​'Adventure Time' wäre die allerbeste Religion
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Popkultur

​'Adventure Time' wäre die allerbeste Religion

Finn ist Jesus, Jake ist Gott, Männer und Frauen sind gleich. Warum eine animierte Serie mehr Spiritualität und Lebensbeistand bietet, als jede andere Glaubensrichtung.

Ich bin (erst) letztes Jahr aus der katholischen Kirche ausgetreten und wie viele Menschen, die sich von einer großen Glaubensideologie losgesagt haben, suche ich meinen inneren Frieden und Seelenheil nun in Ersatzreligionen.

Während andere in die Sphären von Lichtnahrung oder Schamanismus hineingeraten, ist die animierte Serie Adventure Time zum Mittelpunkt meines spirituellen Lebens geworden. Durch sie habe ich neue Perspektiven bekommen, diese scheißgeile Welt zu betrachten, hab das Potential von unendlicher Fantasie gespürt und gelernt, ein bisschen netter und auf Augenhöhe mit meinen Mitmenschen umzugehen. Der Firmunterricht war da nicht so hilfreich.

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Falls ihr jetzt aber noch nie von Adventure Time gehört habt und euch meine fanatische Verherrlichung wundert, nein, ich bin nicht der Charlie Manson einer komisch gezeichneten Trickfilmsekte. Ich bin lediglich ein sehr großer Fan von zwei Abenteurern aus dem Land of Ooo.

Genesis

Finn ist ein überdrehter Teenager mit Schwert, Rucksack, ein bisschen ADHS und der ikonischen Eisbäröhrchenhaube, die wahrscheinlich auf jeder Nerd-Convention des Planeten unzählige Köpfe ziert. Sein Bruder heißt Jake, ist gleichzeitig sein bester Freund sowie ein sprechender Mops—mit der Superkraft, seinen Körper in enormen Ausmaßen verformen zu können, ähnlich wie Mister Fantastic.

Die Prämisse der Jagd nach Abenteuern, Monstern und Schätzen klingt jetzt vielleicht simpel, aber ist in ihrer Ausführung das genaue Gegenteil. Jede Folge ist vollgepumpt mit witzigen Charaktermomenten, komplexen Gedankenspielen, smarten Twists und einer feinen Verzweigung von Handlungsbögen. Nach einer Folge Adventure Time glaubt man inhaltlich einen Schinken wie Apokalypse Now geschluckt zu haben und nicht ein nur elfminütiges Kurzformat auf Cartoon Network.

Dementsprechend reich ist die Mythologie, die Pendleton Ward 2010 mit Adventure Time losgetreten hat, und kann durchaus mit Dragon Ball oder anderen 30 Jahre laufenden Animes mithalten. Man könnte ein ganzes Buch damit füllen—Moment, das gibt es ja sogar, und zwar als Enzyklopädie über das Land of Ooo und dessen Einwohner! Also eine heilige Schrift hätten wir schon.

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Was besonders heraussticht, ist die Art wie Finn, Jake und der ganze Rest des Zuckerl-Königreichs kommunizieren. Keine andere animierte Sendung klingt wie Adventure Time. Die Sprache der Charaktere ist ein Mix aus Einflüssen von urbaner US-Kultur, Hip Hop, gepaart mit Nerd-Lingo und sympathischem—oft gesungenem—Schwachsinn. Manchmal kürzen sie Ausdrücke einfach ab oder betonen sie idiotisch. Jakes Freundin Lady Rainicorn spricht sowieso ausschließlich nicht untertiteltes Koreanisch.

"Poo Brain", "so spice" und verschiedenste Fantasiewörter, die "Fuck" und "Shit" ersetzen, schmücken die genialen und höchst unkonventionellen Dialoge. Ein Grund für das auffallend organische und eingängige Gesprochene ist wohl die Tatsache, dass alle Synchron-Sprecher bei der Aufnahme ihrer Texte zusammen in einem Raum abhängen—darunter auch Größen wie George Takei oder Lena Dunham.

Diese teils anarchistische Serie ist aber mehr als nur Kicherfutter für überreizte Stoner—darin stimmt auch dieser Artikel aus dem New Yorker mit mir überein. Adventure Time hat eine höchst spannende und genau durchkonzipierte Narration. Auch nach inzwischen 6 Staffeln ist das Format mit jeder Folge originell und experimentierfreudig. Und das, obwohl wir in einer komplett übersättigten Animationswelt voller Freaks leben.

