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Popkultur

Anbiedernd und bittersüß: die schlimmsten Zach Braff'schen Indie-Filme der Welt

Es scheint, als hätte Braff in den vergangenen zehn Jahren nichts gelernt.

In gut zwei Wochen kommt Zach Braffs neuer Film Wish I Was Here in die österreichischen Kinos. Die Produktion des Streifens wurde zum Teil mit über 2 Millionen Dollar aus einer Kickstarter-Kampagne finanziert. Story-mäßig bewegt man sich immer noch im gleichen Fahrwasser wie damals bei Garden State, dem Debut des Stars aus Scrubs: eine Mischung aus Indie-Mixtape-Ernsthaftigkeit und schrägem Humor. Beim Sundance-Filmfestival von 2004 war Garden State noch ein Hit, aber inzwischen können Kritiker dem Film nichts mehr abgewinnen und hacken nur zu gerne auf dessen jugendhafter Selbstsüchtigkeit und dem überzogenem Angstgefühl eines weißen, männlichen Mitglieds der Mittelklasse herum.

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Es scheint, als hätte Braff in den vergangenen zehn Jahren nichts gelernt.

Allerdings hat Garden State auch seine Spuren hinterlassen (wie es auch in diesem Vulture-Artikel von Jesse David Fox beschrieben wird), denn er hat schließlich dabei geholfen, ein Genre zu definieren, in dem sich Regisseure ganz selbstbewusst als „indie" bezeichnen können. Im Zuge der baldigen Veröffentlichung von Wish I Was Here hielten wir es für angebracht, uns einige dieser beständigen Indie-Streifen genauer anzusehen und die Frage zu stellen, welcher dieser Filme uns am meisten auf die Nerven geht.

Garden State (2004)
Folgende Szene wird von der Schar der Gegner des Films am häufigsten als Grund ihrer Antipathie genannt: Natalie Portman, die die Rolle des süßen, aber manischen Mädchens übernimmt, erzählt Braff, dass ein Lied der Band The Shins „sein Leben verändern wird." Wir glauben aber, dass Garden States unübertroffener Moment des Fremdschams dann kommt, wenn Braff, Portman und dieser völlig belanglose Typ in den „unendlich tiefen Abgrund" eines Steinbruchs schreien. Das Ganze soll anscheinend eine Metapher für die scheinbare Unfähigkeit von gut situierten Amerikanern sein, ihre Gefühle und so weiter auszudrücken. Wir möchten kotzen.

Hey Leute, so werden eure Probleme auch nicht gelöst, es handelt sich nämlich nur um einen Steinbruch.

Ich und Du und Alle, die wir kennen (2005)
Der total wütend machende Debutfilm von Miranda July—die liberale Phoebe aus Friends mit einem Abschluss in Performance-Kunst—beinhaltet ein paar der schlimmste Dialoge alle Zeiten. Irgendwie scheint im amerikanischen Denkapparat verankert zu sein, dass es OK ist, wie ein neurotisches Kleinkind mit hohem IQ zu reden—vielleicht die Folge von dem ganzen New-Age-Geschwätz und zu viel Psychotherapien. Es ist auf jeden Fall nicht OK. Im Gegenteil, das ist genau die Scheiße, die zu dieser einlullenden und „hippen" Werbesprache und zu solchen TV-Werbespots geführt hat. Vielen Dank, Miranda July. Vielen Dank, dass du uns das eingebrockt hast.

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Gigantic (2008)
Dieser Film versetzt einen wirklich in Rage. Ein Kritiker hat sogar tatsächlich geschrieben, dass er ihn „verprügeln" möchte. Die Hauptrolle in dem Flop des Genres der romantischen Komödien spielt Paul Dano—er ist hier ein Matratzenverkäufer, der davon träumt, ein chinesisches Baby zu adoptieren. Wenn er nicht gerade am Rumnuscheln ist, wird er dauernd von Zach Galifianakis angegriffen. Er kommt schließlich mit einer offenherzigen, jungen Frau namens Harriet Lolly zusammen, die von—haltet euch fest—Zooey Deschanel gespielt wird. Ausschlaggebender Punkt ist dabei die obige Szene, die vor knisternder Erotik nur so strotzt. Mal ernsthaft, wer finanziert so einen Scheiß?

Elizabethtown (2005)
Cameron Crowes erster großer Misserfolg brachte unbeabsichtigt die beiden lästigsten Schauspieler der Welt zusammen: Orlando Bloom und Kirsten Dunst. Sie spielt hier eine niedliche Flugbegleiterin, die eine kuschelige, rote Beanie-Mütze trägt, die genauso gut eine verdammte Baskenmütze sein könnte. Crowe ist noch nie davor zurückgeschreckt, ein bisschen guten alten Kitsch in seine Filme einzubauen, aber wenn man sich die obige Szene ganz unabhängig von Elizabethtown ansieht, dann kann man sich schon mal fragen, ob er beim Schreiben der Dialoge noch ganz bei Sinnen war. Als zusätzlichen Bonus werfen sich die Protagonisten im Film ein paar langanhaltende, schmachtende Blicke zu, die selbst für diese ganzen Reality-TV-Serien aus dem Vorabendprogramm zu übertrieben wären.

