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Lebensmittelkontrolle

Pizza zu schlecht: Gericht verurteilt Pizzabäcker

Sogar sein Verteidiger riet ihm, den Laden zu schließen und sich einen anderen Job zu suchen.

Stell dir vor, deine Pizza ist so schlecht, dass du dafür im Knast landen könntest. Einem Pizzabäcker in Baden-Württemberg ist genau das jetzt passiert: Weil Lebensmittelkontrolleure immer wieder gravierende Mängel feststellten, wurde er wegen des wiederholten Inverkehrbringens von unverzehrbaren Lebensmitteln angeklagt.

Die Richterin verurteilte den 49-Jährigen am Dienstag zu 18 Monaten auf Bewährung und ermahnte ihn bei der Urteilssprechung eindringlich dazu, weniger Beratungsresistenz an den Tag zu legen. "Wenn Sie das nächste Mal wegen solch eines Vorfalls hier vor Gericht stehen, bekommen Sie keine Bewährung mehr. Dann müssen Sie diese Strafe hier absitzen und jene, die dann noch dazu kommt", zitiert die Stuttgarter Zeitung die Richterin.

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Knapp ein Jahr ist es her, dass Lebensmittelkontrolleure des Landratsamts dem Pizzadienst in Schorndorf einen Routinebesuch abstatteten. Bei ihrer Visite im August 2016 fanden sich verdorbene Lebensmittel, Schimmel, ein schmutziger Fußboden und ein Schneidebrett, das vor lauter Dreck schon gelb-schwarz war. Selbst der Anwalt des Angeklagten fand starke Worte für die Zustände in dessen Küche: "Es muss alles ausgesehen haben wie die Sau!" Zu viel für die Kontrolleure: Der Laden wurde unverzüglich dichtgemacht. Allerdings nur für kurze Dauer – als am nächsten Tag alle Mängel beseitigt waren, durfte der Quereinsteiger-Pizzaiolo und frühere LKW-Fahrer schon wieder Bestellungen aufnehmen.


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Zwei Wochen später fanden die Kontrolleure allerdings erneut katastrophale hygienische Zustände vor, genau wie bei den folgenden beiden Besuchen. Dann folgte die Anzeige. Für die Verhältnisse in seinem Laden hatte der Angeklagte mehrere Erklärungen: Die verdorbenen Lebensmittel habe er nicht wegwerfen können, weil sein Nachbar sich sonst über den Gestank aus der Mülltonne beschwert hätte. Deshalb habe er sie zurück in die Tiefkühltruhe gepackt, aus der die Kontrolleure sie zuvor herausgefischt hatten. Die Richterin glaubte ihm nicht. "Das sind nur Ausflüchte", sagte sie. Vielmehr habe er die faulenden Lebensmittel weiterhin auf seine Pizzen legen wollen.

Außerdem sagte der Angeklagte, er sei als einziger Mitarbeiter mit der vielen Arbeit überfordert gewesen. Dass er den Laden tatsächlich allein betrieb, glaubte das Gericht nicht und lud zwei weitere Männer wegen des Verdachts auf Schwarzarbeit vor. Diese verneinten die Vorwürfe. "Ich bin da vorbeigegangen und habe 'Hi' und 'Hallo' gesagt", so einer der beiden laut Stuttgarter Zeitung. Der andere wollte angeblich ebenfalls nur seinen Bekannten besuchen. Am Ende durften sie das Gericht gegen Geldauflagen verlassen.

Der Pizzabäcker muss sich nun überlegen, ob er sein Geschäft weiterführen will. Davon versucht ihn aber sogar sein eigener Verteidiger abzuhalten: "Ich rate Ihnen, eine Anstellung zu suchen und den Pizzaservice zu verkaufen." Damit könne sein Mandant mehr Geld verdienen und seine Schulden abbezahlen.

Und mit weniger schlechten Pizzen auf der Welt, da sind wir uns sicher, hat ganz bestimmt auch niemand ein Problem. Vor allem nicht dieser Mann, der sich schon seit 25 Jahren ausschließlich davon ernährt.

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