Ren & Stimpy und später natürlich Spongebob haben die Türen des WTF-Zeichentricks weit aufgestoßen und salonfähig gemacht. Adventure Time ist der vollwertige Erbe dieser Punk-Cartoons und hat aber noch einen zusätzlichen Bonus gegenüber den Vorgängern zu bieten—auch wenn Spongebob und der kaputte Ice King vom gleichen Typ, Tom Kenny, gesprochen werden.

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Adventure Time thematisiert nämlich für das Kinderprogramm untypische Dinge wie psychologische Krankheiten, Manipulation, seelische Narben, soziale Störungen, sowie Teenager-Probleme und die Überwindung belastender Traumata bis Ängste. All das wird ernst genommen, wenn auch entfremdet dargestellt.

Pendleton Ward hat viel Privates in diese Serie gepackt, liebt aber letztlich einfach The Simpsons, Dungeons & Dragons und gute Geschichten mit verrückten Kreaturen. Also lasse ich meiner Fantasie einfach freien Lauf, so wie es jede Sekunde von Adventure Time tut, und zähle euch die Säulen meiner Zeichentrick-Liturgie auf und was diese Show besser macht als alle Weltreligionen zusammen.

Bei diesen Geschichten und Gleichnissen kann jede Bibel scheißen gehen

Die vor kurzem zu Ende gegangene 6. Staffel ist, so banal es klingt, einfach irre. Wirklich richtig irre. Nicht "Immer diese Jugendsprache"-irre, sondern "Was bekommt man gegen solche Psychosen verschrieben"-irre.

Obwohl Adventure Time immer noch seine liebenswert unkomplizierten Eigenheiten hat, wie Jakes Fressobsessionen oder Finns übermotivierter Tatendrang, wurden die Geschichten im Lauf dieser Staffel immer verworrener und abgehobener, auch indem stärker auf viele der anderen Figuren eingegangen wurde.

Diesem verstrickten Durcheinander an Kausalitäten, Symbolismen und versteckten Zusammenhängen könnte ein verkiffter Verschwörungstheoretiker sein gesamtes Leben widmen—so wie den Schnecken-Illuminati, die uns in jeder einzelnen Folge zuwinken.

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Lemongrab ist eine geistig schwer verstörte Zitrone, schizophren und ein nervtötend kreischender Antagonist. Er ist das Sinnbild freudlosen Konservativismus, grausamer Ordnung, des Status Quo und irgendwie auch eine Allegorie für cholerisches Spießertum. Aber er wurde geschaffen, so zu sein—soweit Bubblegums kryptischer Kommentar zu ihrer Kreation.

Abgesehen davon, dass er seinen Klonbruder aufgegessen und eine entstellte Untertanenhorde an Zitronenmissgeburten gezüchtet hat, macht er in dieser Staffel in der Folge "The Mountain" eine psychische Metamorphose durch. Er erkennt durch einen absurden Trip mit Ejakulationsmetaphern seine eigene unendliche Essenz, bestehend aus Zitronenfett. Wie Nietzsche bringt er im Affekt Gott um, Matthew, den Gott, der ihn eigentlich erleuchten wollte und der aus seinen eigenen Pilgern zusammengesetzt ist.

Als die Folge mit dem für die Show typischen plötzlichen Schnitt beendet war, saß ich lange mit offenem Mund vor dem Bildschirm. Was für ein wunderbarer Mindfuck über Erleuchtung und spirituelle Scheinheiligkeit, der von Alejandro Jodorowsky stammen oder Kubricks alternative Parabel am Ende von 2001 sein könnte.

Ich dachte mir, dass der Minimalismus der Zeichnungen zum Teil der Schlüssel für ihre Aussagekraft sind: In den simplen, großflächigen Panelen von Adventure Time, die vielleicht nicht ganz zufällig an die Grafik alter Adventures erinnern, findet sich genug Freiraum für Interpretation und Abstraktion. Naturalistische Darstellung lenkt doch eher ab von möglichen Interpretation zwischen den Zeilen. In Punkto Philosophie und allegorischer Erzählstrukturen sehe ich die Zukunft definitiv bei coolen Strichmännchen.

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Die Folge "Rain Water & Walnuts" ist mein absoluter Liebling der aktuellen Staffel. Hier wird ein Gleichnis für Gier und eintöniger Unterhaltungssucht parallel mit einer Geschichte über Zufriedenheit trotz eines unausweichlichen Schicksals kombiniert. Jake freestyle-rappt mit einem Bärchen namens Seven—obwohl er eigentlich seinen echten Namen, BILL, vergessen und ihn nur dann falsch herum als Zahlenreihe 7718 gelesen hat—, der glaubt, bis in alle Ewigkeit ein Loch hinunter zu segeln.

