Die Bewohner der Vereinigten Staaten von Trump

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Die Bewohner der Vereinigten Staaten von Trump

Sie tragen Krawatten, wenn sie sich am Samstagmorgen in einer Bar namens Sam's Place treffen, und sie dekorieren ihre Häuser mit Plüschtigern und antiken Schwertern oder sammeln Fotos vom Dalai Lama und Yoda.

Wer sind Donald Trumps Unterstützer eigentlich?

Die Fotografin Simone Lueck, die aus Minnesota stammt und in Brooklyn lebt, wollte sie finden. Also setzte sie sich in einen Greyhound-Bus und fuhr in den Süden des Bundesstaats New York. Nahe der Grenze zu Pennsylvania liegt Binghamton, eine Kleinstadt mit einem hohen Prozentsatz an Trump-Unterstützern. Die Protagonisten für diese Fotoreihe fand sie, indem sie eine Anzeige in einer Lokalzeitung schaltete, die selbst schon als eine Art Nachricht aufgegriffen wurde („Lokale Trump-Unterstützer für Fotografie-Projekt gesucht" hieß es in einer Schlagzeile).

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In Luecks komplexen Fotos zeigen uns Trumps Unterstützerinnen und Unterstützer nicht das, was wir erwarten. Wir sehen Flo, eine 90-jährige Frau mit Hornbrille und Tweedhose, einer ambivalenten Geste, einer majestätisch gewellten Frisur und verirrten Haaren auf ihrer Strickjacke. „Ich finde es immer noch sehr verwirrend, dass es jüdische Republikaner gibt", sagt Lueck über Flo. Die Seniorin verwirrte Lueck noch weiter, indem sie sie bat, dem Kandidaten eine Nachricht zu überbringen, und sicherte sich einen Platz im Herzen der Fotografin, indem sie die beiden mit ihrem Auto zum kunstvollen stillgelegten Bahnhof von Binghamton fuhr. Flo klagte darüber, dass Binghamton (46.000 Einwohner) kein Kaufhaus mehr hat, während es früher drei Stück gab. Damals war die Stadt noch ein Produktionszentrum für Zigarren, Computer, Schuhe und Flugsimulatoren, doch das Ende des Kalten Kriegs kostete Binghamton die lukrativen Verträge der Verteidigungsindustrie.

Luecks Fotos zeigen diesen Verfall, doch gleichzeitig fangen sie eine Art Optimismus ein—ein Wort, das nicht oft im selben Atemzug wie der Name Trump genannt wird. Die Bilder beweisen, dass Trumps Leute keine homogene Masse sind, sondern aus Individuen besteht: Sie tragen Krawatten, wenn sie sich am Samstagmorgen in einer Bar namens Sam's Place treffen, und sie dekorieren ihre Häuser mit Plüschtigern und antiken Schwertern oder sammeln Fotos vom Dalai Lama und Yoda.

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Artikel von Eric Konigsberg. Hier die Fotos von Simone Lueck: