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Wir haben einen schwulen Neonazi aus Russland interviewt

Es gibt sie doch: schwule Nazis. Wir haben uns mit einem Mitglied der russischen Neonazi-Gruppierung Gay Aryan Skinheads (GASH) unterhalten, die es sich zum Ziel gesetzt hat, für die Reinheit des Blutes, weiße Hautfarbe und schöne Menschen zu kämpfen.

Ein Foto von VK-Seite der Gay Aryan Skinheads (GASH)

Vor ein paar Wochen interviewte ich jemanden aus der Neonazi-Szene in Malaysia. Das gesamte Konzept der malaiischen Neonazis war verwirrend, weil ein sehr großer Teil der Nazi-Masche daraus besteht, alle Menschen zu hassen, die nicht weiß sind. Und Menschen aus Malaysia sind nun mal nicht weiß. Wie auch immer. Es stellte sich heraus, dass die strenge Nazi-Ideologie in dem Fall kein Problem darstellte, und dass malaiische Nazis „Sieg Heil“ rufen und Hakenkreuze tragen können, auch wenn sie keine Arier sind—einfach weil sie Immigranten hassen, oder so ähnlich.

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Eine weitere Neonazi-Gruppe, die sich nicht an Hitlers Richtlinien, wen man hassen soll und wen nicht, hält, ist die russische Schwulen-Neonazi-Bewegung. Schließlich wurden im Dritten Reich etwa 50.000 Männer wegen ihrer Homosexualität verurteilt und zwischen 10.000 bis 15.000 in Konzentrationslager gesteckt.

Ähnlich wie bei den Malaien sind historische Details, wie gnadenlose Verfolgung und der grausame Völkermord, offenbar auch bei den Russen in Vergessenheit geraten. Die erste Gruppe, die das betrifft und mit der ich in Berührung kam, ist die Homosexuelle Union Russischer Patrioten, deren Mitglieder bizarre Theorien darüber in die Welt setzen, dass nur homosexuelle Männer echte russische Patrioten sein können. Ich erfuhr auch, dass es da noch eine andere Gruppe namens Schwule Arische Nationalsozialisten gibt. Und eine, die sich GASH—„Gay Arian Skinheads“—nennt. Die letzte klang am besten, also spürte ich ein Mitglied, Balu, auf VK.com—dem russischen Facebook—auf und führte ein Gespräch mit ihm über die homosexuelle russische Nazi-Szene.

Balu

VICE: Hi Balu. Kannst du mir ein bisschen was über die Ideologie hinter GASH erzählen? 
Balu: Unsere Ideologie besteht darin, den Planeten von schmutzigen Nationalitäten zu säubern. Wir kämpfen für die Reinheit des Blutes, für weiße Hautfarbe und schöne Menschen. Wir akzeptieren keine weißen Jungs oder weißen Mädels, die mit schwarzen Männern rummachen. Es ist widerlich, solche gemischtrassigen Vereinigungen zu beobachten. Warum sein Leben mit solchem Ausschuss verbringen, wenn es gesunde weiße Männer gibt.

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Wie lange existiert GASH schon?
Unsere Bewegung existiert in Russland bereits seit mehr als 20 Jahren. Das ist noch keine lange Zeit, aber wir sind trotzdem gut aufgestellt. Wir hinken manchen Orten in Europa oder in den Staaten etwas hinterher. Aber der weißen Rasse zu Liebe besitzen wir starke Willenskraft und einen ausgeprägten Kampfgeist.

Also gibt es ähnliche Bewegungen auch in Amerika und anderen europäischen Ländern?
Ja, natürlich gibt es die. Sie schlugen uns die Idee vor, nach der wir uns schon lange sehnten. Sie halfen uns, direkter zu handeln und den notwendigen Kurs einzuschlagen.

Das Logo der Gay Aryan National-Socialists

Ist GASH die einzige schwule rassistische Gruppierung in Russland, mit der du zu tun hast?
Derzeit ist es die meistverbreitete Bewegung unter homosexuellen Nazis. Tatsache ist, dass die Mehrheit der homosexuellen Skinheads sich GASH zwar nicht anschließt, aber den gleichen Weg der Einflussnahme geht. Sie mögen aber die Aufmerksamkeit nicht so sehr. In unserer Subkultur mögen wir überhaupt keine übermäßige Aufmerksamkeit. Aber wir wollen, dass jeder weiß, wer wir sind und wofür wir kämpfen.

Bestehen irgendwelche Verbindungen zu anderen homosexuellen Gruppierungen?
Ja, wir kooperieren gelegentlich mit normalen homosexuellen Gemeinschaften. Manchmal finden wir sie auch scheiße. Weil jede unserer Aktionen zu einem Ergebnis führt, und die Aktionen der normal homosexuellen Gemeinschaften die Situation in Bezug auf Homophobie nur noch verschlimmern.

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Du erachtest die Existenz von GASH also als eine positive Sache für Russland? Und für die Rechte der Homosexuellen?
Wir sehen uns selbst nicht als Helden oder als besonders gute Menschen. Wir haben heftige Methoden, aber sie funktionieren. Wir kämpfen für alle, nicht nur für uns. Wir versuchen, unnötige Menschen, die dieser Welt unwürdig sind, auszulöschen.

