Der Mensch hat eine herausragende Eigenschaft, die ihn zum König des Tierreichs und zur Krönung der Schöpfung gemacht hat: Faulheit. Deshalb versuchen wir seit Urzeiten, Wege zu finden, durch die wir uns weniger anstrengen müssen. Selbst als wir vor fast zwei Millionen Jahren noch ein haariger, wilder Homo erectus waren. Heute haben wir uns soweit entwickelt, dass wir unsere harte Arbeit entweder von Robotern erledigen lassen oder Kinder am anderen Ende der Welt dafür bezahlen. Da Letzteres nicht mit Faulheit oder unserem Gewissen zu vereinbaren ist, gibt es nur eine kausale Folge für die Zukunft. Ich bin nicht der einzige, der glaubt, dass die dreckige, verruchte Welt des Geschlechtsverkehrs, bestehend aus sich aneinanderreibenden, schwitzenden Körpern, bald der Vergangenheit angehören wird.
Manch ein Pionier in den Unweiten des Internets baut sich selbst archaisch, brutal zusammen geschusterte Maschinen auf Basis einer Stichsäge oder ähnlich krude Geräte. Weitaus kultiviertere Männer geben sich mehr Mühe, um ihre Frauen zu befriedigen, und deshalb haben sie aufwendige Lust-Befriedigungs-Roboter mit bequemer Schenkelauflage und einem stufenlosen Regler für die Stoßgeschwindigkeit entwickelt. Mit solch einem kultivierten Mann, nenn wir ihn Andreas (aber so heißt er gar nicht), der sich der Lustbefriedigung von Frauen verschrieben hat, habe ich mich getroffen. Er hat mir als ein Visionär, der sich bereits auf dem Pfad der Erleuchtung befindet, die Zukunft des Geschlechtsverkehrs dargelegt, wobei er dabei doch ein paar denkwürdige Ansichten vertritt. Es wird endlich Zeit, dass du aufhörst, das alte Rein-Raus-Spiel mit deiner Freundin zu spielen, diese Maschine ist deine Zukunft.
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VICE: Wie bist du dazu gekommen, dir eine Sex-Maschine zu bauen?
Andreas: Es ist eine Dienstleistung. Frauen haben den Vorteil, einerseits öfters zu kommen als Männer, aber andererseits braucht Frau meistens länger. Also mit normalem Poppen ist Frau nicht ganz zufrieden. Sie tut zwar so, ist es aber nicht. Dann fängt man an zu denken: Wie macht man Frau länger glücklich?
Gibt es da nichts Einfacheres?
Das ganze China-Plastik-Zeug, das es gibt, kann man einfach in die Tonne treten. Es erfüllt nicht den Zweck, den Frau gerne hätte. Man braucht andere Geräte, z.B. den Hitachi Magic Wand. Ursprünglich als Massagegerät gedacht.
Wirklich? Wird der nicht nur so vermarktet?
Es war wirklich als Massagegerät gedacht und wird von Hitachi immer noch so produziert. Auf der einen Seite ist so ein Gerät extrem zielführend: fünf Orgasmen, zehn Orgasmen, kein Problem. Aber der Hitachi Magic Wand funktioniert nur außen. Außer bei richtig weiten Damen, da kann man ihn auch reinschieben. Dann muss man aber was darüber tun, weil sonst Stromschlaggefahr besteht. Also braucht man noch was für innen drinnen. Jetzt kann man da eine viertel Stunde mit dem Dildo vor und zurück schieben, aber da kriegt man ja die Faxen dicke. Also fängt man als Mann an zu überlegen, womit erzeuge ich diese Vor- und Zurückbewegung. Und als Handwerksmeister landet man dann irgendwann bei solchen Maschinen.
Wie sah deine erste Machine aus?
Die erste war eine sogenannte Chi-Swing-Machine. Das sind diese Geräte, die gerne im Teleshopping verkauft werden, wo man die Beine drauf legt und die dann hin und her geschüttelt werden.
Daraus hast du das dann gebaut?
Ja, eine Vor-Zurück-Bewegung hat man ja und dann kann man dort entsprechende Adapter anbauen.
Du hast also einfach eine Stange mit einem Dildo auf deine Chi-Swing-Maschine montiert?
