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Wir haben mit dem Zeichner der dänischen Mohammed-Karikaturen gesprochen

Kurt Westergaard hat uns seine Sicht zu dem Attentat von Paris dargelegt und erzählt, wie es ist, von Rechtsextremen instrumentalisiert zu werden.

Eine Zeichnung von Kurt Westergaard. Illustration: Cei Willis

Der dänische Comiczeichner Kurt Westergaard weiß ganz genau, wie es sich anfühlt, wenn es Extremisten auf einen abgesehen haben. 2006 fertigte er eine Zeichnung für die dänische Zeitung Jyllands-Posten an, die den Propheten Mohammed mit einer Bombe als Turban zeigt. Die Reaktionen darauf fielen sehr heftig aus und es kam auf der ganzen Welt zu Protesten. Seitdem bekommt Westergaard ständig Morddrohungen, wurde schon bei sich zu Hause von islamischen Extremisten angegriffen und steht auch heute noch rund um die Uhr unter Polizeischutz. Aber da hört es noch nicht auf: Rechtsextreme haben seine Mohammed-Karikaturen übernommen und benutzen sie als Rechtfertigung für ihr Weltbild, in dem der Islam so abscheulich und gewalttätig ist.

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Aufgrund des schrecklichen Attentats auf das französische Satire-Magazin Charlie Hebdo haben wir mit Westergaard telefoniert und mit ihm über die Zwischenfälle von Paris gesprochen.

VICE: Wie sehen Sie die tragischen Ereignisse, die letzte Woche in der Redaktion von Charlie Hebdo passiert sind?
Kurt Westergaard: Ich sehe das Ganze wie jeder andere Mensch auch—ich bin sehr bestürzt. Einfach nur schrecklich. In ganz Europa geht ein Welle des Schocks durch die Gesellschaft.

Gibt es Ihrer Meinung nach in letzter Zeit eine Eskalation der Angriffe auf die Meinungsfreiheit?
Ein solches Ereignis ist jedes Mal eine Eskalation. Natürlich hat das Ganze auch schlimme Folgen, da sich so jeder Mensch seiner Selbstzensur bewusst wird.

Wie steht es um Ihre eigenen Zeichnungen? Hat sich Ihre Meinung darüber irgendwie geändert?
Nein, ich glaube nicht. Jetzt ist es wichtig, keinen Schritt zurück zu machen. Wir dürfen uns von dieser grotesken Situation nicht beeinflussen lassen und denken, dass es jetzt zu gefährlich ist, über den Islam zu schreiben oder dazu etwas zu zeichnen. Jedes Mal, wenn so etwas passiert, ist das natürlich ein großer Schock, aber zum Glück lassen sich meiner Meinung nach weder die Leute noch die Presse unterkriegen. Das Schlimmste von alledem sind die negativen Folgen für die Integration.

Stichwort Integration: Rechtsextreme haben Ihre Mohammed-Karikaturen benutzt und in einem komplett anderen Kontext dargestellt. Was denken Sie darüber?
Das sind meine Zeichnungen. Es ist schon ein komisches Gefühl, dass die Rechten sie für ihre Zwecke missbrauchen. Das Ganze ist natürlich illegal und ich kann sie deswegen vor Gericht bringen. Zur Zeit muss ich aber einfach damit leben.

OK. Kommen wir zur letzten Frage. Hat das Attentat von Paris für Sie persönlich etwas verändert?
Seitdem ich meine Karikaturen angefertigt habe, werde ich ständig bedroht und das macht mich sehr wütend. Diese Wut hilft mir dabei, die Angst vor einem Angriff zu überwinden. Mental gesehen ist das meine Art, damit umzugehen.