Wow, OK. Wie stehst du zu homophoben Nazi-Skinheads?
Nicht alle heterosexuellen Nationalisten sind Homophobe. In vielen Fällen sind sie sogar latent homosexuell. Wir bekämpfen nationalistische Homophobe genauso, wie wir andere Homophobe bekämpfen. Sie sind nichts Besonderes für uns.

Gerätst du in Kämpfe mit homophoben Nazi-Gruppen?
Ja, wir kämpfen gegen Homophobe. Ungeachtet von ihrer Hautfarbe oder ihrer Nationalität. Wir verstehen nicht, warum uns unsere Brüder ablehnen. Schließlich haben wir nichts gegen Heterosexuelle und planen auch nicht, die gesamte Welt zu verschwulen.

Wie viele Mitglieder hat GASH?
Das ist schwer zu sagen. Etwa einer von 50 Nationalisten ist schwul oder sympathisiert mit dieser Bewegung. Die Gruppe, in der ich bin, hat zwischen 1.500 und 1.700 permanente Mitglieder aus Moskau und Umgebung. Dann sind da noch andere Gruppierungen von homosexuellen Nationalisten über ganz Moskau verstreut. Es gibt eine GASH-Gruppe in jedem Bezirk.

Hat GASH auch lesbische Mitglieder?
Manchmal kommen Lesben auf uns zu, aber wir erklären ihnen, dass sie keinen Platz in unseren Reihen haben.

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Was ist mit Transgender-Nazi-Skinheads? Gibt es welche davon?
Transsexuelle gibt es bei uns keine, und ich sehe auch keine Möglichkeit dafür, dass es welche geben könnte.

Warum das denn?
Wir glauben, dass wir uns im Krieg befinden. Und da ist kein Platz für Frauen oder Männer, die sich selbst als Frauen sehen. Die Tatsache, dass der Kampf eine Männersache ist, ist ein wichtiger Bestandteil unserer Ideologie.

Du scheinst viel Wert auf Männlichkeit zu legen. Wie ist deine Sicht auf weniger maskuline schwule Menschen? Werden sie in deiner Gruppe noch akzeptiert?
Das ist eine kontroverse Frage. Ich kann darauf keine eindeutige Antwort geben, da alle Mitglieder als Individuen bewertet werden. Die Person muss bestimmte Eigenschaften haben und an unsere Idee glauben. Er muss verstehen, dass es notwendig sein könnte, sein Leben für die Idee und die Gemeinschaft als Ganzes zu opfern.

OK, welche Eigenschaften sind das auf sexueller Ebene?
Unser Sexualleben besteht zum Großteil aus BDSM—besonders Sadomasochismus. Unsere Brüder beschäftigen sich nicht mit Zärtlichkeiten auf seidener Bettwäsche. Wir üben mannhafte Handlungen aus.

Ja, das hast du bereits gesagt. Ist BDSM eng mit der GASH-Ideologie verknüpft?
Oh ja, sie sind so eng miteinander verbunden wie Feuer und Rauch. Die meisten Nationalisten haben Piercings und tragen traditionelle Springerstiefel und Bluejeans, welche vor langer Zeit zu unserem Fetisch geworden sind. Genauso wie rasierte Köpfe. Unser Geschlechtsverkehr ist von Natur aus hart. Das ist vergleichbar mit primitiver Leidenschaft. Manche von uns haben Sklaven, aber das sind meist keine Nationalisten. Wir betrachten Sex als etwas Heiliges. Das ist vergleichbar mit dem, wie Gläubige Gott betrachten. Sex ist Übertragung von Leidenschaft, Emotionen, Freude und—zu guter Letzt—Abspritzen in den Körper deines Bruders. Wir teilen einander. Das ist ein sehr wichtiger Teil unseres Sexuallebens. Von außen kann es so scheinen, als ob wir mit Sex zu leichtfertig umgehen, aber das ist nicht der Fall. Jede sexuelle Handlung zwischen den Brüdern ist von tiefer Bedeutung. Es ist eine geheime Zeremonie zwischen den Ergebenen.

Wie antwortest du Leuten, die sagen, dass Homosexualität und Nationalsozialismus nicht gerade Bettgenossen sind?
Unsere sexuelle Orientierung hindert uns nicht daran, Nationalisten zu sein. Der Geist des Nationalismus kann, unabhängig davon, in jedem von uns vorhanden sein. In Russland sind die Rechte von Homosexuellen enorm eingeschränkt, und wir können nicht einfach ruhig rumsitzen, wenn eine Person getötet wird, nur weil er homosexuell ist. Viele Leute aus dem Kaukasus gehen rabiat gegen Schwule vor. Jemand muss den Druck, der auf roher Gewalt basiert, erwidern.

OK. Wie reagierst du auf Menschen, die sagen, dass Hitler Homosexuelle nicht unbedingt gemocht hat?
Zur damaligen Zeit waren sehr harte Maßnahmen angesagt, aber sie haben funktioniert und Früchte getragen. Ich denke nicht, dass Hitler selbst wollte, dass Homosexuelle in die Gaskammern wandern, aber die Ideologie verlangte das.