cocktail Competition, wie sie vollständig heißt, 2008 in Großbritannien. Seither ist der Wettbewerb zu einer Größe angewachsen, die zur globalen Verbreitung des namensgebenden Rums passt. Selbst in entlegenen Märkten mit noch junger Cocktail-Kultur verfolgt man die Meisterschaft. Die weltweite Vielfalt wird deutlich, wenn die Konkurrenten einander im Halbfinale – und damit im Rennen um die letzten 16 Plätze – gegenüberstehen. Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin bekommt zwei Minuten, um den Drink zuzubereiten, danach darf der Barkeeper sieben Minuten lang erklären, wie der Cocktail in die persönliche Legacy, in das Erbe des jeweiligen Mixers passt. Diesem Vortrag lauschen nicht nur Preisrichter und Zuschauer, sondern auch Markenbotschafter und Medienvertreter (die chinesische Delegation hatte in diesem Jahr sogar ein Gestell mit mindestens zehn iPhones dabei, um einen Livestream an die Zuschauer in der Heimat zu senden). Der Preis, der dem Sieger winkt, ist mehr als begehrenswert: Der oder die Glückliche darf ein Jahr lang um die Welt reisen, um den Cocktail zu promoten, als Gastbarkeeper zu arbeiten, Events zu moderieren und Seminare für andere Barkeeper zu geben. Das internationale Renommee macht den Gewinner oder die Gewinnerin zum Superstar.

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"Du bekommst Unterstützung von Bacardí, die Menschen kennen dich und kommen in deine Bar", sagt der Sieger von 2017, Ran van Ongewalle, der auch unter den diesjährigen Preisrichtern war. "Ich habe in fünf Bars in Taipei gearbeitet, ein Seminar in Shanghai abgehalten und in Thailand Drinks gemixt." Van Ongewalle sagt, er habe eine Liste mit Personen, die seine Karriere für den Rest seines Lebens unterstützen würden.

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Zu den schönsten Momenten des Wettbewerbs gehören die Vorträge, in denen die Barkeeper die Inspiration hinter ihren Drinks erklären. Manche betonen damit ihr kulturelles Erbe, andere ihren persönlichen Lebensweg. Irene Benjamin von der Bar Zalame ACB im israelischen Be’er Sheva musste durch vier Flughäfen, um nach Mexiko City zu gelangen. Sie hat Zutaten aus ihrer Kindheit neu verarbeitet, zu einem Cocktail aus weißem Rum und Wermut, gesüßt mit Orange und Rotweinsirup. Henri Halonen aus Finnland, von der demnächst eröffnenden Bar Goldfish in Helsinki, erklärte stattdessen, wie er durch eine Arbeitsvermittlung das Barkeeping fand und so Drogen und Kriminalität entkam: "Wie auch mein Drink ist das Leben bitter und süß zugleich, und deine Persönlichkeit bildet eine solide Basis."

French Scott Marshall aus Washington, D.C., zollte mit einem Coki-Beach-inspirierten Drink Tribut an die Heimat seiner Vorfahren, die Karibik-Insel Saint Thomas, und auch an die Zähigkeit der Einwohner angesichts des Hurrikans Hugo. Damit sprach er auch direkt die anwesenden Mitglieder der Bacardí-Familie an, die während der Revolution aus Kuba fliehen mussten. Die Vorträge wirken zielgerichtet und dennoch unbeschwert, fast mühelos. Als Marco Corallo beim Platzieren seiner Garnitur sichtbar zittert, scherzt er, er wolle mit seiner Präsentation so authentisch wie möglich seine erste Schicht als Barkeeper nachstellen.

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Die Konkurrenten müssen nicht nur einen Drink präsentieren, sondern auch ein zugehöriges Promotions-Deck. Darin können sie eine Social-Media-Kampagne, eine Event-Aktivierung oder einen Marketing-Plan vorstellen. Wie viele Barkeeper heute wissen, sind Wettbewerbe eine Methode, auf der Überholspur an hochbezahlte Jobs und Aufträge als Markenbotschafter zu kommen. Die Anforderungen des Bacardí Legacy spiegeln wider, dass Geschäftssinn gefragt ist – womöglich wollen die Profi-Mixer einmal eine eigene Bar eröffnen oder Spirituosenberatung anbieten. Der Marketing-Abschnitt des Wettbewerbs halbiert die Zahl der Finalisten von 16 auf 8.