Für mich ist das ein Sinnbild für tödliche Krankheiten, wie Krebs oder ähnliches, oder jedenfalls für eine gesunde Akzeptanz, die man ausweglosen Situationen entgegenbringen sollte. Finn zerstört derweil das monotone, hedonistische Königreich eines gigantischen Herrschers, der ständig frisst. Um das systemkritisch zu deuten, muss man jetzt auch kein paranoider Globalisierungs-Kritiker sein.

Noisey: Die Musik von ,Adventure Time' ist mindestens so genial wie die Serie selbst.****

Ich habe jedenfalls in den mittlerweile genau 200 Folgen der Serie mehr über Freundschaft, moralisches Verhalten und Gut und Böse gelernt, als aus irgendwelchen Bibelgeschichten. Ich frage mich, warum die ersten Staffeln jeweils 26 Folgen hatten, die 5. dann plötzlich 52 und die 6. jetzt wieder 43 Episoden. Ist das ein numerischer Code?! So entstehen also Religionsverschwörungen.

Eine Ideologie fernab von Geschlechtergrenzen

Oft reicht es schon, wenn man sich vornimmt, seine Charaktere stinknormal zu konzipieren—und damit auch fernab von Opferrollen oder übertriebener Girl Power—, um einige wirklich feministische Frauenbilder in die Cartoon-Landschaft einzuführen. Das war jedenfalls die einzige Absicht von Pendleton Ward, als er die vielen weiblichen Figuren in Adventure Time entwarf.

Beinahe alle Frauen im Land Ooo sind Prinzessinnen—entsprechen aber nicht dem kindischen Klischee davon, sondern brechen es auf, wenn sie zu Prinzessinnen-Tagungen fahren und wir Einblicke in ihre Herrscherkonzepte bekommen. Die Frauencharaktere haben Tiefgang, emotionale Probleme und sind alles andere als uniforme Hysterie-Maschinchen mit den immergleichen Eigenschaften. Tatsächlich sind die charakterlichen Attribute der Frauen in Adventure Time geschlechtlich unspezifisch.

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Die Geschlechter sind sogar soweit austauschbar, dass in den "Fiona & Cake"-Folgen alle Männercharaktere in Frauen umgewandelt werden und umgekehrt. Fixe Gender-Identitäten fliegen aus dem Fenster und werden dadurch obsolet gemacht. Gute Geschichten brauchen weder Mu noch Zipfi, nur Individuen und eine Dynamik zwischen ihnen.

Sicher, Bubblegum klingt und sieht aus wie eine eindimensionale Hello Kitty-Persiflage voller Gender-Vorurteile, aber sie stellt sich in vielen Folgen als hochintelligentes—unter anderem Deutsch und Japanisch sprechendes—Staatsoberhaupt mit hoher sozialer Intelligenz und Empathie heraus. Sie ist ein bisschen die ultimative Mutter, die beinahe allen Wesen in Ooo Leben geschenkt hat—rein wissenschaftlich. Gleichzeitig weist sie auch eine emotional distanzierende Instabilität auf.

PB ist ein normaler Nerd in einer absurden Welt. Alleine wenn sie nach dem Aufstehen genüsslich an ihrem Lieblings-T-Shirt schnüffelt—ein Kleidungsstück, dem später eine ganze Episode gewidmet wird—, muss man sie einfach mögen.

Die Vampirkönigin Marceline ist dann eher das coole Kumpelmädchen. Die eine, die in der Schule größer war als du und immer etwas schneller auf den Baum klettern konnte. Und natürlich warst du auch ein bisschen verknallt in sie.

Trotz sadistischer Anwandlungen und ekliger Eigenheiten werden mit Marceline intimste Einblicken in eine hochsensible Figur—und Tochter des Chefs der Unterwelt—geboten. Ihre Daddy Issues sind auch ziemlich lustig, nachvollziehbar und auf den Punkt herausgearbeitet. PB und Marceline waren übrigens mal zusammen!

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Und wenn Finn einer fiesen glatzköpfigen Hexe ins Gesicht schreit, sie sei "crazy ugly", dann ist das keine Untermauerung von falschen Schönheitsidealen, sondern ein sauwitziger Verweis darauf, dass du am Hässlichsten bist, wenn du dich wie Arschloch verhältst. Dazu mehr, wenn wir zu Ice King kommen.