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Little Miss Sunshine (2006)
ROAD TRIP! Diese zwei Worte sind schon Vorboten für das Grauen, das dir ein Indie-Film mit diesem Thema bereiten wird. Wir persönlich haben nie den Zusammenhang zwischen Autofahren und dem Lernen von „Lektionen fürs Leben" verstanden. Das liegt vielleicht daran, dass wir damit eher verstopfte Straßen, Kreisverkehre und siffige Autobahn-Toiletten verbinden. In Amerika wird man anscheinend schon allein durch das Lösen der Handbremse zu einem weiseren Menschen. Little Miss Sunshine bildet keine Ausnahme des Genres: Beim Sundance Film Festival wurde der Film zwar sogar mit Standing Ovations gewürdigt, aber auch hier bleiben einige weit verbreitete Indie-Film-Krankheiten nicht aus.

Schau dir nur mal die Hauptcharaktere an: ein aalglatter Motivationsredner mit zwei Kindern, seine total nervöse Frau und sein Vater, der im Zweiten Weltkrieg gedient hat und gerade erst wegen Kokainkonsum aus seinem Altenheim geflogen ist—warum auch sonst? Dann sind da noch die Kinder: ein launischer Teenager, der sich einem Schweigegelübde unterworfen hat, und seine jüngere Schwester, die an einem Kinder-Schönheitswettbewerb teilnimmt. Schließlich gibt es auch noch den Bruder der Ehefrau: ein schwuler, selbstmordgefährdeter Anhänger der Schule von Marcel Proust. Gespielt wird er dabei von Steve Carell. Wenn man da jetzt noch einen ängstlichen Hund hinzufügt, dann kommt so ziemlich die typische, schrullige Familie eines jeden modernen Indie-Films heraus.

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(500) Days of Summer (2008)
Zugegeben, (500) Days of Summer ist eine Art Gegenentwurf zu der Vorstellung der wahnsinnigen Traumfrau und zu der Idee, dass allein das Treffen besagter Frau—ein Fan von The Smiths—die Universallösung für all deine Probleme darstellt. Das heißt jetzt aber nicht, dass der Film dich nicht trotzdem auf die Palme bringt. Besonders nervig ist dabei die obige Szene. Hier gibt Joseph Gordon-Levitt in einem Pullunder beim Karaoke ein Pixies-Lied zum Besten und Zooey Deschanel jubelt ihm dabei von der Seite aus zu. Zum Davonlaufen.

Lars und die Frauen (2007)
Jeder liebt Ryan Gosling, aber für Lars und die Frauen kann ihm wirklich nur Gott verzeihen. In dieser Schnulze geht es um die Einwohner einer Kleinstadt, die einen sozial unfähigen Mann ins Herz schließen, nachdem er Gefühle für Sexpuppe entwickelt. So etwas hätte damals auch aus der Feder von Frank Capra stammen können—wenn er schreckliche Indie-Filme über Männer gedreht hätte, die Gefühle für Sexpuppen entwickeln.

Die schlimmste Szene? Wie wäre es mit Folgender: Gosling bricht bei einem romantischen Tanz fast in Tränen aus, während ein anderer Typ die in einem Rollstuhl sitzende Puppe herumwirbelt. Vielleicht ist er kurz vorm Heulen, weil ihm klar wurde, in was für einem entsetzlichen Film er da mitspielt.

Nick und Norah – Soundtrack einer Nacht (2008)
Seit die Filmmusik von Garden State Platin-Status erreicht hat, sind Indie-Soundtracks zu einem niedlichen Marketing-Werkzeug geworden. Aber das Ganze zur Grundlage eines kompletten Films machen? Meine Herren, das ist noch mal ein ganz anderes Level. Die wohl grausamste Szene dieser romantischen Komödie für Hipster ist die obige Verführung im Michael-Cera-Stil: Sein Charakter Nick hat durch den gemeinsamen Musikgeschmack eine Verbindung zu Norah (Kat Dennings) aufgebaut und die beiden landen in den legendären New Yorker Electric Lady-Musikstudios. Dort murmelt er sich ganz selbstironisch in Norahs Unterwäsche und anschließend sieht man nur noch eine Sound-Anzeige, die bei ihrem Gestöhne wie wild aufleuchtet. Einfach nur falsch.

Wish I Was Here (2014)
Normalerweise sind wir keine Befürworter der Wiedereinführung der Wehrpflicht. Wenn man jedoch zwei Stunden lang von Aidan Bloom zugelabert wird, dann fällt es einem schwer, diesen Standpunkt weiterhin zu vertreten, denn ein wenig Disziplin hätte hier sicher Wunder gewirkt. Bloom ist der von Zach Braff gespielte Protagonist von Wish I Was Here—ein Narzisst, der nur psychoanalytisches Zeug und wehmütigen Scheiß von sich geben kann. In der obigen Szene nimmt Bloom seine nervig altklugen Kinder mit auf einen Road-Trip an den Ort, wo er seine letzte „Offenbarung" erlebt hat. Ein solches Wort sollte kein Vater dieser Welt jemals vor seinem Nachwuchs benutzen.