Selbst nach einem Jahrzehnt gibt es noch Überraschungen bei dem Event. Die Mexikanerin Ana Alicia Herrera von der Bar Pal Real in Guadalajara war ein Fan-Favorit, sie präsentierte ihren Drink ganz in der Rolle, für die ihr Cocktail steht: The Devil Woman, eine verruchte Zauberin. "Es ist ein pinkfarbener Martini – aber was anderes erwartet man ja auch nicht von einer Frau, stimmt's?", verkündet sie mit einem kühlem Selbstbewusstsein, das nicht verwundert bei einer der wenigen Frauen in einer extremen Männerdomäne. Später sagt sie MUNCHIES gegenüber, sie wolle die Vorstellung von geschlechterspezifischen Cocktails aufbrechen: "Ich weiß nicht, wer sich ausgedacht hat, dass Pink für Mädchen und Blau für Jungs ist. Das ist absurd."

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Akira Abe von der Sky Gallery Lounge Levita in Tokio bot den Zuschauern fernsehwürdiges Drama: Er machte während des Finales seiner Freundin auf der Bühne einen Heiratsantrag (sie hat Ja gesagt). Diese Evolution der Darbietungen im Laufe der Jahre macht einen Teil der Magie aus, selbst für Bacardís alteingesessenen Maestro de Ron, Jose Sánchez Gavito. Seit acht Jahren ist der Wettbewerb global, und genau so lange agiert er bereits als Preisrichter. Er lerne von den Barkeepern weiterhin dazu, erklärt er MUNCHIES, besonders von ihrem Einfallsreichtum.

Akira Abe nach seinem Heiratsantrag

"Ich bin 70, aber manche dieser Barkeeper sind unter 30. Sie könnten nicht mal meine Söhne sein, sondern meine Enkel", sagt Sánchez Gavito. "Sie sind Meister der Kreativität." Nicht nur die Präsentationen wandeln sich im Laufe der Zeit, sondern auch die Zutaten – dieses Jahr waren Kaffee und Kaffeeliköre besonders beliebt. Und dank der Vorträge der Teilnehmer kann der Wettbewerb außerdem am Puls der Zeit bleiben und auf wichtige soziale Themen eingehen. Der diesjährige Sieger, Eric van Beek von der Amsterdamer Bar TwentySeven, hatte womöglich eine der einfachsten Inspirationen für seinen Drink, den Cariño ("Liebe"). Der Siegercocktail ist eine Mischung aus dem gealterten Bacardí-Rum Reserva Ocho, gelbem Chartreuse, griechischem Joghurt, Vanille und Zitrone.

Im MUNCHIES-Interview nach seinem Sieg erklärt Van Beek, er sei anfangs nicht sicher gewesen, ob er teilnehmen sollte. Doch dann sei ihm die Botschaft in den Sinn gekommen, die er mit der Welt teilen wollte. "Ich finde, in der heutigen Gesellschaft gibt es so viel Hass basierend auf der sexuellen Orientierung, der Herkunft oder der Hautfarbe. Daran glaube ich aber nicht", sagt er über seine Kampagne. "Ob du homosexuell bist, transgender, Schwarz, Weiß – völlig egal, wir sind alle Menschen." Als Legacy-Sieger möchte Van Beek nun seine Welttournee nutzen, um "eine Botschaft der Gleichstellung zu verbreiten". Dabei wird er eng mit Bacardí zusammenarbeiten, um auf kreative und spielerische Art etwas für unterrepräsentierte Gruppen zu tun. "In diesem Wettbewerb geht es nicht nur um Spirituosen – es geht darum, dich mit Gefühl für deine Überzeugungen einzusetzen", sagt der neue Cocktail-Champion. Das ist ein Erbe, auf das wir anstoßen.

Dieser Artikel entstand in Kooperation mit Bacardi und erschien ursprünglich auf MUNCHIES UK.

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