Finn ist Jesus

Es war einmal ein Zwölfjähriger, der wurde von seinem Vater verlassen und von einem Kriminalfälle lösenden Mopspärchen adoptiert. Er musste viele Tränen vergießen und hat wiederholt seinen rechten Arm verloren. Finn ist mitten am Leidensweg … dem eines Mutanten—so wie alle Humanoide in Ooo welche sind, erwähnte Pendleton Ward bei einem Q&A.

Der Schmerz macht ihn aber nur stärker, genau wie jeder Gegner und jede Sinnkrise. Und obwohl er Beziehungsprobleme handhabt wie der Teenager, der er ist, handelt seine Geschichte von Reife. Der mittlerweile Sechszehnjährige überkommt seine Todesängste vor dem Meer, die Komplexe, zu jung für PB zu sein, und die Prügel einer lebendig gewordenen Scheune. Finn wird immer wieder auf(er)stehen.

Die Zeitepochen von Adventure Time scheinen elliptisch zu sein, nicht unähnlich zu (SPOILERS) Battlestar Galactica. In all diesen vorangegangenen Zeitebenen gibt es immer wieder Archetypen von Finn und den anderen Figuren. In einer anderen Timeline, die Finn am Anfang der fünften Adventure Time-Staffel versehentlich generiert, sehen wir ihn zwar anders gezeichnet, aber er bringt seiner Lebenswelt—in der es Ooo nie gab—die gleichen Opfer entgegen. Er ist vollkommen selbstlos, wird immer unser viel geprüfter Erretter sein, unser Messias—nur mit einer Roboterprothese anstatt des rechten Arms.

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Jake ist Gott

Ein gelber Hund mit dem besten Gesicht der Welt und der Fähigkeit, sich in alles zu verwandeln, was er will, hat schon etwas Göttliches. Seine ominöse Herkunft wird in der 6. Staffel wieder etwas genauer erklärt, wirft dabei aber gleichzeitig viele neue Fragen auf. Jake ist jedenfalls ein Schöpfer, kommentiert seine Aussagen mit den übernatürlichen Morph-Künsten und erschafft gesamte Welten.

In der Folge "Everything Jake" aus der 6. Staffel versinkt Jake in seinem eigenen Bauchnabel und steht plötzlich in einer dicht bevölkerten Welt—wobei Einwohner, Stadt und Land alles Teil seines eigenen Körpers sind. Er will diese Zivilisation mit den vielen persönlichkeitsspaltenden Figuren in ihm selbst vor dem Untergang bewahren, wobei er diesen gleichzeitig verursacht. Das repräsentiert für mich irgendwie Selbstreflexion und -zerstörung, und auch irgendwie die Grenzen von Psychotherapie.

Ward meint lustigerweise, dass der klugscheißende Jake an Bill Murrays Rolle in Meatballs angelehnt ist. Das und die Tatsache, dass Jake durch einen Furz in in Finns Brusttasche eine liebende Internetanbetung verzeichnen kann, lassen keinen Zweifel mehr an seiner Göttlichkeit.

Ice King ist der gefallene Engel mit einer sozialen Störung

Die Hölle ist zugefroren. Ice King nervt, aber moralisiert dabei ständig. Der Typ war eigentlich ein Wissenschaftler namens Simon Petrikov und wollte die Welt noch lange vor der Schöpfung des Land of Ooo vor einem Kometen retten. (Auch im Finale der 6. Staffel haben wir diese wiederkehrende Trope der Zerstörung der Welt durch göttliches Himmelsfeuer.)

In der Apokalypse nach dem ersten (?) Einschlag und mit einer magischen Krone aus Skandinavien ausgerüstet, trifft Simon auf das kleine Vampirmädchen Marceline. Die Krone verändert ihn langsam aber sicher und er wird zum geisteskranken, Eis um sich schießenden König des Frosts—und das beim Versuch der Kleinen und der verdammten Menschheit zu helfen.

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Die Krone und das Geheimnis ihrer Mächte sind sein Untergang. Über die Zusammenfassung von Simons Schicksal und Transformation zum Ice King musste ich vor zwei Jahren, verkatert und emotional zerrüttet, heulen wie Finn bei Herzschmerz. Verdammt, es hat mich schon wieder erwischt.

