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Diese Menschen bemalen an Ostern nicht nur Eier, sondern ihren ganzen Körper

Es ist zwar keine Osterzeit, aber wir wollten euch trotzdem unbedingt jetzt von den Cora erzählen: eine indigene Volksgruppe aus Mexiko, die sich an Ostern selbst bemalt und einen heiligen Tanzwettkampf veranstaltet.

Die Cora, oder Náayarite, wie sie sich selbst nennen, sind die indigene Volksgruppe Mexikos, die sich den Spaniern am Längsten widersetzte—erst 1722 wurden sie von den Eroberern besiegt. Viele von ihnen leben noch immer in isolierten Gemeinschaften in den Bergen der Sierra del Nayar. In den abgelegenen Siedlungen, die nur mit dem Flugzeug zu erreichen sind, gibt es weder fließend Wasser noch Strom. Es hat sich nicht viel geändert seit der Zeit vor der Kolonialisierung. Die Cora halten an ihrer eigentümlichen Mischung von Katholizismus und Animismus fest, die sich auch in ihrer einzigartigen Tradition, das Osterfest zu feiern, zeigt. Ich habe diese Porträts während der Judea Cora—ihrer Version der katholischen Heiligen Woche—in San Juan Bautista, einem kleinen Ort im Bundesstaat Nayarit, aufgenommen. In dieser Zeit begehen die Cora einerseits Rituale, bei denen sie körperlich Buße tun und die dem katholischen Fasten ähneln. Andererseits feiern sie jedoch auch ganztägige Feste, die eine kosmische Schlacht symbolisieren, bei der das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht, und mit denen gleichzeitig Tod und Auferstehung von Jesus Christus dargestellt werden. Es ist ziemlich verwirrend, aber soweit ich verstanden habe, fangen die wesentlichen Rituale nachts am Aschermittwoch damit an, dass einige Cora ihre Körper mit Farben bemalen, die aus verbranntem und gemahlenem Getreide hergestellt werden. Sie stellen die Juden und Römer dar und führen einen Tanz auf, der für das „Erwachen des Bösen“ steht. Am Donnerstagmorgen fasten die Tänzer der vergangenen Nacht und ziehen durch den Ort, um daran zu erinnern, wie die Römer nach Christus suchten. Nachmittags bemalt sich dann eine weitere Gruppe von Tänzern ganz in weiß—sie sollen die Apostel Jesu darstellen. Dann treffen sich die beiden Gruppen im Zentrum des Dorfes zu einem Festakt—die „Juden“ essen, während die „Apostel“ bis zum Einbruch der Nacht tanzen und anschließend nach einem separaten Essen nach Hause gehen. In der Abenddämmerung fangen die Juden dann an zu tanzen, bis sie sich etwa gegen Mitternacht aufmachen, um Getreide zu „stehlen“. (In Wirklichkeit segnen sie die Ernte eines Bauern, der ihnen im Gegenzug das Getreide schenkt.) Dieses Jahr verließen die Juden das Dorfzentrum um etwa 1 Uhr nachts und kamen um 6 Uhr morgens mit Säcken voller Getreide zurück. Auch weitere biblische Gestalten wie die Pharisäer sowie andere Figuren aus den traditionellen Mythen der Cora spielen während der Festlichkeiten eine Rolle. Ich war beeindruckt von der Hingabe und der Detailgenauigkeit, mit der die Cora ihre Körper bemalen und ihre Säbel und Kronen kunstvoll schmücken. Keiner gleicht dem anderen und alle Teilnehmer, selbst die jüngsten Tänzer, fertigen ihren Körperschmuck selbst an. Man hat mir erklärt, dass all das eine Schlacht im spirituellen Königreich darstellen soll, die erst dann beigelegt wird, wenn eine Gestalt, die sowohl Jesus als auch die Sonne symbolisiert, aufersteht und die Juden bestraft, die für ihre Sünde Buße tun. Die Cora haben versucht, mir ihre Rituale genau zu erklären, es fiel mir jedoch schwer, sie zu verstehen, da die Erwachsenen, die sie am besten kennen, ausschließlich die Sprache der Cora beherrschen. Ich glaube jedoch, dass die Porträts letztendlich für sich selbst sprechen.

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