Ja, so war es quasi fertig. Schlecht zu regeln, laut, nervig. Die Chi-Swing-Maschinen haben keine Drehregler, um die Bewegung fein zu steuern, und fangen dann bereits mit mittlerer Geschwindigkeit an. Einfach nur Mist. Aber irgendwie besser wie nix.
Lohnt es sich also, wenn man eine Chi-Swing-Maschine daheim hat, die mal schnell zur Sex-Maschine umzubauen? Hat man überhaupt das richtige Erlebnis?
Man hat durchaus das richtige Erlebnis. Das kann man ruhig ausprobieren, wenn man handwerklich nicht so fit ist, um sich eine richtige Maschine zu bauen. Es funktioniert. So eine Chi-Swing-Maschine kriegt man auch für 15 Euro auf eBay.
So ein Gerät haben viele Frauen glaub ich sowieso daheim. Sogar meine Mutter hat so eine Chi-Swing-Maschine.
Oh, da will ich lieber nichts unterstellen.
Ich glaube, meine Mutter würde das sehr überraschen, dass es so etwas überhaupt gibt. Ich bin wirklich froh, dass sie VICE nicht liest.
Ja, die ältere Generation ist da noch ein bisschen konservativer.
Und wie reagieren Frauen so auf dein Gerät?
Wenn eine mal die Hemmschwelle überschritten hat, sich einfach fallen lässt und diesen Reiz genießt, dann sind auch mal 20 Orgasmen kein Problem. Aber das haben die wenigsten Frauen jemals in ihrem Leben erlebt.
Verpasst man da als Frau was, wenn man es nie ausprobiert hat?
Ja, man sollte alles mal ausprobiert haben. So lange es legal ist und Spaß macht.
Worauf muss ich am meisten achten, wenn ich mir selber eine baue? Kann das gefährlich werden?
Natürlich. Damen sind gelegentlich undicht. Das heißt, diese Maschinen dürfen nur mit Niedervolt betrieben werden. Damit nichts passieren kann. Wie man im vorderen Bereich der Schubstange meiner Maschine auch sehen kann, ist das Metall korrodiert. Außerdem muss vorne am Verbindungsstück zwischen Dildo und Stange eine gewisse Flexibilität herrschen, weil Damen meistens nicht ruhig dabei bleiben. Die Männervorstellung „Riesendurchmesser und tief rein” ist nicht die Frauenvorstellung. Die fünf bis sechs Zentimeter Unterschied, mit denen man die Tiefe regulieren kann, reichen vollkommen.
Hier erfahrt ihr, was die Zukunft bringt und was nach 20 Orgasmen passiert.
Was wird die Zukunft bringen?
Das ganze wird sich in den nächsten zehn Jahren auf direkte Nervenstimulation konzentrieren. Das man nicht mehr manipuliert, sondern direkt an die Nervenbahnen rangeht. Das wird mit Reizstrom gemacht.
Wie muss ich mir die Reizstromstimulation vorstellen?
Man kann Elektroden im Geschlechtsbereich überall anbringen. An den äußeren und inneren Geschlechtsorganen. Es ist eine direkte Einflussnahme auf die Nervenbahnen. Ein Gerät erzeugt eine Wechselspannung, die auf die Nervenbahnen zugreift. Geräusche haben eine bestimmte Frequenz, also kann ich das Gerät mit Tönen, die der Computer generiert, steuern. Ich gehe vom Audioausgang meines Computers rein in einen billigen Kfz-Verstärker mit 12 Volt. Den linken Kanal nehme ich zur Kontrolle und höre, was für Töne ich generiere. Am rechten Kanal geht es dann raus zum Körper. Das Gefühl entsteht im Körper, nicht durch Berührung auf der Haut. Das ist mit nichts zu vergleichen. Die Mädels, die ihre Scheu vor dem bösen Wort Strom überwunden haben, können süchtig werden.
Gibt es noch andere Anwendungsfelder für traditionelle Sex-Maschinen?
Eigentlich hat es nichts mit Sadomaso zu tun, aber einige Herren meinen, sie bestrafen ihre Sub mal ordentlich und sie kriegt dann 20 Orgasmen verpasst. Das haben wir vor drei Wochen hier gehabt, sie schrie dann: „Ich kann nicht mehr, ich mag nicht mehr, ich will nicht mehr.” Wup, war der nächste Orgasmus da. Man kann mit Orgasmen auch bestrafen. So eine Sex-Maschine in Kombination mit der Hitachi ist die Höchststrafe.
Wie muss ich mir das jetzt vorstellen?