Ich sehe in dem plakativen Zeichentrick-Gegenspieler auch ein Gleichnis: Böses entsteht aus Hilflosigkeit und in Folge auch aus der Unfähigkeit Anschluss zu finden. Es ist ein sich selbst bedingender Kreislauf, wenn du dich für materiellen Besitz, Reichtum und Macht—Sinnbild Krone, duh—entscheidest, bleiben Freunde dabei auf der Strecke.

So wird das Streben nach Liebe und Gemeinschaft zum Fanatismus und man entwickelt immer mehr Distanz zu den Leuten, die man mehr als alles andere um sich haben will. Oder man erweckt einfach Möbel zum Leben und hängt mit Pinguinen ab—die dann auch noch dunkle Lovecraft'sche Geheimidentitäten haben. Wirklich, schaut die 6. Staffel, es ist unglaublich wie die Charaktere ausgebaut werden!

Götter sind auch nur Menschen

Es gibt auch einen weiteren Grund, warum eine Religion rund um Adventure Time, die es vielleicht in rund 1.000 Jahren mal geben könnte, der Hit wäre. Ich kann mich mit den omnipotenten Charakteren der Serie identifizieren—so viel zum gesunden Gottkomplex. Mächtige Mofos, Herrscher über Dimensionen und über das Schicksal von Millionen, spielen hier einfach Banjo, liegen im Whirlpool oder verschenken selbstgemachte Gurkerl.

Cosmic Owl, ist eine prophetische Symbolfigur, die in den Sternen lebt, wo sie zum Bespiel seine Kräfte missbraucht, in Träume einzusteigen, nur um sich in eine Traumprojektion von Gunter, dem Pinguin, zu verlieben und ihr nachzujagen.

Magic Man ist ein verrückter Exil-Marsianer, der auch wegen einer Frau Scheiße baut und letztlich nur wieder zurück zum Mars will. Er erinnert stark an Q aus Star Trek, weil er mit seiner Allmacht so manipulativ und intrigant umgeht. Sein Bruder ist übrigens Glob, ja, DER Glob, mit den drei Gesichtern, der es sogar in den sakralen beziehungsweise sakrilegen Wortschatz der Candy People geschafft hat: "Oh my lumping Glob!"

Screenshots vom Autor und offizielle Stills (c) Turner Broadcasting System Deutschland GmbH

Und dann ist da natürlich noch Prismo, eine Wünsche erfüllende Gottheit, ein spektraler Schatten, der eigentlich von einem schlafenden alten Typen geträumt wird. Er ist trotz allumfassender Macht furchtbar unsicher und scheu wie ein Mathematikgenie in einer Fußballumkleidekabine—aber ich würde mir mit ihm und ein paar Brettspielen sofort die Nacht um die Ohren hauen.

Das erinnert alles vielleicht ein bisschen an griechische Mythen, deren Götter auch überstilisiert menschliche Eigenschaften hatten. Party God ist aber besser als eine Million Dionysose. Wenn ich jedenfalls schon an eine übernatürliche Macht in meinem Leben glaube, dann soll die wenigstens auch manchmal schwach sein, fressgeil, eifersüchtig oder grantig—aber vor allem sollte sie beatboxen und wabbelig tanzen können.

Wir hatten letztes Jahr einen 16-jährigen Jungen—im selben Alter wie Finn mittlerweile—bei uns in der Redaktion, der mit Asperger-Syndrom und Dyskalkulie diagnostiziert wurde. Zu meiner Begeisterung für Adventure Time meinte er nur abfällig, dass die Serie schon uralt sei. Das stimmt vielleicht. Die Serie ist, so Glob will, bald in der 7. Staffel und damit nicht mehr neu im Sinne von "startet gerade auf Netflix". Aber was soll's. Ich bin schließlich auch uralt! Und mit mir ist vor allem auch mein "Kindischsein" älter geworden und ich freue mich über das Stück religiöser Infantilität in meinem Leben.

Was, wenn ich irgendwann mal nicht mehr über animierte Verrücktheiten wie Jakes "Bacon Pancakes" und "Everything Burrito" lachen oder sinnieren kann? Ich will gar nicht daran denken. Tyler, The Creator und ich lieben Adventure Time einfach weiter bedingungslos. Arbeitet euch mal einfach durch diese Liste voller Fun Facts über die Serie. Wenn ihr dann immer noch nicht überzeugt seid von ihrer heiligen Perfektion, Bravest Warriors ist auch ziemlich cool! Real Talk over, Amen.

Josef auf Twitter: @theZeffo