Saarbrücken hat einen eigenen Tatort, mit Genetikk einen guten Rap-Export und seit dieser Woche auch einen Titel, den die Stadt womöglich weniger gerne im Touristenführer lesen möchte: Die Hauptstadt des Saarlands ist die deutsche Stadt mit den aktivsten Amphetamin-Konsumenten. Das hat eine EU-Studie herausgefunden. Die Ergebnisse wurden am Mittwoch veröffentlicht – und zeigen, dass in Saarbrücken auch im EU-Vergleich ein paar Lines mehr gezogen werden als in anderen Städten.
Fast doppelt so viel Amphetamin wie die Berliner haben die Einwohner Saarbrückens 2017 demnach konsumiert. Die Studie, die das herausfand, führt die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) seit 2011 durch. In 59 Städten aus 19 europäischen Ländern wurden dafür Wasserproben aus Klärwerken entnommen, Deutschland nahm mit 16 Städten an der Studie teil. Das Wasser wurde in drei unterschiedlichen Monaten je sieben Tage hintereinander in Flaschen gefüllt, eingefroren und an Labore geschickt. Die Forscher analysierten anschließend, wie hoch die Rückstände verschiedener Drogen im Urin der Anwohner waren.
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Für Saarbrücken, das mit zwei Klärwerken zum ersten Mal an der Studie teilnahm, kamen laut den Messungen 242 Milligramm Amphetamin auf tausend Einwohner – und das pro Tag. Zum Vergleich: In Berlin waren es 130 Milligramm, in Frankfurt am Main 84,7. Ebenfalls gemessen wurden Kokain-, MDMA- und Methamphetamin-Rückstände. Beim Kokain- und MDMA-Konsum liegt Saarbrücken im europäischen Mittelfeld, Meth hingegen wurde so wenig gemessen, dass die Forscher den Wert nicht einmal aufgenommen haben.
Beim Amphetamin-Konsum aber hängte die saarländische Stadt nicht nur alle deutschen, sondern auch einen Großteil der getesteten europäischen Städte ab: Europaweit landete Saarbrücken auf dem dritten Platz. Mehr Amphetamine konsumierten im vergangenen Jahr nur die Einwohner Eindhovens und Antwerpens mit täglich 271,7 und 268,75 Milligramm pro tausend Einwohnern.
Warum die Saarbrückener offenbar besonders viel Speed ziehen, fand die Studie nicht heraus. Im letzten Jahr seien aber allgemein mehr Amphetamine konsumiert worden, sagen Experten des Münchner Instituts für Therapieforschung, und zwar in ganz Deutschland.
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