Ganz einfach, die Hitachi kommt auf die Clit, die Maschine penetriert. Beides zusammen reizt zwei Bereiche der Frau. Den Scheideneingang und die Klitoris. Im Prinzip bräuchte man noch ein drittes Gerät und zwar eines, das direkt den G-Punkt stimuliert und dann knallen sämtliche Sicherungen durch. Diese extremen Orgasmen sind Realität. Videos, die im Netz oft gezeigt werden, sind natürlich meistens gefaket.
Wenn deine Freundin 20 Orgasmen von der Maschine verpasst bekommt, fühlt man sich da als Mann nicht ersetzbar? Du wirst überflüssig, weil die Frau die Maschine hat?
Doch, Frau braucht dich, weil der Mann die Maschine hat. Man sollte niemals weder die Hitachi, noch die Maschine der Frau überlassen. Man sieht die Frau sonst nie wieder. Ist wirklich so. Ich spreche aus Erfahrung.
Du fühlst dich also gar nicht eingeschüchtert von der Maschine?
Überhaupt nicht. Nein! Um das Niveau der Maschine zu erreichen, hätte ich schon längst zehn Herzinfarkte gehabt. Die Maschine arbeitet zwei Stunden durch, ohne zu schnaufen, ohne heiß zu werden. Die meisten Damen schreien nach einer Stunde nach Pause. Es gibt aber auch andere.
Wie reagieren Frauen darauf, wenn du sie mit deiner Sex-Machine bekannt machst?
Ne, ne, ne, die normalen Treffpunkte, um Frauen kennen zu lernen, werden durch mich nicht mehr frequentiert. Und selbst, wenn dem so wäre, würden die niemals etwas von diesem Raum hier erfahren. Das ist eine andere Welt. Das muss man trennen, sonst würden die sich denken: „Hallo, was ist denn das für einer?”
Wie erzähle ich also meiner Freundin am besten, dass ich eine Sex-Maschine für sie gebaut habe?
Gar nicht. In dem Fall sollte tunlichst vorgefühlt werden, wie denn ihr Standpunkt dazu ist. Nicht, dass die Freundin plötzlich weg ist.
Wer benutzt dann deine Maschine? Sagt da eine Frau aus den Sex-Maschinen-Foren: Hey, der Typ hat eine geile Sex-Maschine gebaut. Den komm ich mal besuchen?
Eine? Aus der Umgebung sind schon viele gekommen. Nicht nur eine, ich habe einen Ordner, in dem alles dokumentiert ist. Es kommen einzelne Damen, Paare, auch mal zwei Damen. Manche trauen sich alleine nicht. Dann wird die beste Freundin mitgenommen.
Kann so eine Machine echten Sex ersetzten?
Aber voll! Ein normaler Dildo oder Vibrator ist genauso eine Maschine. Fast jede Frau hat so etwas zu Hause. Und das ersetzt in vielen Fällen den Mann zu Hause. Wenn man den Vibrator also weiterentwickelt, sich die Frau die Bewegung mit der Hand spart, dann bin ich genau bei den Sex-Maschinen. Ich sehe da keinen großen Unterschied zwischen dem Plastikmist aus China und meiner Maschine.
Aber sagen Frauen nicht immer, zum Sex gehört Nähe, Zärtlichkeit und Geborgenheit.
Das brauchen sie gar nicht. Ja, wenn man das Brigitte-Forum liest, kommt man auf solche Ideen. Sowas denken vor allem junge Frauen. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Frauen, die mich besuchen 35+, mit Ausnahme der Andrea* aus München, die war 23. Die haben nicht nur eine Beziehung hinter sich, sondern schon meist zwei, drei, viele. Mit allen ihren negativen Auswirkungen und die sagen nur noch: Ich bin jetzt rattig, ich brauch entweder einen Mann oder eine Maschine. Diese Nähe, das ist meist eine Vorstellung der Jüngeren. Sich fallen lassen, das Fühlen, das Kuscheln. Die Alten sind da viel abgebrühter, die sagen: „Ich will es jetzt.”
Ich habe ja versucht, meine Kollegin zu überreden, deine Maschine auszuprobieren, aber …
(fängt schallend an zu lachen.) Sie weiß nicht, was ihr entgeht. Aber die wird sich gedacht haben: „Einen solchen Perversen will ich mir nicht antun.”
(*Name von der Redaktion geändert)