Anzeige
Kurt Westergaard: Ich sehe das Ganze wie jeder andere Mensch auch—ich bin sehr bestürzt. Einfach nur schrecklich. In ganz Europa geht ein Welle des Schocks durch die Gesellschaft.Gibt es Ihrer Meinung nach in letzter Zeit eine Eskalation der Angriffe auf die Meinungsfreiheit?
Ein solches Ereignis ist jedes Mal eine Eskalation. Natürlich hat das Ganze auch schlimme Folgen, da sich so jeder Mensch seiner Selbstzensur bewusst wird.Wie steht es um Ihre eigenen Zeichnungen? Hat sich Ihre Meinung darüber irgendwie geändert?
Nein, ich glaube nicht. Jetzt ist es wichtig, keinen Schritt zurück zu machen. Wir dürfen uns von dieser grotesken Situation nicht beeinflussen lassen und denken, dass es jetzt zu gefährlich ist, über den Islam zu schreiben oder dazu etwas zu zeichnen. Jedes Mal, wenn so etwas passiert, ist das natürlich ein großer Schock, aber zum Glück lassen sich meiner Meinung nach weder die Leute noch die Presse unterkriegen. Das Schlimmste von alledem sind die negativen Folgen für die Integration.Stichwort Integration: Rechtsextreme haben Ihre Mohammed-Karikaturen benutzt und in einem komplett anderen Kontext dargestellt. Was denken Sie darüber?
Das sind meine Zeichnungen. Es ist schon ein komisches Gefühl, dass die Rechten sie für ihre Zwecke missbrauchen. Das Ganze ist natürlich illegal und ich kann sie deswegen vor Gericht bringen. Zur Zeit muss ich aber einfach damit leben.OK. Kommen wir zur letzten Frage. Hat das Attentat von Paris für Sie persönlich etwas verändert?
Seitdem ich meine Karikaturen angefertigt habe, werde ich ständig bedroht und das macht mich sehr wütend. Diese Wut hilft mir dabei, die Angst vor einem Angriff zu überwinden. Mental gesehen ist das meine Art, damit umzugehen.