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Safer Use

Ecstasy: Das sind die Pillenwarnungen zum zweiten September-Wochenende

Es gibt vier neue Warnungen für hoch oder extrem hoch dosierte Pillen.

Kaufen Konsumierende Ecstasy-Pillen bei dem "Dealer ihres Vertrauens", gehen sie normalerweise davon aus, dass das Teil auch MDMA enthält – ohne zu wissen, woher die Pille eigentlich kommt und wer sie produziert hat. Ein blindes Vertrauen, das schnell gefährlich werden kann. Im Frühjahr 2016 kam eine 17-Jährige in Manchester ums Leben, weil sie eine "MasterCard"-Ecstasy-Pille genommen hatte, die kein MDMA enthielt. Das ist leider keine Seltenheit. Auch Silvester 2015 starben in Großbritannien vier junge Menschen, weil ihre Pillen kein MDMA enthielten.

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Die gemeinnützige britische Firma The Loop war diesen Sommer auf verschiedenen Festivals unterwegs und bot dort das sogenannte Drug Checking an. Mehr als 8.000 Menschen ließen ihre Drogen testen. Auf jeder Veranstaltung hat The Loop Proben von Pillen, Pulver oder Kristallen getestet, die gar kein MDMA enthielten. Stattdessen fanden die Forscher und Forscherinnen die Stimulanzien Pentylon und N-ethyl-Pentylon. Die Kristalle sehen genauso aus wie MDMA, den Pillen sieht man ihren Inhalt nicht an und die Wirkung ist anfangs ähnlich.

Die als angenehm empfundene Wirkung vergeht jedoch viel schneller als bei MDMA. Das führt dazu, dass Konsumierende immer mehr nehmen möchten, das erwartete High aber nicht mehr eintritt. Mehrere Festivalbesuchende mussten wegen der Nebenwirkungen von Pentylon – Herzrasen und Bluthochdruck – behandelt werden. Nachdem Mitarbeitende von The Loop diese Substanzen entdeckten, posteten sie die Ergebnisse sofort als Warnung auf ihren Social Media Kanälen. Auch die Festivalleitung und die Polizei konnten so sofort handeln. So konnten wahrscheinlich potentielle weitere Schäden vermieden werden. Leider können Konsumierende in Deutschland ihre Pillen nicht auf deren Zusammensetzung testen lassen, anders als in anderen europäischen Ländern.

Deswegen haben wir die Drogenwarnungen aus unseren Nachbarländern und aus Großbritannien zusammengetragen. Getestet wurden die Pillen von The Loop, Eurotox in Belgien, dem niederländischen Trimbos Institut, "Checkit!" von der Suchthilfe Wien, der Innsbrucker Drogenarbeit Z6, dem Drogeninformationszentrum der Stadt Zürich (DIZ) und der Drogeninfo Bern Plus (DIB+).

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Die folgenden Pillenwarnungen wurden in den letzten sieben Tagen veröffentlicht. Alle Warnungen seit Mai dieses Jahres – einschließlich der neuen – haben wir in diesem Artikel zusammengefasst. Jede Pille ist entweder hoch oder extrem hoch dosiert, oder sie enthält gar kein oder nicht nur MDMA. Wenn eine Pille nicht gelistet ist, heißt das nicht, dass sie rein und niedrig dosiert ist. Der Artikel enthält zudem eine Reihe sogenannter Safer-Use-Regeln, um unnötige Risiken und mögliche Schäden durch Ecstasy-Konsum zu reduzieren. Wir erklären dort auch, warum wir überhaupt Pillenwarnungen veröffentlichen.

Die Seite pillen.sauberdrauf.com der bayerischen Drogenberatungsstelle mindzone und das Drug-Checking-Tool von saferparty.ch listen viele weitere und ältere Pillentests. Saferparty veröffentlichen im Laufe des Wochenendes regelmäßig noch neue Warnungen und Meldungen.

Die Pillenwarnungen der zweiten September-Woche 2018

Orangefarbener Elefant

Pillenfotos: Checkit! | DIB+ | DIZ | Drogenarbeit Z6 | The Loop | Trimbos || Hintergründe, sofern nicht anders angegeben unter CC0

Bisher fanden sich bereits Vögel, Eulen und Affen auf Pillen. Ende August hat das DIZ in Zürich ein weiteres Exemplar mit Tiermotiv getestet: ein orangefarbener Elefant mit 171 Milligramm MDMA – das ist eine hohe Dosis.

Gelbe "Spongebob"

Das DIZ in Zürich testete Ende August eine Pille in Form des quirligen Schwammes der beliebten Zeichentrickserie Spongebob Schwammkopf. In diesem Exemplar fanden die Forscher und Forscherinnen eine hohe Dosis von 155 Milligramm MDMA.

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Grüne "F1/Formel 1"

Ebenfalls in Zürich wurde im August eine Pille mit Formel-1-Logo getestet. Sie hatte einen MDMA-Gehalt von 201 Milligramm MDMA – das ist eine extrem hohe Dosis. Bereits Mitte Mai wurden Exemplare einer solchen Pille in Zürich auf sehr hohe Dosen von 263 Milligramm und 235 Milligramm MDMA getestet. Auch eine lilafarbene "F1", die im selben Monat in Wien untersucht wurde, war extrem hoch dosiert.

Graue "Tesla"

Das Logo des grössten Elektrofahrzeuge-Herstellers der Welt wird häufig auf Pillen geprägt. In Innsbruck wurden Ende August zwei solche Exemplare getestet. Beide enthielten extrem hohe Dosen MDMA von 202 Milligramm und 226 Milligramm. Letzte Woche warnten wir bereits vor einer Pille dieser Form und Farbe: Drogenarbeit Z6 fand eine extrem hohe Dosis von 240 Milligramm MDMA in einer Probe.

Wenn du schon einmal ambulant behandelt werden musstest, nachdem du Drogen genommen hast, (oder Freunde von dir) und du mit VICE über deine Erfahrung sprechen möchtest, erreichst du unseren Redakteur Thomas Vorreyer per E-mail oder Twitter-DM.

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