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Ein Künstlerkollektiv in Hannover gibt jedem ein Freibier aus, der nicht AfD wählt

Und wer sich beeilt, kann noch einen Fünf-Euro-Schein abgreifen, der auf der Bierkiste klebt.

Foto mit freundlicher Genehmigung des Künstlerkollektivs Schuppen 68

Nein, nicht alle AfD-Wähler sind arbeitslos und nicht alle Arbeitslosen trinken Bier. Die Schnittmengen von den jeweiligen Personengruppen sind trotzdem da und gewiss um ein Vielfaches größer als zwischen Menschen, die die FDP wählen, und jenen, die auf Mallorca Sangria aus Kübeln trinken und auf der Schinkenstraße "Das sind doch keine 20 Zentimeter" grölen.

So war die AfD bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern in der Gruppe der Arbeitslosen bereits die stärkste Partei. Um diesen Tatbestand weiß auch das Künstlerkollektiv Schuppen 68. Deshalb wählten sie den Hannoveraner Ortsteil Linden-Süd für ihre Aktion aus, "weil e(r) als sozialer Brennpunkt gilt. Es ist das Viertel mit der vierthöchsten Arbeitslosenquote in Hannover", so Klaus-Dieter Gleitze, Kurator der Intervention Freibier zur Kommunalwahl.

Zeitig vor den Kommunalwahlen in Niedersachsen am 11. September stellt nämlich die Künstlervereinigung eine Kiste Bier vor dem Wahllokal in der Ricklinger Straße auf, aus der sich alle, die nicht AfD wählen, ein Freibier nehmen können. Und damit nicht genug: An die Kiste klebten die Künstler Fünf-Euro-Scheine, "die mit echten Gedanken zur AfD beschriftet sind. Jeder Schein ist als Unikat ein Kunstwerk und kann von Kunstliebhabern mitgenommen werden."

In der Pressemitteilung der Künstlerkollektivs erklärt Klaus-Dieter Gleitze weiter: "Die Intervention 'Freibier zur Kommunalwahl' ist ein kreativer Versuch, mit Scherz, Satire, Ironie und tieferer Bedeutung eine kleine Erzählung zu inszenieren. Ein flüchtiges Bild für einen Tag in der Stadtöffentlichkeit sagt vielleicht mehr als 10 dauererigierte moralische Mittelfinger. (…) Außerdem wohne ich da um die Ecke und der Anfahrtsweg ist nicht so weit."

Vielleicht macht diese Strategie gegen die AfD auch in anderen Bundesländern Schule und entpuppt sich als einzig effizientes Mittel, die Rechtspopulisten und ihren Vormarsch bei den Wahlen zu stoppen. Die Kunst besiegt die AfD, während Presse, Politik und Vorzeigedemokraten versagen. Und wenn Bier als Lockmittel bei der potenziellen AfD-Wählerschaft nur bedingt funktionieren sollte, könnte man die Aktion mit anderen Lockmitteln ausstatten, einem Eimer HB-Tabak, einer Zigarettenstopfmaschine und zwei Flaschen Fernet-Branca. Die Ausgaben hierfür wären auf Bundesebene immer noch geringer als die Beträge, die die zukünftigen AfD-Parlamentarier Deutschland kosten würden.