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Die längste Wahl der Welt

Hier seht ihr noch mal das Zeitraffer-Video unseres "Klebergate"-Live-Streams

Vermutlich wird die Bundespräsidentenwahl noch bis 2049 dauern. Schuld ist jetzt das "Klebergate" um die Wahlkarten. Wir haben den Live-Stream inzwischen beendet und zusammengefasst.

Collage von VICE Media

Österreich im Jahr 2049: Das Land ist nur noch von 10.000 Menschen bevölkert und die letzten VdB- und Hofer-Plakate blättern langsam von den sandigen Ruinen früherer Hausmauern. Eine Drohne scannt die Straßen nach Lebenszeichen und sobald ihr Bewegungsmelder anspringt, spielt sie ihre letzte einprogrammierte Nachricht ab: "Kommen Sie! Wählen Sie! Neue Woche, neue Wahl! Das Spiel geht in die nächste Runde!" In der Ferne heult ein Wolf. Wasser ist knapp, weil die UN eine Quarantäne-Glocke über Österreich abgeworfen hat.

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Über die Bundespräsidentschaftswahl 2016 wird nicht mehr gesprochen, aber sie hat vieles verändert. Das Ereignis ist inzwischen nur noch unter dem mythischen Namen "Das Große Bösbös" bekannt. Auch der Ausdruck "Kleber schnüffeln" hat mittlerweile eine neue Bedeutung: Die Phrase steht für "eine Prise Realität inhalieren und einsehen, dass Österreich kollektiv zu dumm für Wahlen ist und zurecht von der Völkergemeinschaft ausgeschlossen wurde (kann mir bitte jemand den Kleber reichen?)".

Das klingt vielleicht nach Mad Max, aber seit dem Klebergate und der vermeintlichen Wahlverschiebung auf Dezember ist es längst nicht mehr das absurdeste Szenario. Oder wer von euch hätte noch Anfang 2016 folgende Aussage für möglich gehalten:

"Hallo, ich stamme aus der Zukunft, genauer gesagt aus dem September 2016, und ich bin gekommen, um euch zu sagen, dass die Stichwahl um das Amt des Bundespräsidenten zwischen dem freiheitlichen und dem grünen Kandidaten stattfinden wird. Kein Scheiß. Dann werden beide zirka 50 Prozent der Stimmen bekommen, aber Van der Bellen knapp gewinnen. Als nächstes wird die FPÖ die Wahl anfechten, der Verfassungsgerichtshof wird dem Antrag stattgeben und bei der Wiederholung werden die Wahlkarten aufgehen, weil der Kleber nicht hält. Macht's gut, ihr Idioten!"

Mindestens genauso absurd wie ein Österreich, das bis 2049 keinen Präsidenten hat, ist ein Österreich, wo man bei der offiziellen Wahl-Hotline die Empfehlung bekommt, die nichtklebenden Wahlkarten einfach mit einem UHU-Stick erneut zuzukleben, wie dasÖ1 Mittagsjournal am Freitag berichtet. Auch, weil das genau die Art vom österreichischen "Schlendrian" ist, die der Verfassungsgerichtshof mit der Wahlwiederholung aus der Welt schaffen wollte.

Das Innenministerium hat mittlerweile übrigens via Twitter angekündigt, dass das Klebergate "straf-, disziplinar- und dienstrechtliche Ermittlungen gegen den Verantwortlichen nach sich" ziehen wird.

Die Menschen aus dem Jahr 2049 würden darüber nur schmunzeln, sich die spröden Lippen mit den letzten Wasserrationen befeuchten, die es durch die Quarantäne-Abriegelung der UN geschafft haben und sich über die Zeiten wundern, als wir noch dachten, dass es bei Wahlen um politische Einstellungen und Entscheidungen ging.

Markus auf Twitter: @wurstzombie